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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 6.1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1199#0494
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die freudigste Anerkennung verdient. Die Zeichner, die Holzschneider,
die Kupferstecher, so wie die Herausgeber selbst sind bemüht gewe-
sen, das Beste von Fleiß und Eifer daran zu setzen, und wir müssen
nur noch besonders hervorheben, daß der Text in gewissenhafter
Weise und mit eindringendem Verständniß abgefaßt ist. Die Ver-
lagshandlung aber, die in so ungünstigen Zeiten den Muth zu einem
Werke hat, für welches -man selbst in günstigen Zeiten nur mit der
größten Schwierigkeit einen Verleger finden würde, zu einem Werke
von acht vaterländischer Bedeutung, das aber auch wegen seines
Umfanges und seiner glänzenden Ausstattung die ansehnlichsten Opfer
erheischt, eine solche Verlagshandlung macht sich in schönster Weise
um die Pflege deutscher Kunst und Kunstwissenschaft verdient. Möchte
den „schwäbischen Denkmälern" im Publikum dieselbe liebevolle Theil-
nahme an den Werken der Vorzeit entgegenkommen, von welcher sie
ein so sprechender Beweis sind. W. Lübke.

Auswahl von Neuigkeiten des deutschen Kunllhandcls.

Größere Werke.

Album des jüngeren Künstlervereins zu Berlin. 4. Heft. Gr. Fol.
In Berlin bei Violet. Preis 2 Thlr.

Zu diesem Heft lieferten G. Richter, H. v. Blomberg, Engelhard,
Brendel, I. Weyde und C. Arnold eigenhändig gefertigte Beiträge. Sie
bestehen in fünf Steinzeichnungen und einer Radirung und entsprechen somit in
dieser Beziehung genau den Arbeiten des vorigen Heftes (vergl. darüber Carstens
Jahrgang [1854] Nr. 23). — Ihrem Inhalte nach gehören die vorliegenden
sechs Blätter der Thier- und sogenannten Genremalerei an; die „Landschaft" ist
dagegen diesmal nur spärlich, gleichsam' nebensächlich vertreten. Nur in dem
Blatte von C. Arnold kommt sic, als mit dem figürlichen zu einem Ganzen
vereinigt, zur besonderen Geltung. Die an sich anspruchslose Composition, zu
deren Vervielfältigung der Genannte sich der Radirnadel bediente, zeigt einen
angelnden Knaben an einem mit Weiden besetzten Bache. Sichere Handhabung
des Technischen, ein genaues Verständniß der Form und eine einfache, jener
Vervielfültigungsart durchaus angemeffene, mehr zeichnende als malende Behand-
lung läßt die Arbeit als ein mit Sorgfalt durchgeführtes, ansprechendes Natur-
studium erscheinen. In überwiegend malerischer, farbiger Darstellungsweise tritt
dagegen die Steinzeichnung von G. Richter auf. Sie versetzt uns in einen
italienischen, mit dunklen Cypressen bepflanzten Garten an den Fuß einer breiten
Marmortreppe, auf der ein Mönch und ein Knabe Platz genommen haben. Das
Ganze ist, mit Anwendung aller der Steinzeichnung zu Gebote stehenden Mittel,
zu einem anziehenden Genrebilde in wirkungsvollster Weise herausgearbeitet. Es
stellt sich den besten derartigen Arbeiten französischer Künstler, wie sie z. B. der
„Artiste contemporain" alljährlich zu bringen pflegt, würdig an die Seite. Das-
selbe gilt, wenngleich nicht in dem vollen Maaße jener Arbeiten, von den „bei-
den Pferden an der Tränke", welche Brendel lieferte. Dies Blatt gehört gleich-
falls mit zu den wirkungsvollsten Steinzeichnungen des Heftes, obgleich ihm, im
Einzelnen betrachtet, eine etwas strengere Zeichnung zu wünschen wäre. Auch
die Lithographie von H. v. Blomberg, die Versuchung des heiligen Antonius
mit allem dazu gehörigen Teufelsspuk darstellend, müssen wir, namentlich was
die technische Behandlung betrifft, als eine effektvolle Skizze rühmend hervor-
heben und ebenso können wir der Arbeit von I. Weyde — ein Mädchen in
der Volkstracht von Pola, auf einem alten Gemäuer sitzend — unsere Anerken-
nung in Bezug auf fleißige und sorgfältige Ausführung nicht versagen. — Allen
diesen, von den Künstlern selbst erfundenen und zugleich eigenhändig ausgeführ-
ten Compositionen stellt sich das letzte Blatt, als eine Steinzeichnung nach einem
plastischen Kunstwerk von W. Wolfs, in einer hierdurch bedingten, von jenen
Arbeiten abweichenden Behandlungsweise gegenüber. Es soll und will eben nichts
weiter sein, als ein treues Abbild des rühmlichst bekannten Reliefs in Medaillon-
form, welches den luftigen Kampf eines Habichts mit einem Reiher zur Dar-
stellung hat. Mit großer Sorgfalt ist Engelhard bemüht gewesen, das Merkchen
in seiner Totalität wiederzugeben, so daß gerade dieses Blatt in seiner zweifachen
gediegenen — plastischen und lithographirten — Ausführung auch ein doppeltes
Jntereffe darbietet und zugleich dazu beiträgt, die Mannigfaltigkeit des vorliegen-
den, vierten Heftes wesentlich zu erhöhen. — Bei den sich steigernden Fort-
schritten in den Arbeiten dieses Unternehmens, welche ein Ueberblick des bis jetzt
Erschienenen in erfreulicher Weise darthut, wäre eine etwas schnellere Aufeinan-
derfolge der Hefte wohl zu wünschen. H- 2V.

