MARKT HOLZKIRCHEN
Das Holzkirchener Gemeindegebiet liegt im nordwestlichen
Landkreis im leicht bewegten, voralpinen Hügelland, am
Übergang zur Münchner Schotterebene.
Bis zur Gemeindegebietsreform 1978 bildeten der Markt
Holzkirchen und das Dorf Marschall die Gemeinde, deren
Umfang weitgehend auch dem Holzkirchener Pfarrsprengel
entsprach. Seitdem sind die ehemaligen Gemeinden Hartpen-
ning im Südwesten und Föching im Nordosten angeschlossen,
die fast gänzlich landwirtschaftlich orientiert sind. Die über-
örtliche Bedeutung von Holzkirchen ergibt sich aus der Lage
im Schnittpunkt alter, bis zur Gegenwart wichtiger Straßen.
Die älteste und wichtigste, die nordwestlich von München
durch die Forste und Rodungsinseln der Schotterebene her-
beiführende Bundesstraße (B 13), zweigt in Holzkirchen (als
B 318) nach Tegernsee ab und verband durch Jahrhunderte
die Residenzstadt mit dem bedeutendsten Kloster Oberbay-
erns, der 946 gegründeten Abtei Tegernsee. Holzkirchen war
Zwischenstation auf diesem Weg und wurde es im 1. Viertel
des 19. Jh. erneut am Reiseweg des Münchner Hofes zwischen
der Hauptstadt und der Sommerresidenz des Königs in Te-
gernsee. Seitdem folgten auch die Ströme des Fremdenver-
kehrs diesem Weg.
Lebensnotwendig für die in ökonomischer und verkehrlicher
Hinsicht ungünstig am Hochgebirgsrand gelegene Abtei war
die Straßenverbindung in das nordwestliche Vorland, nach
Holzkirchen, wo ein Schwerpunkt ihres Grundbesitzes lag.
Holzkirchen wurde zentraler Ort unter der geistlichen Grund-
herrschaft der Abtei Tegernsee.
Eine weitere alte Straße, zeitweise als Salzstraße bedeutend,
verlief von Reichenhall, Rosenheim, Aibling über Holzkir-
chen nach Tölz und ins Allgäu. An diesem Verkehrsweg lie-
gen die beiden größten Siedlungen des heutigen Gemeinde-
gebietes außerhalb des Marktortes, Großhartpenning und Fö-
ching, die sich als bäuerliche, auch von Handwerkern besie-
delte Straßendörfer mit eigenen alten Pfarrkirchen entlang
dem Straßenlauf entfaltet haben.
Die alte Funktion als Verkehrsknotenpunkt wurde 1857 durch
den Bau der Eisenbahn von München nach Holzkirchen und
weiter nach Rosenheim und die Anlage von Stichbahnen 1861
bis Miesbach, später bis Bayrischzell, 1878 nach Tölz und
1882 zum Tegernsee erneuert, und noch beim Bau der Auto-
bahn München-Salzburg in den dreißiger Jahren wurde auf
Holzkirchen Bezug genommen unter Vernachlässigung der
weiter nördlich gelegenen alten Straße München-Aibling-Ro-
senheim.
Neben den genannten beiden größeren Pfarrdörfern Groß-
hartpenning und Föching gehören die kleineren, noch heute
bäuerlich geprägten Kirchorte Kleinhartpenning, Sufferloh,
Thann, Fellach und Roggersdorf einige Weiler und im Süden
gelegene Einödhöfe zur Gemeinde.
Bei den historischen Bauernhäusern ist wie im übrigen Land-
kreis der Einfirsthof üblich; einige Bauten besitzen noch
Blockbau-Obergeschosse des 17. bis frühen 18. Jh.
Grünlandwirtschaft (Milcherzeugung), Ackerbau und Forst-
wirtschaft sind außerhalb des Marktortes die traditionell do-
minierenden Erwerbszweige.
Holzkirchen
Die Entstehung der Siedlung Holzkirchen, dem Ort mit einer
Kirche «im Holz», d. h. im Walde, wird mit einem Kammer-
gut in Verbindung gebracht, in welchem König Ludwig das
Kind 906 und 909 amtierte. Um das Jahr 1000 wird in den Ur-
kunden die Kirche genannt.
