Deutsches
Zeitschrift
für bildende Kunst, Baukunst und
Kunjtgtllicrbe.
Kunstblatt.
Organ
der Kuustvereine von
Deutschland.
Unter Mitwirkung von
Kugler in Berlin — PassavanL in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase
in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien.
Lrdigirt um /. Eggers ill Lrrlill.
M 40. Donnerstag, den 4. Oktober. 1833.
Inhalt: Versammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine in Ulm am 19. September 1855. I. — Eine Fahrt durch Süd-
deutschland. Von W. Lübke. 2. Das architektonische München. — Kuiljlliterlltur. cE^fir,vda rr,q ^y^acpiy.rjq. Das Handbuch der Malerei vom Berge
Athos rc. von Godeh. Schäfer, Doktor beider Rechte rc. Heinrich Otte. — Zeitung. Berlin. Köln. — Kuustvereine. Bericht über den Kunstverein für
die Lausitz in Görlitz. — Erklärung.
Literatur-Blatt Nr. 20. Hebräische Poesie. I. Die svnagogale Poesie des Mittelalters von Dr. Zunz. — Ludwig Capet, ein historisches Gedicht
von Adolph Schults.
Versammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts-
und Altcrthumsvereine in Alm am 18. Sept. 1855.
i.
Die erste allgemeine Versammlung der diesjährigen Zusammen-
kunft deutscher Geschichts- und Alterthumsforscher fand im Gasthaus
zum Baumstark in den Morgenstunden von 10 — 1 Uhr statt. Es
waren etwas über hundert Mitglieder eingeschrieben, darunter nur
wenige aus Preußen, keine aus Oesterreich. Aus dem nördlichen
Deutschland waren gekommen n. A. Pastor Geffken aus Hamburg,
Prof. Hering aus Stettin, Geh. Rath v. Quast aus Berlin, Pros.
Krauser aus Cöln, Staatsrath Wippermann aus Rinteln, Dr. Gro-
tefcnb aus Hannover, Archivar Landau aus Kassel, Prof. Wegeln
aus Jena rc., aus dem südlichen B. v. Mahenfisch aus Sigmarin-
gen, Conserv. Lindenschmit aus Mainz, Conrektor Psaff aus Eßlingen,
Pros. Pfeiffer aus Stuttgart, Ludwig Uhland aus Tübingen, H.
D. Meyer von Knonau aus Zürich, Domdecan Jaumann aus Rot-
tenburg, Frhr. v. Aufseß aus Nürnberg, Geh. Rath v. Thiersch,
Dr. E. Förster, Prof. v. Hefner-Alteneck aus München rc., zu denen
eine Anzahl einheimischer Geschichts- und Alterthumsfreunde und
Forscher sich gesellt.
Durch ein eigenes Zusammentreffen vieler Umstände waren der
designirte Vorstand sammt seinen Stellvertretern, sodann der neu-
erwählte Vorstand, Graf Wilhelm von Württemberg, verhindert, ihre
Stelle einzunehmen, so daß der Vorstand des Ulmer Alterthums-
vereins, Prof. Häßler, den Vorsitz übernahm. Das Secretariat
wurde von Hrn. Dr. Grotefend aus Hannover und Hrn. Prof.
Feldmaier aus Ulm gebildet. Ein Schreiben Sr. Erlaucht des Gra-
fen Wilhelm verheißt seine Ankunft für diesen Abend. Hr. Regie-
wungsdirektor Schott v- Schottenstein heißt die Gäste im Namen der
Regierung, Hr. Stadtschultheiß Schuster im Namen der Stadt Will-
kommen; letzterer knüpft sogleich eine Danksagung an für die Theil-
nahme des Vereins an der Angelegenheit der Münster-Herstellung
VI. Jahrgang.
und spricht seine Hoffnung auf fernere Förderung des Unternehmens
von dieser Seite aus. Dem Dank der Gäste übernahm Dr. Grote-
fend einen Ausdruck zu geben.
