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sä!—■sQggSC'—

Die „Dioskuren" erschei-
nen am 1. u. 15. jedes Mo-
nats in 1—2 Bogen gr. 4.

Abonnemeutspreis vier-
teljährlich 1 Thlr. prronnm.
für ganz Deutschland.

Sämmtliche Löbl. Poft-
anftalten u. Bucbhand-
lungen des In- und Aus-
landes nehmen Abonne-
ments an. In Commission
der Nicolai'schen Buch-
handlung in Berlin.

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Mittheilungen und Cor-
respondenzen aller Art, wel-
che den Inhalt der Zeitung
b.etreffen, sind an die „Ne-
daction der Dioskuren"
(Iägerstr. 38), Reclama-
tionen an die „Expedi-
tion der Dioskuren"
(ebend.) zu richten.

sPreis einer einzelnen
Nummer 5 Sgr. ohne
Kunstbeilage.)

Zeitschrift für Kunst, Kuustiudustrie und kuustlerisches Leben,

redigirt unter Mitmirkung einheimischer und auswärtiger Nunstfreunde

von

Dr. Max Schasler,

Secretair des „Museums für Kunst und künstlerische Interessen" in Berlin.

Das Redaktionsbureau der „Dioskuren“ (Jägerstrasse 38) ist in der Regel täglich von 9 —12 Uhr geöffnet.

siP 5

f15.OM.)

Inh

Adhandelnde Artikel: ZurKenntnitz der modernen monumentalen Kunst
in Frankreich. Von Richard Fischer.

Corresponden;en: A Düsseldorf, den 8. September. (Die zweite allgemeine
deutsche Künstler-Versammlung in Stuttgart) — t München, den 8. Oktober.
(Bildhauerarbeiten von Brugg er und Widnmann.) — Marseille, im August.
(Reisebriefe aus dem südlichen Frankreich, t.)

alt:

Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Köln, Trier, Düssel-
dorf, Jena, Calcar, München, Nürnberg, Regensburg, Worms,
Stuttgart, Rom, Venedig, Florenz, Padua, Brüssel, Paris, Metz,
Givors (in Siidfrankreich), London, Kopenhagen.

Briefkasten.

Zur Kenntnis der modernen monnmentaten Kunst in Frankreich.

Von Richard Fischer.

So lehrreich) es ist, die eigenthümlichsten Phasen und die hervorragendsten
Erscheinungen der modernen Kunst, wie sie sich namentlich auf den Kunstaus-
stellungen der verschiedensten Staaten und Länder uns darbieten, kennen zu
lernen, so verdienen doch die öffentlichen Werke der monnmentalen Kunst, welche
meist unmittelbar aus dem Willen und dem Schatze des Staates hervorgehen,
eine ganz besondere Beachtung, da sie, um nur das Wesentlichste hervorzuheben,
theils als besondere Kulturmittel und Kulturprodukte des Volks, zugleich auch
eiuen Maaßstab abgeben für den betreffenden Kultnrgrad der Regierungen,
theils, fern von jedem kleinlichen Privatinteresse und Privatzwecke, das All-
gemeine und Nationale, das Große und Ganze repräsentiren und so, von
irgend einer großen Idee inspirirt, als bleibende Denkmäler in die fernste Zu-
kunft hinausragen.

Wie nun die moderne französische Kunst, erst seit der „exposition uni-
verselle“ im Jahre 1855 in weiteren Kreisen des Auslandes wenigstens zu
oberflächlicher Kenntniß gelangt, bei weitem noch nicht genügend von dem
deutschen Kunst- und Künstlerpublikum gekannt und gewürdigt wird, so ist
man wohl in Deutschland in vollständiger Unkennntniß hinsichts der öffent-
lichen Kunstdenkmäler, welche Napoleon III. und seinem Gouvernement ihren
Ursprung verdanken. Wenn nun die folgenden Zeilen den Zweck haben, diese
Lücke deS dcutfck)en Kunstwissens einigermaßen auszufüllen, so müssen sie sich
doch bei der außerordentlichen Fülle des Stoffes nur auf eine Zusammen-
stellung des Wichtigsten beschränken, da eine Kritik derselben uns zu weit
führen würde. Unsere Absicht ist also nur, ein allgemeines Bild
zu geben vons dem jetzigen gouvernementaleu Kunstleben Frank-
reichs, und zwar wie sich dieses gouvernementale Kunstleben vorzugsweise
dokumentirt in den bedeutendsten monumentalen Werken der Architektur, der
Bildnerkunst und der Malerei.

