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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 9.1892

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Renz, Gustav Adolf: Die Reichsschenken von Schmalegg-Winterstetten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15867#0040

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32

gelegen), welche Herzog Philipp Schwaben und seine Ge-
mahlin Irene dem Kloster Weisscnan machten, verzeichnet
steht. Im daraus folgenden Jahre 1198 beteiligte sich Hein-
rich (I.) von Schmalegg am Zuge Philipps gegen seinen
Gegenkaiser Otto IV., wobei er sehr wahrscheinlich mit dem
Truchsessen Heinrich von Waldburg unter den Verteidigern
Aachens gewesen sein dürfte und wohnte am 15. August des-
selben Jahres mit Berthold von Neisfen, Truchseß Friedrich
von Waldburg, Schenk Albert von Tanne und einer glänzen-
den Schar anderer, schwäbischer Ritter und Edelleute und
hohenstaufischer Anhänger Philipps Krönung zu Mainz durch
Erzbischof Heinrich von Tarantaise bei. Auf diesem Zuge
Philipps starb oder fiel im Kampfe unter den ihn begleitenden,
treuen Hohenftanfenfreunden Ritter Konrad von Zusdorf und
bat vor seinem Tode seinen Oheim Heinrich von Schmalegg,
derselbe möge die aus seinem Hof zu Zogenweiler, den er,
Konrad von ZuSdorf, dem Kloster Weissenau geschenkt, aber
auf Lebenszeit behalten hatte, an Hugo von Weildorf ver-
pfändeten 20 Pfund ablösen und genannten Hof dem Kloster
Weissenau seinem Versprechen gemäß übergeben. Dieser letzten
Bitte seines Neffen entsprach Heinrich von Schmalegg aufs
gewissenhafteste.") Sieben Jahre später, 1205 30. Juli
treffen wir ihn mit König Philipp auf dem Reichstag zu
Augsburg, wo er wiederum als Zeuge figuriert in einer Ab-
machung zwischen Bischof Konrad von Negeusbnrg und Herzog
Ludwig von Bayern, über die Zuteilung von Kindern aus
Ehen zwischen kirchlichen und herzoglichen Dienstmannen")
und 1207 c. 14. Oktober mit vielen hohen Adeligen und
Hofbeamten, so Heinrich, Marschall von Chaleudin, Truchseß
Heinrich und Friedrich von Waldburg, Heinrich Kämmerer
von Ravensburg u. a. in Salzburg, als Philipp zwei Verein-
barungen zwischen Erzbischof Eberhard von Salzburg und
Gras Heinrich von Lechsgmünd beurkundete/") Im No-
vember desselben Jahres begleitete Heinrich von Schmalegg
König Philipp nach Nürnberg, ist Zeuge von dessen Bestäti-
gung der durch den Herzog Otto von Meran geschehenen
Ueberlassung der Burg Windberg an das Bistum Passau ")
und wird 1208 6. Februar in Straßbnrg in einer Urkunde
Philipps genannt, worin dieser dem Kloster Salem den durch
Konrad von Schwarzenberg an dasselbe geschehenen Verkauf
des Gutes Runsthal konfirmiert. ")
In welch hoher Gunst und bedeutendem Ansehen Hein-
rich (I.) von Schmalegg gerade bei Philipp von Schwaben
stand und welches unbegrenzte Vertrauen er in diesen seinen
langjährigen treuen Begleiter setzte, geht schon aus derThat-
sache hervor, daß ihn König Philipp zu Ende des Jahres 1207
als seinen bevollmächtigten Gesandten und Unterhändler zu
Friedensunterhandlungen nach Rom zu Papst Jnnocenz III. ")
sandte, wo er die Interessen seines königlichen Herrn aufs
angelegentlichste vertrat und das in ihn gesetzte hohe Ver-
trauen aufs glänzendste rechtfertigte. Wenn uns auch zu-
verlässige Nachrichten darüber mangeln, so mag es doch alle
Wahrscheinlichkeit für sich haben, daß Heinrich von Schmal-

i") WirtLg. U.-B. II, 320.
Dänin auic, Lcta 8t. Detri io Lu§ia S. 26.
2°) Non. Down XXIX, 523. Diecl, Loci. Olxk. Ilpiso.
Xatlsp. I, 287.
Non. Doica XXIX, 536 u. 538.
22) Non. Doica XXIX, 540.
2») Ze-itschr. f. d. Gesch. des Obcrrh. XXXV, 104 (U.-B. der
Cist.-Ablei Salem.)
24) Non. Lei'in. IV, 213.