Während der Entgegennahme der Vollmachten der Vereins-
Deputirten trug Hr. Prediger Schönhut von Wachbach einen poeti-
schen Gruß an die Versammlung vor. Aus dem Rechenschaftsbericht
des vergangenen Jahres ergiebt sich eine Erweiterung des Vereins
durch den Zutritt von 36 deutschen und 5 belgischen Vereinen. Die
übernommenen Arbeiten einer Bestimmung der limes Imperii Ko-
mani, ferner einer deutschen Gaugeographie sind wenigstens einiger-
maßen gefördert worden; für das römisch - germanische Museum in
Mainz war eine Unterstützung vom Großherzog von Hessen erbeten
und erhalten worden; das germanische Museum ist als vollkommen
gesichert zu betrachten und wird fernerer Theilnahme empfohlen; für
die Erhaltung der Alterthümer konnten von Seiten des geschästs-
sührenden Ausschusses nur vorbereitende Arbeiten getroffen werden,
zumal da die Ausführung mancher Anträge, z. B. einer Expropria-
tion durch den Staat, auf ernste Bedenken stoßen würde; die Sorge
für Erhaltung des Ulmer Münsters wird vornämlich zum Gegen-
stand der Berathung empfohlen. Das Correspondenzblatt bedarf sehr
der Unterstützung durch die Mitglieder.
Archivar Landau von Kassel erstattete Bericht über die Förde-
rung seines Unternehmens einer deutschen Gaugeographie, für welche
er gewissermaßen als erstes Beispiel die der Wetteran ausgearbeitet,
und hob die Bedeutung solcher Arbeiten für die Geschichte unsers
Vaterlandes eindringlich hervor, indem er zeigte, daß die Gaube-
grenzungen nicht willkürlich oder zufällig, sondern in und mit dem
Volke entstanden, ja im Wesentlichen noch erhalten seien, daß sie das
Verwandte als verwandt, das Geschiedene in ursprünglicher Ver-
schiedenheit sehen lassen, daß in ihnen die Geschichte von Sprache
und Sitte, die Geschichte der Geschlechter enthalten seien. Außerdem
stellte Landau noch zwei Anträge, von denen namentlich der zweite
eine allgemeine Berücksichtigung finden dürste, eine genaue Kenntniß
der Lage, Anlage, Eintheilung, Bauart der deutschen Bauernhöfe aus
40
Zeitschrift
für bildende Kunst, Baukunst und
Kunjtgtllicrbe.
Kunstblatt.
Organ
der Kuustvereine von
Deutschland.
Unter Mitwirkung von
Kugler in Berlin — PassavanL in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase
in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien.
Lrdigirt um /. Eggers ill Lrrlill.
M 40. Donnerstag, den 4. Oktober. 1833.
Inhalt: Versammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine in Ulm am 19. September 1855. I. — Eine Fahrt durch Süd-
deutschland. Von W. Lübke. 2. Das architektonische München. — Kuiljlliterlltur. cE^fir,vda rr,q ^y^acpiy.rjq. Das Handbuch der Malerei vom Berge
Athos rc. von Godeh. Schäfer, Doktor beider Rechte rc. Heinrich Otte. — Zeitung. Berlin. Köln. — Kuustvereine. Bericht über den Kunstverein für
die Lausitz in Görlitz. — Erklärung.
Literatur-Blatt Nr. 20. Hebräische Poesie. I. Die svnagogale Poesie des Mittelalters von Dr. Zunz. — Ludwig Capet, ein historisches Gedicht
von Adolph Schults.
Versammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts-
und Altcrthumsvereine in Alm am 18. Sept. 1855.
i.
Die erste allgemeine Versammlung der diesjährigen Zusammen-
kunft deutscher Geschichts- und Alterthumsforscher fand im Gasthaus
zum Baumstark in den Morgenstunden von 10 — 1 Uhr statt. Es
waren etwas über hundert Mitglieder eingeschrieben, darunter nur
wenige aus Preußen, keine aus Oesterreich. Aus dem nördlichen
Deutschland waren gekommen n. A. Pastor Geffken aus Hamburg,
Prof. Hering aus Stettin, Geh. Rath v. Quast aus Berlin, Pros.
Krauser aus Cöln, Staatsrath Wippermann aus Rinteln, Dr. Gro-
tefcnb aus Hannover, Archivar Landau aus Kassel, Prof. Wegeln
aus Jena rc., aus dem südlichen B. v. Mahenfisch aus Sigmarin-
gen, Conserv. Lindenschmit aus Mainz, Conrektor Psaff aus Eßlingen,
Pros. Pfeiffer aus Stuttgart, Ludwig Uhland aus Tübingen, H.