Es ist nun einmal nothwendig, daß Geist, Idee, Schöpfungskraft kon-
kreten Persönlichkeiten innewohne und durch sie in That und Werk zum Aus-
drucke gelange, und diese konkreten Persönlichkeiten sind denn in unserem Falle,
zunächst der Kaiser selbst, der Minister „de la maison de l’Empereur“,
Fould, der etwa vor Jahresfrist verstorbene Minister Fortoul, früher selbst
Kritiker und Kunstschriftsteller, der jetzige Kultusminister Rouland, der Mi-
nister der „travaux publics“ Rouher und der „direeteur general des
Musees Imperiaux, Intendant des Beaux-Arts de la maison de l’Em-

pereur“, Graf Nieuwerkerke. Ihnen, in Verbindung mit einer langen
Reihe der bedeutendsten Künstler, Architekten, Bildhauer, Maler, hat Frank-
reich in neuester Zeit den Aufschwung der Künste, die Massen- und zum Theil
riesenhaften Monumente zu verdanken, deren es sick) erfreut. Sic setzen das
Werk der Kunstkultur rühmlichst fort, um welches sich unter der letzten Re-
publik Jeanron; unter Louis Philipp, Thiers; unter Louis XVIII., der
Marquis de Choiseul; unter Napoleon I., Denon; unter Louiö XVI., der
Marquis d'Angivillier; unter der Republik die drei aufeinanderfolgenden
Kommissionen: „la Commission conservatrice des monuments“, „la Com-
mission temporaire des arts“ und „le conseil administratif conservatoire
du Musee national“; unter Louis XIV., Eolbert; unter der Regentschaft,
der Kardinal Mazarin, vor Allen das höchste Verdienst erworben haben.
Die Zeit von Louis XIII. an bis zu Franz I., dem namentlich der Dank der
Nachwelt dafür gebührt, daß er die italische Malerei der großen Epoche nach
Frankreich verpflanzte, ist, etwa mit Ausnahme der Bau- und-Bildwerke Jean
Gonjon's und Germain Pilon's unter Heinrich II., Karl XI. und Hein-
rich III., ziemlich eine Oede für die Kunst, namentlich für die Malerei, in
Folge der politischen und kirchlichen Zerwürfnisse, Parteiungen und Kriege.

Das bedeutendste aller derartigen Monumente ist unstreitig das neue
Louvre.*) Es ist ein nationales Monument, nicht allein, weil es Eigen-
thum dessStaates und der Nation ist, sondern weil es fast ausschließlich den
geistigen Interessen derselben dienen wird, durch Aufnahme von Bibliotheken
und Kunstsammlungen. Und wenn wir allein auf die Kürze der Zeit sehen,
denn man hat nur ein Lustrum daran gebaut, so giebt cS kein zweites der-
artiges Riesenbanwerk und Kunstmonument, welck)eS in so kurzer Zeit von
den: Grundsteine an bis zu de:n äußersten Ornament der Frontons ausge-
führt und vollendet worden ist. Allein auch ans die Anlage und auf den
Baustil im Großen und Ganzen, sowie auf die Ornamentik und die Detail-
ausführung in: Einzelnen und Besonderen müssen wir mit höchster Anerken-
nung Hinblicken, namentlich wenn wir bedenken, wie viele und welch' ver-

*) Der neue „pavillon Sully“ trägt zwei schwarze Marmortafeln mit den ein-
fachen goldenen Inschriften:

„1541, Francois I commence le Louvre. — 1564, Catherine de Medicis

commence les Tuileries.“

„1852—1857, Napoleon III rennit les Tuileries au Louvre.“
 
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