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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 9.1892

DOI Artikel:
Schöttle, Johann Evang.: Zur Geschichte des Klettgaues, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15867#0028

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Die Stadt Bitlinge».
Diese Stadt wurde von den Herzogen von Zähringen
erbaut. Als die Nachkommen Bertholds V. und seiner Ge-
mahlin Agnes sich in zwei Linien teilte», verblieb Villingen
bei Heinrich, dem Gründer der Fürstenberger Linie.
Im Jahre 1257 hatte er dasHansdes I o h a n nitc r-
ordens in Villingen gegründet „zu Hilf des Heiligen
Erdreichs vnd in Erc saut Johanscn des Tosfers".
Vom Spital des Hauses St. Johanns, „das wir von
nuwen gestifft haben in vnser statt Villingen", gab n. 1282
Egon schenkweisc einen Platz in der Stadt her, wo das
Armenspital zum heiligen Geist gebaut worden ist,
mit denselben Privilegien wie in Freiburg, als Scelgeräte für
sich und seine Eltern Heinrich von Fürstenberg und Agnes,
Gräfin. Herzog Albert von Oesterreich bestätigte diese Schen-
kung n. 1337.
Graf Heinrich sein, Vater, hatte n. 1268 den Fran-
z iskaner - Ko n vent in Villingen eingcführt. Erster Guar-
dian war Heinrich von Freiburg, woher auch Graf Heinrich
n. 1269 die ersten Brüder berufen hatte. Er und Agnes
stellten diesen Minoriten n. 1270 auch den ersten Freiheits-
bries ans, worin er auch seinen Hof bei der St. Nikolans-
kapellc an die Klosterfrauen schenkte. Da das Geld zum Ban
nicht hinreichte, gab Kardinal Petrus Capotins, päpstlicher
Legat in Deutschland, allen denen, welche zum Bail beihalfen,
40 Tage Jndnlgenz. Dadurch gedieh die Sache in Bälde so,
daß die Frauen n. 1260 von Abt Heinrich von Tennebach
seine Güter in Asenhcim um 14 Mark Silber (ü 24 fl. rh.)
ankaufen konnten. Dazu kam noch n. 1270 ein Hof oder
eine Villa eigentlich, mit Aeckern und Wiesen, nahe bei der
St. NikolauSkapellc gelegen, mit Genehmigung Heinrichs,
Grafen von Urach und Herrn von Fürstenberg und seiner
Gemahlin Agnes.
A ilm.: n. 1254 hatte Heinrich mit Genehmigung seines
Bruders Konrad und Grafen Hartmann, senioris, Grafen
von Kyburg, Urach in Wirtenberg an die Grafen von
Wirtenbcrg verkauft. Es ist' also dieses Urach nicht zu ver-
wechseln oder als identisch zu erklären mit dem Turm (weißen)
bei Urach im Schwarzwalde, nicht weit hinter dem Urachthäle
gelegen.
Das Kloster Nenhans nächst Villingen, welches Papst
Gregor IX. n. 1238 in seinen Schutz genommen, existierte
anfangs des 14. Jahrhunderts nicht mehr.
n. 1270 haben die Schwestern von der St. Nikolans-
kapelle das Institut und die Regel des hl. Augustinus ange-
nommen. Uebrigens hatte schon lange vorher Gräfin Agnes
von Urach und Fürstenberg, Schwester Berthold V., einen
eigenen Hof in Villingen zur Errichtung eines Frauenklosters
geschenkt.
n. 1271 ist die Stadt, mit Ausnahme des Franziskaner-
tlosters und des Hauses der Johanniter, ein Raub der Flammen
geworden.
Das St. Klara-Kloster in Villingen, n. 1278 unter
der III. Regel des hl. Franziskus von einigen Bürgern erbaut,
wurde n. 1450 nach Nenhausen verlegt, aber widernm von
den Bürgern in die Stadt ausgenommen, und izt erst nahmen
diese Schwestern unter Gutheißung des Papstes SixtnS IV. i
die strengere Observanz der hl. Klara an.
Heinrich I. von Fürstenberg liegt in der größeren Kirche
zn Villingen begraben.

