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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 9.1892

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Schön, Theodor von: Die Gräfin Maria von Helfenstein, geborene Prinzessin von Bosnien, auf Burg Ueberkingen bei Geislingen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15867#0091

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Anverwandte, des Grafen von Helfenstein (der ungarische Ur-
knndenschreiber hat diesen ihm fremden Namen in Helsenario
verstümmelt) Angelobte in Begleitung angesehener Barone
seines Reiches bis nach Passau gesandt habe. In letzterer
Stadt holte offenbar der Graf Ulrich von Helfenstein seine
Braut ab und sollte das Gefolge an der Hochzeitsfeier teil-
nehmen. König Ludwig von Ungarn, nicht, wie Gabelkover
meint, Kaiser Karl IV. war also der Vermittler der Heirat
des schwäbischen Herrn mit der bosnischen Prinzessin. Eine reiche
Mitgift brachte die allerdings schon 39jährige Prinzessin ihrem
Gatten zu. Neben einem HeiratSgut von 10 000 ungarischen
Gulden bestand ihre Mitgift in folgenden wertvollen Gegen-
ständen : 2 seidene Decktücher und 6 seidene Tücher, die dazu
gehören, 1 seidener Umhang, 6 seidene Matratzen und 4 Leib-
tücher, die dazu gehören, 2 seidene Hauptpolster, 4 seidene
Kissen, 1 hermelines Decktuch und 2 dazu gehörende Kissen,
2 seidene Göller, 2 Leibtücher, 4 Teppiche, 2 Lenlach, 6 Her-
meline Mäntel, 4 Vehe-Mäntel, 4 zendelin Mäntel, 3 Kürssen
(wohl Kürschnerware), 7 Jacke», 11 Unterröcke, 2 Wämser.
5 Hemden, 2 Badetücher, 4 Schleier, 1 goldene Krone, 6
berliner Schappel, 2 seidene Haarschnüre, 1 goldenes Spiel-
brett, 2 silberne Becken, 4 Näpfe auf silbernen Füßen, 16
Trinkgeschirre, 3 silberne Teller, 3 Lössel, 3 Tischmesser, 3
genähte Tischtücher, 8 Zwehlen und Fässer, 9 Tischtücher und
5 Zwehlen, 2 Wagentücher, 4 Wagenpolstcr. Man sieht,
welcher Luxus damals schon in reichen Fürstenhäusern herrschte.
Die Heirat des Grafen mit der fremden Fürstentochter erregte
sicherlich in ganz Schwaben Aufsehen. Schon daß der Graf
Ulrich aus so weiter Ferne sich eine Gemahlin geholt hatte
und nicht aus des Landes Töchtern eine erwählt hatte, gab
sicher viel Anlaß zu Gerede. Dazu kam die ungewöhnlich
reiche Mitgift. Schreibt doch der zwei Jahrhunderte später
lebende Gabelkover: „Nuhn hat sie (Maria von Bosnien)
ain stattlich Zugelt gehabt, nämlich 10000 Gulden Ungarisch,
zur selbigen Zeit wol so vil oder villeicht mehr geweßt, als
jcz 100000 sein möchte." Die reiche Mitgift und Aussteuer,
die zum Teil wohl vom König Ludwig stammte, mochte den
Grafen Ulrich zur Heirat mit dem nicht mehr sehr jungen
Fräulein bewogen haben. War er doch keineswegs alleiniger
Besitzer der Grafschaft Helfenstein, sondern mußte er sich in
derselben mit seinem Vetter Graf Ulrich dem jüngeren teilen.
Doch war er darum kein armer Graf zu nenuen, da der Be-
sitz eine Reihe von Herrschaften umfaßte, so Wiesenstcig, Geis-
lingen, Blaubeurcn, wozu noch kurz vor der Heirat, 21. Mai
1351 Giengen, Helfenstein und Heidenheim gekommen waren,
so daß die ganze Herrschaft in der Länge und Breite 8 deutsche
Meilen lang war. Das jährliche Einkommen der beiden
Grafen betrug 7000 Pfund Heller. Es konnte somit Graf
Ulrich der ältere, der Gatte Marias nach seiner Heirat zu
den reichsten Fürsten Schwabens gezählt werden. Allerdings
waren die Helfensteinischen Güter nicht schuldenfrei. Im
Jahre der Heirat 1352 hatten Graf Ulrich der ältere und der
jüngere die Schulden unter sich geteilt. Doch durfte man
hoffen, daß die Gunst des Kaisers Karl IV., dessen Ver-
wandter Graf Ulrich durch die Heirat geworden war, und die
reiche Mitgift Marias Ulrich von aller Schuldenlast befreien
würden. Zunächst schien der Besitz Graf Ulrich des älteren
vvn Jahr zu Jahr zu steigen. Als Neichslehen vom Kaiser
Karl IV. erhielt er Kuchen mit dem Burgstall Spizenberg, so-
wie verschiedene andere Rechte. Auch verlieh ihm derselbe
schon 1348 die Landvogtei in Oberschwabcn und St. Gallen.
Doch lassen wir Gabelkover, dem, wie cs scheint, weitere, jetzt
verloren gegangene Quellen zu Gebote standen, reden: „Doch