egg, der zu Philipps besten und zuverlässigsten Freunden
zählte und in einem Zeitraum von 11 Jahren (1197—1208)
fast unausgesetzt zu des Königs nächster Umgebung gehörte,
auch an dem verhängnisvollen 21. Juni des Jahres 1208 am
königlichen Hof zu Bamberg geweilt und den prunkenden Hof-
festlichkeiten zur Vermählung des Herzogs Otto von Meran
mit Philipps Nichte Beatrix von Burgund beigewohnt hat
und wenn ew auch zur Stunde der Ermordung des Königs
nicht in dessen Gemach anwesend war, so doch gewiß unter
den wenigen Getreuen gewesen sein, die zur Zeit der entsetz-
lichen Katastrophe im bischöflichen Palast sich befanden.
Nach dem so unerwartet erfolgten tragischen Tode Phi-
lipps von Schwaben wandte sich der größte Teil der schwä-
bischen Reichsdienstmannen , welche bisher fest und treu zu
dem hohenstausischeu Kaiserhause gestanden, dem nun von sei-
nem Mitbewerber um die deutsche Kaiserkrone so glücklich be-
freiten Welfen Otto IV. zu, worunter auch unser Heinrich
von Schmalegg, der kaum ein Jahr nach Philipps Hingang
bereits unter den Begleitern Ottos in Ulm erscheint und
als Zeuge einer Schenkung dieses Kaisers für die Kirche
zu Buchau, 60. 1209 29. Januar aufgeführt wird.") Sei
es nun, daß er aus Altersrücksichten und müde des aufregenden
Hoflebens sich ins Privatleben zurückzog, sei es daß er die
stets bewährte Anhänglichkeit an die Hohenstaufen doch nicht
so recht vergessen konnte, kurz, er muß nach Philipps Tod
bald ganz aus der Oeffentlichkeit getreten sein, denn vom
Jahr 1209 ab begegnet er uns in keiner Ottonischen Urkunde
mehr und wir erfahren von ihm nur noch, daß er als »vir
pruckens« im Jahre 1210 zu Adelsreute in Verbindung mit
Propst Konrad von Weissenau u. a. in langjährigen Streitig-
keiten zwischen Kloster Salem eines- und Friedrich von
Waldburg und dessen Bauern zu Oberzell audernteils über
Beholzung und Schweinetrieb in Adelsreute vermittelt hat.")
Am 23. Oktober") des Jahres 1219, — das Kloster Ho-
fener Totenregisteruenntdeu 22. Oktober als seinen Sterbetag")
also in demselben Jahre, in welchem auch König Otto starb,
beschloß er sein thateureiches Leben, nachdem er am Hofe von
drei Herrschern gelebt und ihnen hervorragende Dienste ge-
leistet hatte.
Was nun Heinrich (I.) von Schmalegg familiäre Ver-
hältnisse anbetrifft, so wissen wir nur, daß er mit Mechtildis
von Kallendin höchst wahrscheinlich aus dein Geschlechte der
Marschälle von Kallendin") nüst denen in Gemeinschaft ihn
die Zeugenkataloge öfters aufweisen, vermählt war, wie aus
einer Schenkung von 40 Mark Silbers dieser seiner Gemahlin
an das Kloster Weissenau hervorgeht, der sich auch Heinrich
von Schmalegg selbst mit der Uebergabe seines Hofes in
Diethersholz") mit allen Zubehvrden im Wert von 12 Mark
Silbers , anschloß-"). (Forts, folgt.)

25) Stalin, a. a. O. II., 637 Anm.
2°) Zeitschr. f. d. Gesch. des Oberrh. XXXV, 112/113.
Xscrolox. Leim. I, 183 u. oberrh. Zeitschr. VIII, 319.
28^ Kecro1o§. Oerm. I, 175. -
2°) Baumann hält zwar dafür, daß diese MathildiS oder Mechtildis
eher von Kalben bei Kempten als von den Marschällen von Kallendin-
Pappcnheim stamme.
2°) Jetzt Hotterloch, Gemeinde Grilnkrant OA. Ravensburg.
Banmann, ^,Lta 8t. Detri in /cn§ia S. 139.

Stuttgart, Buchdrnckcrei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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