a. 1284 hinterließ er seinen Söhnen Friedrich und
Egon III. seine Besitzungen zur Verwaltung. Die Mllinger
Bürger aber verlangen für'sich einen eigenen Herrn, daher
teilten diese Brüder daö väterliche Erbgut. Egon erhielt neben
anderem Villingen und Haslach. So erwuchs nun eine neue
Linie, die aber n. 1386stnit Johannes, der bei Sempach fiel,
erlosch.
Villingen und Haslach hatte erst ihr Vater Heinrich von
Kaiser Rudolf I. unterm 24. Mai 1283 zu Lehen erhalten,
III, 204, und unterm 19. September desselben Jahres be-
stätigte auch der Reichskanzler Werner, Erzbischof voll Mainz,
diese Lehenschaft.
Graf Egon III. ist n. 1323 zn Villingen gestorben und
auch dort begraben. Er hatte zwei Brüder, die beide Pfarrer
in Villingen gewesen. Ebenso zwei Schwestern, deren eine.
Margareta, an Grafen Albert von Hohenberg geehelicht war
und 1288 starb; die andere, Elisabeths, war zuerst mit Bert-
hold von Falkenstein, nach dessen Tode aber mit Gott-
fried, Grasen von Tübingen, verehelicht und starb -n 1290
II, 25—27.
n. 1330 wurde Villingen dem Hanse Oesterreich zum
Nntznießungsrecht übergeben. Von den Grafen von Fürsten-
berg hatte es sich um Geld freigekanft. II, 133.
n. 1553 war die Universität Freiburg ans einige Zeit
nach Villingen verlegt gewesen, wegen der Kriegsnnrnhen.
Schon a. 1498 war Kaiser Maximilian einmal mit
großem Gefolge von Fürsten und hohem Adel samt Apparat
in Villingen und so wieder n. 1507 am St. Georgenfest.
n. 1506, am Feste der hl. Agnes, besuchte die Erz-
herzogin Margareta Villingen und ließ die 'Insignien ihrer
Vorfahren an der Mauer wieder erneuern.
Als n. 1515 der schwäbische Bund dem Herzog Ulrich
von Wirtenberg den Krieg erklärte, erhielt Villingen den
Auftrag, die benachbarten Gebiete des Herzogs zn besetzen.
Es zog mit 300 Bewaffneten in das Kloster St. George»,
zwang den Abt zur Uebergabe, der sich aber nngerne darin
fügte. Die St. Gcorgianer mußten nun Oesterreich, dem
schwäbischen Bunde und der Stadt den (Ad der Treue schwören.
Von da ab zogen die Villinger gen Schiltach, vereinigteil durch
abgesandte Boten die Rottweiler mit sich, nahmen die Stadt
Hornberg ein und nötigteil den Wirtenbergern den Eid der
Treue ab.
Im Bauernkrieg zeigten die Villinger besondere Mäßigung
gegen ihre Nachbarn und auch die einheimischen aufständischen
Bauern handelten vorsichtig und klug. u. 1525, Montag vor
Lichtmeß, brachte Georg Truchseß/ Haupt des schwäbischen
Bundes, vulZo Banernjörg, die der Stadt Villingen leibeigenen
Bauern des Bregachthales dahin, daß sie auf daö St. Blasi
fest (3. Februar) der^Stadt deu Eid der Treue schwuren.
n. 1526, am Sonntage Onasimodvgeniti, war wegen
der Unterhandlung mit den Bauern große Versammlung in
Villingen.
Als die Villinger mit den Noitweitern in das Gebiet
des Herzogs von Wirtenberg eingefallen, forderten die von
Zürich und Schaffhansen die Nottwciler auf, den schwäbischen
Bund zu verlassen. Es war also der lange Streit zwischen
denen von Villingni^und Rottweil wegen der Grenzen der
Jagdbarkeit von 1507 her vergessen und abgethan. II, 323.
(Fortsetzung folgt.)

Ztultgnrt, Buchdruckerei der Aktieugesellschust „Deutsches BvlkSblall'N
 
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