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GEMEINDE VALLEY

Die Gemeinde, im Norden des Landkreises gelegen, umfaßt
das Kerngebiet der ehemaligen, 1818 bzw. bei Aufhebung der
Patrimonialgerichte, 1848, erloschenen Hofmark Valley, die
seit 1656 im Rang einer Grafschaft gestanden hatte.
Von den Waldhängen des voralpinen Taubenbergs im Süden,
wo bei dem abgelegenen Weiler Fentberg'162 m Höhe erreicht
werden, dehnt sich das Gemeindegebiet nach Norden über
die teils offene, teils bewaldete Landschaft am Südostrand
der Münchner Schotterebene bis zu den Waldrändern des
Hofoldinger Forstes im Nordwesten und der Helfendorfer
Flur im Norden, die in ca. 625 m bis 640 m Höhe liegen, aus.
Im Osten bildet der tief eingeschnittene Mangfallgraben die
natürliche Grenze.
Der Nordteil der Gemeinde mit Sollach, Hohendilching und
Grub gehörte bis zu ihrer Auflösung 1978 zur Gemeinde Fö-
ching.
Die Verwaltung der Gemeinde hat ihren Sitz z.Zt. in Mitter-
darching; ein neues Gemeindeamt in Unterdarching, das seit
1825 Expositur bzw. Pfarrsitz ist, befindet sich im Bau.
Die Verkehrs-, siedlungs- und herrschaftsgeschichtlichen Ent-
wicklungen im Valleyer Raum und an der mittleren Mangfall
standen seit frühgeschichtlicher Zeit in besonderer Abhängig-
keit von den naturräumlichen Besonderheiten dieses Gebiets.
Die von Süden aus dem Tegernsee heranfließende, ab
Weyarn in eine enge Talrinne gedrängte Mangfall wird bei
Grub in jähem Bogen und gegen das allgemeine Gefälle der
Landschaft nach Südosten abgelenkt, weil die quer verlau-
fende Moräne des Inngletschers nicht durchbrochen werden
konnte. Der vom Flußbogen eingefaßte Landsockel wurde
seit der Latenezeit bis zum Hochmittelalter bevorzugt für die
Anlage von Befestigungen (siehe Gemeinde Weyarn).
Nur 2,5 km nördlich des Mangfallbogens verlief die west-öst-
liche Römerstraße von Augsburg nach Salzburg. Diese
kreuzte bei dem Isinisca genannten, bei Helfendorf vermute-
ten Ort eine nord-südliche Römerstraße, die noch der Regens-
burger Bischof St. Emmeram auf einer Reise nach Rom be-
nutzte, als er im nahegelegenen Kleinhelfendorf 652 sein
Martyrium erlitt.
Spuren dieses offenbar südwärts zum Alpenrand strebenden
Verkehrsweges sind bisher südlich von Helfendorf noch nicht
gefunden worden. Gruppen von römischen Funden am linken
Mangfall-Hochufer auf der Linie Helfendorf-Grub-Valley
geben jedoch Hinweise auf den Verlauf dieser Straße, die un-
ter dem Schutz einer wahrscheinlichen doch noch nicht nach-
gewiesenen befestigten römischen Station auf dem Valleyer
Burgberg die Mangfall gequert haben dürfte.
Die seit hochmittelalterlicher Zeit geschaffenen Verkehrsver-
bindungen im Bereich des nördlichen Landkreises hatten mit
der Schwierigkeit der Überwindung des Mangfallgrabens zu
rechnen. So verlief die Chaussee München-Höhenkirchen -
Miesbach-Schliersee im 18. und 19.Jh. westlich vor dem Gra-
ben über Kreuzstraße-Unterdarching und querte den Fluß
bei der Mühlthal er Brücke, die offenbar wegen ihrer Nähe
zum Kloster Weyarn in den nachmittelalterlichen Jahrhun-
derten der Valleyer Brücke vorgezogen wurde.
Noch beim Eisenbahnbau München-Holzkirchen-Aibling-
Rosenheim-Salzburg 1854f. umfuhr man das Mangfallknie
und bediente sich dazu des sog. Teufelsgrabens, einer eiszeitli-
chen Schmelzwasserrinne zwischen Holzkirchen und Grub.
Dagegen überspannt die moderne Autobahn München-Salz-
burg (E 11), welche die Gemeinde durchschneidet, mit der
Weyarner Brücke die Mangfall und führt den west-östlichen
Fernverkehr im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahrhun-
derten erstmals direkt am Alpenrand entlang.
Die im Landkreis Miesbach einzigartig frühe mittelalterliche
(bajuwarische) Besiedlung des Valleyer Raumes, belegt durch

