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Seestraße 55. Alter Pfarrhof Egern, stattlicher, zweigeschossi-
ger Putzbau über hohem Kellergeschoß, wohl Anfang 19. Jh.
Das stattliche, durch Ecklisenen, Gesimse und Fensterfaschen
gegliederte Gebäude mit seinem charakteristischen Krüppel-
walmdach wurde wahrscheinlich kurz nach der Säkularisa-
tion erbaut.
Seestraße 57. Kath. Pfarrkirche St. Laurentius, spätgotische
Anlage, 1466 wohl von Alex Gugler erbaut, barockisiert
1671/72; Taufkapelle, spätgotisch, erbaut 1508 als Friedhofs-
kapelle (Totensakrer) St. Sebastian und Rochus, am nördlichen
Friedhofseingang; Friedhof, Anlage mittelalterlich, Ummaue-
rung wohl 17./18.Jh., an der Südseite 1892; Grabdenkmäler
des 19. bis frühen 20. Jh., Grabdenkmal für Baron Ponsonby
(t 1861), für Ludwig Thoma (1867-1921), für Ludwig Gang-
hofer (1855-1920), für Leo Slezak (1873-1946); Steinplatte
mit Antritt, nach Überlieferung im 17.Jh. als Pranger verwen-
det, am nördlichen Friedhofseingang.
Über dem Seeufer aufragend, von einem bedeutenden Fried-
hof umgeben und begleitet von der Totenkapelle, dem alten
Pfarrhof, dem Mesnergütl und den zusammenhängenden
Baukörpern des ehemaligen Schul- und des Lehrerhauses, be-
zeichnet die Egerner Laurentiuskirche die Mitte einer alten
Pfarrei, die bis 1803 auch das Kreuther Tal einschloß. Die
Baugruppe gilt seit dem 19. Jahrhundert als eines der berühm-
testen malerischen Dorfmotive aus Oberbayern.
Die erste Egerner Kirche entstand 1111 unter Abt Aribo von
Tegernsee, die jetzige, in der Anlage spätgotische, 1466 wohl
durch den Klosterbaumeister Alex Gugler, unter Abt Konrad
Ayrinschmalz. Von der Ausstattung dieser Kirche ist ein Ma-
rientod-Relief des späten 15.Jh., vom spätgotischen Fresken-
schmuck u. a. eine Darstellung der Kreuzigung Christi und
des Stifters Jörg Erlacher, bez. 1478, an der südlichen Fassade
erhalten. Der Innenraum wurde 1671/72 im Frühbarockstil
umgestaltet. Der Schlierseer Meister Martin stuckierte in der
typischen geometrischen Schlierseer Art Gewölbe und Fen-
sterleibungen. In origineller Weise wurden die spätgotischen
Wandvorlagen bis auf ihre Sockel ummantelt und mit Ran-
kenwerk und Kapitellen verziert. Der Hochaltar von 1689,
mit einer Darstellung des Hl. Laurentius von Hans Georg
Asam (1649-1711), wurde 1746 im Frührokokostil nochmals
umgestaltet (gewundene Säulen, reich bewegter Auszug). Die
Seitenaltäre 1685 aufgestellt. Im Marienaltar «Unsere Liebe
Frau von Egern», ein spätgotisches Gnadenbild, das in der
Barockzeit große Verehrung genoß. In diesem Zusammen-
hang mußte die Kirche 1707/08 um drei Joche nach Westen
verlängert werden.
Die Friedhofskapelle an der Nordseite der Kirche, in Egern
Totensakrer genannt, wurde 1508 zu Ehren der Pestheiligen
Sebastian und Rochus erbaut; sie ist seit 1966 als Taufkapelle
genutzt. Eine Grabplatte erinnert an den letzten Benediktiner
des 1803 aufgelösten Tegernseer Konvents.
Im alten ummauerten, Anfang des 20. Jahrhunderts nach Sü-
den erweiterten Friedhof die Familiengrabstätten der alteinge-
sessenen Bauern-, Fischer-, Handwerker- und Hoteliersfami-
lien, z. T. in barocker Tradition mit geschmiedeten Grabkreu-
zen, darüber hinaus z.T. aufwendige Grabdenkmäler der seit
der Mitte des 19. Jahrhunderts in Rottach-Egern ansässig ge-
wordenen Aristokraten, Fabrikanten und Künstler, von letz-
teren besonders die Grabstätten der Dichter Ludwig Thoma
und Ludwig Ganghofer sowie des Kammersängers Leo Sle-
zak. Bemerkenswert auch das spätklassizistische Grabdenk-
mal für den Engländer Ponsonby, der sich Mitte des 19. Jahr-
hunderts in Egern als einer der ersten Fremden niedergelas-
sen hatte.

Egern, Alter Pfarrhof und Kirche


Egern, Seestraße 55, Alter Pfarrhof, Gartenseite


Egern, Kath. Pfarrkirche St. Laurentius


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