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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 15.1994

DOI Artikel:
Werchan, Hans-Ulrich: Ethik, Design und Lehre - Initialbeitrag zur Arbeitsgruppe "Alternative Ausbildungskonzepte im Design"
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https://doi.org/10.11588/diglit.31839#0167

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Hans - Ulrich Werchan

Ethik, Design und Lehre -
Initialbeitrag zur
Arbeitsgruppe
"Alternative Ausbildungs-
konzepte im Design."

Vor der Fragestellung:

WIE kann man ethische Fragen des Design in
der Ausbildung vermitteln ?
stehen die Fragen:

KANN man ethische Fragen des Design in der
Ausbildung vermitteln ? und
SOLLTE man ethische Fragen des Desigrr in
der Ausbildung vermitteln ?

Letzteres Problem ist insofern unscharf formu-
liert, als jede Stoffvermittlung ethische Kompo-
nenten berührt, also die Frage in der Form
eigentlich nicht steht. Zu überlegen wäre, ob die-
se Aspekte explizit behandelt werden sollten.
Statt einer Antwort im folgenden einige Versu-
che der Näherung an das Thema, die mögliche
Ansätze zur Auseinandersetzung enthalten.

1. Denken lernen !

Zu einer Designausbildung zählt die Vermittlung
geisteswissenschaftlicher Grundlagen des Stu-
dienfaches konkret sowie eine allgemeine Ver-
mittlung philosophischen Denkens.

Philosophie nicht im Sinne der Erklärung der
Welt, der Beantwortung der Fragen nach Sinn
und Zweck und Motiv und Ursprung... des Le-
bens - sondern als Vorstellen und Nachvollzie-
hen von Denkmodellen.

Ziel sollte sein, Fragen an das Leben, die
Gesellschaft und sich selbst zu stellen und
Antwortmöglichkeiten im Sinne von Antwort-
Findungs-Möglichkeiten zu eröffnen.

Dazugehörig sind die Gebiete der Kultur-, Kunst-
oder/und Designgeschichte als Geschichte der
Wechselwirkung sozialer Prozesse und räum-
lich gegenständlicher Entäußerungen.
Gleichfalls zählen dazu Sozialwissenschaften,

Kommunikationswissenschaften.... also Fächer,
die sich mit den Problemen menschlicher Be-
ziehungen befassen.

Das Ergebnis dieser Vermittlung geisteswis-
senschaftlicher Grundlagen wären keine Abruf-
und einklagbaren Richtlinien, Regeln oder gar
Gelöbnisse sondern möglichst weite Such-
felder, Kenntnisse von Analysemöglichkeiten...

2. Methodik lernen:

Der handwerkliche Aspekt zur Herausbildung
ethisch begründeter Einstellungen für Studie-
rende ist das Kennenlernen von methodischen
Grundlagen. Methoden, die dazu dienen

- Probleme zu erkennen,

- Probleme zu formulieren,

- Probleme zu strukturieren,

- Lösungsmöglichkeiten zu erproben,

- Alternativen zu denken und zu diskutieren...

Die Betonung liegt dabei auf der Problem-
orientierung und nicht auf der Zielzentrierung.

Ein wesentlicher Schwerpunkt ist das Heraus-
bilden der Fähigkeit zur Selbstthematisierung:
Das meint das Finden von motivierenden in-
haltlich-formalen Ansätzen, die problemadäquat
und sinnvoll sind.

Gerade weil von mir Denk- und Sichtweisen als
Möglichkeiten und nicht als Dogma begriffen
werden, bekommt die Methodik besondere Be-
deutung.

3. Sozialverhalten trainieren

Das Erlernen von Methodik betrifft keinesfalls
nur die inhaltsorientierte Seite!

Noch wichtiger erscheint mir die Vermittlung
prozeßorientierter Methodik:

Darunter verstehe ich das Kennenlernen und
Erproben von unterschiedlichen Arbeitsformen.
Erfahrungen sollten gemacht werden mit Me-
thoden

- zum bewußtem Ausnutzen von Gruppendy-
namik,

- zur Demokratisierung und Gleichberechtigung
als Grundprinzip kollektiver Tätigkeit,

- zum bewußten Wechsel von Arbeitsteilung und
Alleingängen,

- zur eigenen Motivierung' (Sinnvoll ist es, nur
Themen zu bearbeiten, die sich irgendwie so
formulieren lassen, daß ein ehrliches Interes-

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