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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 9.1892

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Schön, Theodor: Die Gräfin Maria von Helfenstein, geborene Prinzessin von Bosnien, auf Burg Ueberkingen bei Geislingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15867#0094

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86

Gatten von ihrer Heimsteuer eine ewige Messe stiftete, wozu
am 10. November 1392 ihre Söhne Konrad und Friedrich
ihre Zustimmung gaben. Am 23. Februar 1393 begabte sie
gemeinsam mit der Gemeinde zu Aufhauseu unter Konsens
des Pfarrers zu Deggingen den St. Urbans-Altar .in der
Kapelle zu Unser Liebe» Frauen zu Aufhausen mit einer Prä-
Lende, um einen ständigen Kaplan daselbst halten zu können.
Damit er sich dort aufhalten könne, stiftete sie 1 Söld,
1 Haus für den Kaplan, 1 Garten, 7 Jauchart Ackers,
2 Tagwerk Wiesen, den Hof des Benz Schägner, 2 Huben
und das Lehen des TrcyberS. Mit dem am 7. September
1395 erfolgten Tode ihres zweiten Neffen, des Königs Stephan
Dabischa, waren für Maria und die Ihren alle Hoffnungen
auf Unterstützung seitens ihrer königlichen Verwandten erloschen.
Der Nachfolger König Stephan Ostoja (ft 1418) und dessen
Sohn Stephan Ostojus (1418—1421) waren Usurpatoren.
Der legitime Thronerbe, Marias Großneffe, Stephan
Twartko II., trat 1404—1408, 1421—1443MZ König auf.
Doch war seine Macht so gesunken, daß er 1436 die türkische
Oberherrlichkeit anerkannte. An eine Unterstützung seiner
Verwandten im fernen Schwabenland war bei seinen fort-
währenden Kämpfen mit Ungarn, deren Gefangener er 1408
bis 1415 war, und Türken nicht zu denken. Da mit ihm
die legitime Linie des bosnischen Königshauses erlosch —
illegitime Zweige herrschten bis 1463 — hörten alle Be-
ziehungen der Grafen von Helfenstein zu Bosnien auf.
Es ist wohl kein bloßer Zufall, daß dem Tode Königs
Stephan Dabischa am 7. September 1395 nach 9 Monaten
am 28. Juni 1396 die Veräußerung eines Teiles der Helsen-
steinischen Erbschaft an die Ulmer folgte. So lange noch
in Bosnien der Vetter der Grafen als König gebot, ver-
trösteten dieselben wohl ihre Gläubiger mit der Hoffnung auf
Hilfe von dorther. Sobald die Ulmer die Nachricht vom Tode
des bosnischen Königs erfuhren, was bei ihren Handelsver-
bindungen ihnen nicht schwer war, drangen sie auf Erfüllung
ihrer Forderungen und wurde zum Kauf geschritten. Die
Ulmer ließen übrigens Maria im ruhigen Besitz ihrer zur
veräußerten Herrschaft Helfenstein gehörigen Güter bis zu
ihren: Tode.
Im Jahre 1403 fühlte die nunmehr 90 Jahre alte
Prinzessin ihr Ende herannahen. Sie verfügte über die Reste
ihres Vermögens. Noch ist erhalten „am Verzaichniß, was
Fraw Maria von Helffenstaiu, geborne von Boßua, vermacht
vor irem Ende." Wir geben es hier im Wortlaut als Bei-
trag zur deutschen Kulturgeschichte: „Mein Fraw hat geben
durch ir Sel willen 300 Pfund an am Meß, der von Lam-
berg 3) 300 Pfund, inn daS Kloster H 50 Pfund, gehn Künig-
bronn, Ahusen °), Herbrechtingen 30 Pfund, gehn Medlingen °),
Medingen H, Ursprüngen 30 Pfund, der von Ahelfiugeu ^)
10 Pfund und amen braunen Mantel mit ainer Federn,
1 Vingerlin, der von Scharnsteten ^) ain Viugerliu, ain
Schlayer, ain silbernin Köpflin, Ulrich dem Haiden 10 Pfund,
H.dem Schneider lOPfund, Gyseln8Psnnd, H-Snider lOPfund,

ft Die vom Lamberg sind ein altes, noch blühendes AdclS-
geschlecht aus Nieder-Oesterreich. Die Dame kam wohl mit Maria
aus Ungarn.
ft Wohl das Stift Wiesensteig,
ft Auhausen.
ft Mödling in Nieder-Oesterreich,
ft Kloster Meding in Hannover.
ft Die von Ahelfingcn, schwäbisches Geschlecht (v. Alberti, wnrt-
tembergisches Adels- und Wappenbuch. S. 10):
ft Schwäbisches Geschlecht schrieb sich von Scharenstetten im Ober-
amt Blaubeuren.