Seit dem Frühmittelalter bis zur Säkularisation 1803/06 übte
die Abtei Tegernsee die Grund- und Klosterhofmarksherrschaft
aus und baute den Ort, in dessen Marktplatz drei Straßen zu-
sammenlaufen unter dem Regiment eines Klosterrichters zum
Klostermarkt aus.
Der Marktort (693 m), bestand 1796 aus 71 Häusern mit 400
Einwohnern. Die häufigen Brandunglücke (u.a. 1490, 1532,
1562), Kriegsdurchzüge u.a. Katastrophen hatten trotz der
wirtschaftlichen Standortvorteile eine bedeutendere Entwick-
lung des Ortes verhindert. Die Marktkirche besaß vor 1855
keine Pfarrechte. Der Markt war unbefestigt, am Marktplatz,
auf dem sich der überörtliche und örtliche Getreide-, Salz-
und Weinhandel vollzog, und an den drei strahlenförmig von
ihm ausstrahlenden Hauptstraßen, herrschte ländliche, offene
Bebauung vor.
1844, 1861 und 1895 wurde der Ortskern erneut durch Brände
verwüstet. Der Wiederaufbau schuf im wesentlichen das heu-
tige Bild mit drei geschlossen bebauten urbanen Platzfronten
im Westen, Süden und Norden in Formen des Historismus.
Im östlichen Teil blieb auch nach der Verlegung des Friedho-
fes 1807, der Freistellung der Marktkirche und der Beseiti-
gung kleinerer Wohnbauten im 19. Jh. der ältere, offene Cha-
rakter der Bebauung anschaulich.
Abt-Caspar-Straße. Bildstock, Tuffpfeiler, 17. Jh.; bei Haus
Nr. 25.
Der Bildstock steht am alten Fußweg nach Marschall. Der
Aufsatz mit drei leeren Bildnischen.
Marktplatz 1. Rathaus, giebelständiger Bau, gotisierend, mit
Treppengiebeln, 1842 und 1896, im Kern wohl 17./18. Jh.
Zu den Tegernseer Amts- und Speicherbauten am Marktplatz
zählte der Zehentstadel, in den die Abgaben der bäuerlichen
Klosteruntertanen einzuliefern waren. Der massive Bau kam
1827 an die Marktgemeinde, die ihn 1842 als Rathaus, Waage
und Spritzenhaus ausbaute und 1896 nochmals veränderte.
Dabei sollten die Treppengiebel an gotisch-mittelalterliches
Städtewesen erinnern und die Wirkung des kleinen Baus stei-
gern, während das getreppte Gruppenfenster im Giebel und
die Segmentbogenfenster charakteristisch für bayerische
Amstbauten des 19. Jh. sind. 1935 erfolgten erneut Umbauten.
Im Inneren eine Folge von Ansichten des Marktes, die vor
und nach dem großen Ortsbrand von 1861 entstanden sind.
Marktplatz 7. Wohn- und Geschäftshaus, mit dreieinhalbge-
schossiger Neurenaissancefassade und Eisenbalkon, um
1890/1900.
Um den Holzkirchener Marktplatz entstanden nach dem
Ortsbrand von 1861 große Gasthöfe und Geschäftshäuser
nach städtischer Art, in denen sich auch die neue Bedeutung
des Ortes als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt im bayeri-
schen Oberland seit 1857 manifestiert. Bevorzugt wurden Fas-
sadengestaltungen im Stil der späten Maximilianszeit, dann
der Neurenaissance, wofür das Haus Marktplatz 7 eines der
letzten unveränderten charakteristischen Beispiele ist.
Marktplatz 9. Wohn- und Geschäftshaus, Putzbau mit Flach-
satteldach, Nordwestteil der Giebelfront vorgezogen, im Kern
18. Jh., erneuert um 1900.
Das sog. Maderschusterhaus erinnerte mit seinem vorstehen-
den Flachsatteldach als einziges Haus am Marktplatz an den
alpenländischen Charakter der Bebauung vor dem Ortsbrand
1861. Die Putzgliederungen und Segmentbogenfenster gingen
auf die Erneuerung im 19. Jh. zurück.
Das Haus wurde leider 1985 abgebrochen.