D. Meyer von Knonau aus Zürich, Domdecan Jaumann aus Rot-
tenburg, Frhr. v. Aufseß aus Nürnberg, Geh. Rath v. Thiersch,
Dr. E. Förster, Prof. v. Hefner-Alteneck aus München rc., zu denen
eine Anzahl einheimischer Geschichts- und Alterthumsfreunde und
Forscher sich gesellt.
Durch ein eigenes Zusammentreffen vieler Umstände waren der
designirte Vorstand sammt seinen Stellvertretern, sodann der neu-
erwählte Vorstand, Graf Wilhelm von Württemberg, verhindert, ihre
Stelle einzunehmen, so daß der Vorstand des Ulmer Alterthums-
vereins, Prof. Häßler, den Vorsitz übernahm. Das Secretariat
wurde von Hrn. Dr. Grotefend aus Hannover und Hrn. Prof.
Feldmaier aus Ulm gebildet. Ein Schreiben Sr. Erlaucht des Gra-
fen Wilhelm verheißt seine Ankunft für diesen Abend. Hr. Regie-
wungsdirektor Schott v- Schottenstein heißt die Gäste im Namen der
Regierung, Hr. Stadtschultheiß Schuster im Namen der Stadt Will-
kommen; letzterer knüpft sogleich eine Danksagung an für die Theil-
nahme des Vereins an der Angelegenheit der Münster-Herstellung
VI. Jahrgang.
und spricht seine Hoffnung auf fernere Förderung des Unternehmens
von dieser Seite aus. Dem Dank der Gäste übernahm Dr. Grote-
fend einen Ausdruck zu geben.
Während der Entgegennahme der Vollmachten der Vereins-
Deputirten trug Hr. Prediger Schönhut von Wachbach einen poeti-
schen Gruß an die Versammlung vor. Aus dem Rechenschaftsbericht
des vergangenen Jahres ergiebt sich eine Erweiterung des Vereins
durch den Zutritt von 36 deutschen und 5 belgischen Vereinen. Die
übernommenen Arbeiten einer Bestimmung der limes Imperii Ko-
mani, ferner einer deutschen Gaugeographie sind wenigstens einiger-
maßen gefördert worden; für das römisch - germanische Museum in
Mainz war eine Unterstützung vom Großherzog von Hessen erbeten
und erhalten worden; das germanische Museum ist als vollkommen
gesichert zu betrachten und wird fernerer Theilnahme empfohlen; für
die Erhaltung der Alterthümer konnten von Seiten des geschästs-
sührenden Ausschusses nur vorbereitende Arbeiten getroffen werden,
zumal da die Ausführung mancher Anträge, z. B. einer Expropria-
tion durch den Staat, auf ernste Bedenken stoßen würde; die Sorge
für Erhaltung des Ulmer Münsters wird vornämlich zum Gegen-
stand der Berathung empfohlen. Das Correspondenzblatt bedarf sehr
der Unterstützung durch die Mitglieder.
Archivar Landau von Kassel erstattete Bericht über die Förde-
rung seines Unternehmens einer deutschen Gaugeographie, für welche
er gewissermaßen als erstes Beispiel die der Wetteran ausgearbeitet,
und hob die Bedeutung solcher Arbeiten für die Geschichte unsers
Vaterlandes eindringlich hervor, indem er zeigte, daß die Gaube-
grenzungen nicht willkürlich oder zufällig, sondern in und mit dem
Volke entstanden, ja im Wesentlichen noch erhalten seien, daß sie das
Verwandte als verwandt, das Geschiedene in ursprünglicher Ver-
schiedenheit sehen lassen, daß in ihnen die Geschichte von Sprache
und Sitte, die Geschichte der Geschlechter enthalten seien. Außerdem
stellte Landau noch zwei Anträge, von denen namentlich der zweite
eine allgemeine Berücksichtigung finden dürste, eine genaue Kenntniß
der Lage, Anlage, Eintheilung, Bauart der deutschen Bauernhöfe aus
40