die für das 6. bis 8.Jh. charakteristischen Reihengräberfunde
bei Grub, Valley, Unterdarching und die bajuwarischen Suffix
-ing-Vorkommen in den Ortsnamen Darching, Dilching und
Föching, spiegelt zweifellos die vorangegangene römerzeit-
liche Verkehrs- und Siedlungserschließung wider, die also
weiterhin siedlungsbildend wirkte. Das waldfreie Offenland
in den Niederterrassen von Darching isX altbesiedeltes und alt-
kultiviertes Ackerland, wie es sonst in den erst im Hochmittel-
alter gerodeten und besiedelten südlichen Teilen des Land-
kreises nirgendwo zu finden ist.
Aus der Burgherrschaft Valley, die sich auf dem Boden mittel-
alterlichen Königsgutes entfalten konnte, wurde die Hofmark
und spätere Grafschaft Valley ausgebaut, die zum Landgericht
Aibling gehörte.
Über seine Gemahlin Haziga war der Valleyer Besitz im
11. Jh. an Graf Otto I. v. Scheyern gelangt, dessen Besitznach-
folger an der Mangfall sich Grafen v. Valley nannten und
wahrscheinlich bis kurz vor 1125 auf Burg Grub, dann auf
Valley saßen.
Das Gemeindegebiet ist unverändert seit der Zeit der frühmit-
telalterlichen Besiedlung der ertragreichen, auch für Acker-
bau geeigneten Böden, landwirtschaftlich strukturiert. Die
Bauern siedelten in der Regel in geschlossenen Dörfern, de-
ren historische Grund- und Aufrißstrukturen überdurch-
schnittlich gut erhalten sind. In Grub und Kreuzstraße erfolgte
ebenso wie im benachbarten Kleinkarolinenfeld im frühen 19.
Jahrhundert noch eine Nachkolonisation durch Pfälzer Ein-
wanderer.
Das historische Bauernhaus ist der zweigeschossige, mit dem
Giebel nach Osten gerichtete Einfirsthof, der bis zum mittle-
ren 18. Jahrhundert meist als reiner Holzblockbau aufgezim-
mert war.
Die kirchliche Kunst und der Kirchenbau wurden von
Münchner Werkstätten, seit der Barockzeit vom Kloster
Weyarn, bestimmt, das in den meisten Kirchen die Pfarrdien-
ste versah.
Die historischen Gewerbe im Mangfallgrund sind erloschen,
die Mühlen erfuhren neue Nutzung. Es entstanden jedoch seit
etwa 1880 bemerkenswerte Bauten der Münchner Wasserver-
sorgung in diesem Tal.
Valley
Burgstall «Schloßberg», Bereich Schloß Valley (Valley, Fl. Nr.
1-2, 4-7, 9-14, 80, so 12-7).
Am westlichen Ortsrand von Valley wurden 1904/05 Boden-
funde gehoben, die zu wenigstens 15 Körpergräbern des 4. Jh.
gehören; 500 m NNÖ wurden 1936 weitere 5 Gräber bekannt,
die u.a. eine bronzene Gürtelschnalle des 4.Jh. enthielten,
und 1963 wurden im Schloßgarten Valley, unmittelbar südlich
des Schloßgutes, 11 Gräber mit Beigaben des 3. und 4. Jh. auf-
gefunden. Aus der Existenz dieser Friedhöfe kann geschlos-
sen werden, daß in Valley während der römischen Kaiserzeit
zwei gleichzeitige Wohnplätze bestanden.
Darüberhinaus kann angenommen werden, daß der Valleyer
Schloßberg, die Bergzunge zwischen Mangfallgrund und
Höllgraben, nordöstlich dieser Wohnplätze gelegen, als befe-
stigte römische Militärstation ausgebaut war. Zweck eines sol-
chen Stützpunktes, vergleichbar der spätantiken Spornbefesti-
gung von Grünwald b. München, könnte die Sicherung eines
Verkehrsweges durch den Talgrund, einer Brücke über den
Fluß oder eines Fährplatzes gewesen sein.
Nur ein sehr geringer Teil des nach allen Seiten steil abfallen-
den Schloßberges bzw. seines Burgstalls, über dem sich bis
1740 das aus der mittelalterlichen Burg entwachsene Valleyer
Hofmarksschloß erhob, konnte bisher genauer untersucht
werden.

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