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Das Holzkirchener Gemeindegebiet liegt im nordwestlichen
Landkreis im leicht bewegten, voralpinen Hügelland, am
Übergang zur Münchner Schotterebene.
Bis zur Gemeindegebietsreform 1978 bildeten der Markt
Holzkirchen und das Dorf Marschall die Gemeinde, deren
Umfang weitgehend auch dem Holzkirchener Pfarrsprengel
entsprach. Seitdem sind die ehemaligen Gemeinden Hartpen-
ning im Südwesten und Föching im Nordosten angeschlossen,
die fast gänzlich landwirtschaftlich orientiert sind. Die über-
örtliche Bedeutung von Holzkirchen ergibt sich aus der Lage
im Schnittpunkt alter, bis zur Gegenwart wichtiger Straßen.
Die älteste und wichtigste, die nordwestlich von München
durch die Forste und Rodungsinseln der Schotterebene her-
beiführende Bundesstraße (B 13), zweigt in Holzkirchen (als
B 318) nach Tegernsee ab und verband durch Jahrhunderte
die Residenzstadt mit dem bedeutendsten Kloster Oberbay-
erns, der 946 gegründeten Abtei Tegernsee. Holzkirchen war
Zwischenstation auf diesem Weg und wurde es im 1. Viertel
des 19. Jh. erneut am Reiseweg des Münchner Hofes zwischen
der Hauptstadt und der Sommerresidenz des Königs in Te-
gernsee. Seitdem folgten auch die Ströme des Fremdenver-
kehrs diesem Weg.
Lebensnotwendig für die in ökonomischer und verkehrlicher
Hinsicht ungünstig am Hochgebirgsrand gelegene Abtei war
die Straßenverbindung in das nordwestliche Vorland, nach
Holzkirchen, wo ein Schwerpunkt ihres Grundbesitzes lag.
Holzkirchen wurde zentraler Ort unter der geistlichen Grund-
herrschaft der Abtei Tegernsee.
Eine weitere alte Straße, zeitweise als Salzstraße bedeutend,
verlief von Reichenhall, Rosenheim, Aibling über Holzkir-
chen nach Tölz und ins Allgäu. An diesem Verkehrsweg lie-
gen die beiden größten Siedlungen des heutigen Gemeinde-
gebietes außerhalb des Marktortes, Großhartpenning und Fö-
ching, die sich als bäuerliche, auch von Handwerkern besie-
delte Straßendörfer mit eigenen alten Pfarrkirchen entlang
dem Straßenlauf entfaltet haben.
Die alte Funktion als Verkehrsknotenpunkt wurde 1857 durch
den Bau der Eisenbahn von München nach Holzkirchen und
weiter nach Rosenheim und die Anlage von Stichbahnen 1861
bis Miesbach, später bis Bayrischzell, 1878 nach Tölz und
1882 zum Tegernsee erneuert, und noch beim Bau der Auto-
bahn München-Salzburg in den dreißiger Jahren wurde auf
Holzkirchen Bezug genommen unter Vernachlässigung der
weiter nördlich gelegenen alten Straße München-Aibling-Ro-
senheim.
Neben den genannten beiden größeren Pfarrdörfern Groß-
hartpenning und Föching gehören die kleineren, noch heute
bäuerlich geprägten Kirchorte Kleinhartpenning, Sufferloh,
Thann, Fellach und Roggersdorf einige Weiler und im Süden
gelegene Einödhöfe zur Gemeinde.
Bei den historischen Bauernhäusern ist wie im übrigen Land-
kreis der Einfirsthof üblich; einige Bauten besitzen noch
Blockbau-Obergeschosse des 17. bis frühen 18. Jh.
Grünlandwirtschaft (Milcherzeugung), Ackerbau und Forst-
wirtschaft sind außerhalb des Marktortes die traditionell do-
minierenden Erwerbszweige.
Holzkirchen
Die Entstehung der Siedlung Holzkirchen, dem Ort mit einer
Kirche «im Holz», d. h. im Walde, wird mit einem Kammer-
gut in Verbindung gebracht, in welchem König Ludwig das
Kind 906 und 909 amtierte. Um das Jahr 1000 wird in den Ur-
kunden die Kirche genannt.