hat solcher Heyrat disem Gschlecht vil mehr Schaden, als
Nuzen gebracht, wie dann gmainlich oder doch gar offt in
den ungleichen Heyraten zu geschehen pflegt. Dann sie (Maria)
nicht allain für ir Person sich gar stattlich und wol fürstlich
gehabt, sondern hat auch ihre Töchtern also nffgezogen und
die nicht ringer aussteuern wöllen, als sie selb ußgesteurt
worden. Das ist nuhn bey Lebzeiten irs Herren (Grass
Ulrich), als der inn ain großen Thun und bey Kayserlicher
Majestät in sondern Gnaden und Ansehen wol hingangen.
Als aber der gut Herr umkommen —, sich hin und wider
große Schulden gefunden haben, da hat' sich erst je lenger je
mehr erzeugt und befunden, das vil Glück darbey seyn muß,
wo man über sein Stand heyraten wel." Um wieder auf
Marias weitere Schicksale zurückzukehren, so stammt die nächste
Nachricht über sie seit ihrer Heirat vom Jahre 1354. Am
28. März dieses Jahres verpfänden die Grafen Ulrich der
ältere und jüngere von Helfenstein der Gräfin Maria das
Gut Armhvltzweiler (Jrmannsweiler, Oberamts Heidenheim)
für 100 Pfund Heller. Zwei Jahre später 1356 fand die
Teilung der Herrschaft Helfenstein zwischen Graf Ulrich dem
älteren und jüngeren statt. Ob die Ueberlieferung begründet
ist, daß Maria auf die Teilung gedrungen habe, weil sie für-
vornehmer gehalten habe, wenn ihr Gemahl Herr eines kleinen
Landstrichs, als Mitregent der ganzen Grafschaft wäre, muß
dahin gestellt bleiben. Einen urkundlichen Anhaltspunkt hier-
für besitzen wir nicht. Marias Gemahl Ulrich der ältere er-
hielt in der Teilung vor allem Geislingen und Wiesensteig.
Letzterer Ort war fortan die Residenz. In ihm mag denn
auch 1357 Marias Sohn Friedrich geboren sein, das einzige
der neun Kinder Marias, dessen Geburtsdatum wir besitzen.
Um weitere Teilungen zu verhüten, bestimmten Graf Ulrich
und Gräfin Maria mehrere ihrer Söhne für den geistlichen
Stand. Ein Sohn Johann, offenbar einer der ältesten (wenn
nicht der älteste, da er den Namen des väterlichen Groß-
vaters trug) trat in den deutschen Orden und verzichtete ain
4. August 1361 vor dem Hofrichter zu Nottweil Graf Rudolf
von Sulz auf alles väterliche und mütterliche Erbteil gegen-
über Eltern und Geschwistern. Der zweite Sohn war wohl
Ludwig, welcher durch seinen Taufpaten König Ludwig von
Ungarn nach Ungarn kam und später 1383 Erzbischof von
Eolocza in Ungarn wurde. Ein dritter Sohn Wilhelm wurde
1383 Domherr in Augsburg. Drei andere Söhne Konrad,
Friedrich, Ulrich verblieben weltlich, wie auch die drei Töchter
Agneö, Beatrix und Maria. Trotz des reichen Kindersegens,
deren Erziehung und Ausstattung nicht geringe Summen
verschlang, wandten Graf Ulrich der ältere und seine Ge-
mahlin der Kirche nicht unbedeutende Gaben zu. Am 14. Okto-
ber 1361 übergab Graf Ulrich mit Zustimmung seiner Gattin
Maria von Bosnien dein Heiligen zu Deggingen (Obcramt
Geislingen) 5 Jauchart Ackers daselbst, 4 Janchart Ackers zu
Reichcnbach (Obcramt Geislingen) samt dem kleineil Zehnten
zu Hause» an der Fils. Im Jahre 1363 vermehrte Graf
Ulrich noch einmal seinen Besitz. Er kaufte von Hans von
Oggerhansen und dessen Gattin für 128 Pfund Heller Burg
und Kirchenschatz zu Ueberkingen und 1364 gemeinsam mit
Maria von ebendenselben für 215 Pfund Heller einen Banm-
garten und einen Wiesmahd daselbst. Im nächsten Jahre
am Mittwoch in der Quatember vor Weihnachten wurde ein
Streit zwischen Maria, Herzogin von Bosnien, Gattin des
Grafen Ulrich von Helfenstci» und dem Abt Konrad von El-
chingen geschlichtet. Doch sind wir über Ursachen und nähere
Umstände des Streites nicht unterrichtet. Inzwischen waren
Marias Töchter in das heiratsfähige Alter getreten. Am
 
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