Gießmer 3 Pfund, gehn Ringingen 10 Pfund, 1 Meß-
gewandt, S. Peter 10 Pfund, gehn Asche") 6 Pfund, gehn
Dürnkheim ") 5 Pfund, 1 Meßgewant, tun das Kloster ze
S. Nicolaus 5 Pfund, Summa 600 Pfund." Hiermit
schließen die Vermächtnisse an Bargeld. Unter den Vermächtnis-
empfängern fällt der Name Ulrich der Heide ans. Es ist
wohl nicht zu kühne Kombination, wenn man in ihm einen
getauften Türken oder Heiden erblickt, der von Bosnien als
Geschenk eines fürstlichen Verwandten zu Maria gekommen
war und bei dessen Taufe ihr verstorbener Gatte Graf Ulrich
Gevatter gewesen war. Außer dieser nicht unbeträchtlichen
Summe an Bargeld vermachte Maria weiter: „dem Freu- s
lein ") die guldin Crou, ain schwarz Kürsat (Korsett) und am >
silberin Gürtel, und die Berlin halb, und amen Ummhaug,
das silberin Geschirre, meinem Herren") alles biß an zwo
Kanten (Kannen) und an die zway Beckin, meiner alten
Frawen amen guldin Koph, 1 Staiger (Schleier), 1 guldius
Speuglin, der Vögtin ") ain Schlayer, 1 Vingerlin, der von
Berge") 1 Vingerlin, 1 flederlin Kophe, gehn Kaimßheim
heim 1 Mantel, 1 Depich, item, wo mein Fraw ligt, ain
braunen Rock, den guldin Mantel und den roten, sammatiu i
(sammeten) Mantel, item den Kirchen, als vor benennt ist, i
zu den Meßgeweuden der grien Mantel, der gesengt Kürsat.
Uß den seidin Lilach sol mau Alben machen." Bald nach s
Abfassung des Testamentes ist dann Maria in Ueberkingen
gestorben. Ihr Todestag war der 27. April 1403 (Freitag
nach St. Marxen 1403), nicht, wie Gabelkover irrig angiebt,
28. März 1403. Sie wurde in Ueberkingen begraben. Die
bei Kerler, Geschichte der Grafen von Helfeustein, Seite 86
und 87 abgedruckten Verse geben als ihr Vermählungsjahr
irrig 1372 und eine falsche Wappenbeschreibuug ihres Fami-
lienwappens: „ein gelber Schilt mit aim roten Strich und
uff dem Helm ain Krön mit ainem Psauenschwantz." Maria
führte nach einem Siegelabdruck im Geheimen Haus- und
Staatsarchiv, dessen Kenntnis ich Herrn Archivrat v. Alberti
danke, im Wappen einen Doppeladler. Nachdem ihr Neffe 1376
zum König von Serbien und Bosnien gekrönt wurde, bediente
sich Maria demnach des königlich serbischen Wappens:
„Doppeladler, doppelt gekrönt, unten begleitet von je einer
Lilie, silbern in Rot. Helm: Stierhörner" (H. Grote, Stamm-
tafeln S. 423) und nicht mehr des bosnischen Wappens:
„3fach schräg geteilt. Helm: Pfauenfedern" (Grote, S. 424)
und ist gewiß auf ihrem Grabstein das königlich serbische
Wappen angebracht gewesen. Sicher entscheiden ließe sich
dies nur, wenn die Grabinschrift auf dem Stein erhalten
wäre. Doch sagt schon Gabelkover: „ist (Mgria) zu Ueber-
kingen begraben. Gleichwol jeziger Zeit weder Stain, noch
Tafeln oder aiuiche Auzaiguug Begrebnus inn der selbigen ^
Kirchen mehr vorhanden sind." Es ist daher auch sehr frag-
lich , ob der vor dem Altar in der Kirche befindliche'große
Grabstein, dessen Inschrift völlig verwischt ist, der ihrige ist.
Trotzdem Grabinschrift und -stein verschwunden sind und die -
Stätte der letzten Ruhe der Fürstentochter unbekannt ist, hat
sich dennoch die Erinnerung an Maria in Ueberkingen er-
halten. Wie die Oberamtsbeschreibung berichtet, hat sie der
Gemeinde eine Allmand, Steiule genannt, vermacht und wurde
'ft Wohl Asch im Oberamt Blanbemen.
") Das öfters genannte Dürkheim.
'ft Wohl eine nahe weibliche Verwandte, vielleicht eine Tochter
des Grafen von Dettingen, ihres Schwiegersohnes.
'ft Das ist doch ihr Sohn, der Graf Friedrich, der ihr Mnnt-
walt war.
'ft Gattin des BnrgvogtS auf Ueberkingen.
'ft Edles, auch in Ulm verbiirgertes Geschlecht.
 
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