Seit dem Frühmittelalter bis zur Säkularisation 1803/06 übte
die Abtei Tegernsee die Grund- und Klosterhofmarksherrschaft
aus und baute den Ort, in dessen Marktplatz drei Straßen zu-
sammenlaufen unter dem Regiment eines Klosterrichters zum
Klostermarkt aus.
Der Marktort (693 m), bestand 1796 aus 71 Häusern mit 400
Einwohnern. Die häufigen Brandunglücke (u.a. 1490, 1532,
1562), Kriegsdurchzüge u.a. Katastrophen hatten trotz der
wirtschaftlichen Standortvorteile eine bedeutendere Entwick-
lung des Ortes verhindert. Die Marktkirche besaß vor 1855
keine Pfarrechte. Der Markt war unbefestigt, am Marktplatz,
auf dem sich der überörtliche und örtliche Getreide-, Salz-
und Weinhandel vollzog, und an den drei strahlenförmig von
ihm ausstrahlenden Hauptstraßen, herrschte ländliche, offene
Bebauung vor.
1844, 1861 und 1895 wurde der Ortskern erneut durch Brände
verwüstet. Der Wiederaufbau schuf im wesentlichen das heu-
tige Bild mit drei geschlossen bebauten urbanen Platzfronten
im Westen, Süden und Norden in Formen des Historismus.
Im östlichen Teil blieb auch nach der Verlegung des Friedho-
fes 1807, der Freistellung der Marktkirche und der Beseiti-
gung kleinerer Wohnbauten im 19. Jh. der ältere, offene Cha-
rakter der Bebauung anschaulich.
Abt-Caspar-Straße. Bildstock, Tuffpfeiler, 17. Jh.; bei Haus
Nr. 25.
Der Bildstock steht am alten Fußweg nach Marschall. Der
Aufsatz mit drei leeren Bildnischen.
Marktplatz 1. Rathaus, giebelständiger Bau, gotisierend, mit
Treppengiebeln, 1842 und 1896, im Kern wohl 17./18. Jh.
Zu den Tegernseer Amts- und Speicherbauten am Marktplatz
zählte der Zehentstadel, in den die Abgaben der bäuerlichen
Klosteruntertanen einzuliefern waren. Der massive Bau kam
1827 an die Marktgemeinde, die ihn 1842 als Rathaus, Waage
und Spritzenhaus ausbaute und 1896 nochmals veränderte.
Dabei sollten die Treppengiebel an gotisch-mittelalterliches
Städtewesen erinnern und die Wirkung des kleinen Baus stei-
gern, während das getreppte Gruppenfenster im Giebel und
die Segmentbogenfenster charakteristisch für bayerische
Amstbauten des 19. Jh. sind. 1935 erfolgten erneut Umbauten.
Im Inneren eine Folge von Ansichten des Marktes, die vor
und nach dem großen Ortsbrand von 1861 entstanden sind.
Marktplatz 7. Wohn- und Geschäftshaus, mit dreieinhalbge-
schossiger Neurenaissancefassade und Eisenbalkon, um
1890/1900.
Um den Holzkirchener Marktplatz entstanden nach dem
Ortsbrand von 1861 große Gasthöfe und Geschäftshäuser
nach städtischer Art, in denen sich auch die neue Bedeutung
des Ortes als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt im bayeri-
schen Oberland seit 1857 manifestiert. Bevorzugt wurden Fas-
sadengestaltungen im Stil der späten Maximilianszeit, dann
der Neurenaissance, wofür das Haus Marktplatz 7 eines der
letzten unveränderten charakteristischen Beispiele ist.
Marktplatz 9. Wohn- und Geschäftshaus, Putzbau mit Flach-
satteldach, Nordwestteil der Giebelfront vorgezogen, im Kern
18. Jh., erneuert um 1900.
Das sog. Maderschusterhaus erinnerte mit seinem vorstehen-
den Flachsatteldach als einziges Haus am Marktplatz an den
alpenländischen Charakter der Bebauung vor dem Ortsbrand
1861. Die Putzgliederungen und Segmentbogenfenster gingen
auf die Erneuerung im 19. Jh. zurück.
Das Haus wurde leider 1985 abgebrochen.
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