'D Ierlrrr. Dem Direktor der Kunstakademie in Königsberg, Karl Ro-
senfelder, ist von Sr. Maj. dem Könige von Preußen der rothe Adlerorden
vierter Klaffe und dem Hofbildhauer Prof. Rauch von Sr. Maj. dem Könige
von Hannover das Commandeurkreuz zweiter Klaffe des Guelphenordens ver-
liehen worden.

Wien, im Dez. Der hiesige Architekt Endlicher, Beamter bei den
nied. österr. Baubehörden, geht im Frühjahre nach Jerusalem, um daselbst die Lei-
tung des Baues eines österr. Pilgerhauses, das nach seinen Plänen gebaut ist,
zu übernehmen. Das Gebäude, mit 25 Zimmer für mindestens 100 Pilger, ist
im venetianischen Style, mit Zinnen, in der Weise, wie sie sich am Ca d’oro
finden, und einer Kapelle. Die Baukosten, welche auf 60,000 Fl. C. M. ver-
anschlagt sind, werden aus einem Fonds bestritten, der durch Sammlungen her-
vorgerufen wurde.

Für die bevorstehende Mozartfeier in Wien gravirt der Medailleur Prof.
Radnitzky eine Medaille, Hans Gasser modellirt eine Büste Mozarts, Bla-
sius Höfel in Salzburg sticht das Portrait der Familie Mozart, ein Erbstück
der Familie, d. Z. Eigenthum des Mozarteums in Salzburg. Für die Salz-
burger Mozartfeier speziell sticht der' hiesige Kupferstecher Schmidt eine dem
Feste entsprechende Composition I. N. Geilners.

Vom 18. bis 24. d. M. ist in der k. k. Hofburg das Album der hiesigen
„Gesellschaft ausübender Künstler" ausgestellt, welches zur Vermählungs-'
feier der Kaiserin hervorgerufen wurde. Es enthält 56 Oelgemälde, 46 Aqua-
relle, 19 Bleistift- und Krayonzeichnungen von 121 Wiener Künstlern. Die
prachtvolle äußere Hülle ist ein Werk der Silberarbeiter Mayerhofer und Klin-
kosch, nach den Zeichnungen van der Nüll's und den Modellirungen Cesars
ausgeführt. — Der treffliche Zeichner Libay hat in Begleitung des Grafen
Brauner eine Reise nach Aegypten unternommen.

Der österr. Alterthumsverein hat die zweite Hälfte seiner Publikationen
für das erste Vereinsjahr veröffentlicht. Es enthält folgende Abhandlungen:
1) Bildnisse österr. Herzöge des 14. Jahrhund, und ihrer Gemalinnen, zum ersten
Male hcrausgegeben von E. Birk. Es bringt die gleichzeitigen Portraits Her-
zog Albrecht III. (f 1395) und seiner Gemalin Beatrix von Nürnberg (ft 1414),
dann des Herzog Wilhelm (ft 1406) und seiner Gemalin Johanna von Durazzo
(ft 1435), nebst einer Abbildung des Gebäudes der Wiener Universität vom
I. 1384, aus einem mit schönen Miniaturen ausgemalten Pergamentcodex der
Wiener Hofbibliothek. 2) Ueber einige altitalienische Gemälde in der k. k. Aka-
demie der bildenden Künste in Wien von R. v. Eitelberger, und zwar ein
Gemälde aus der Schule Giotto's, die heil. Deneranda des Lazarus Ba-
stianus (Lazzaro Sebastiani), das große Gemälde von Vittore Belliniano
vom I. 1526 und einige Gemälde von P. Veronese und Tintoretto. 3)
Andeutungen über Sebenstein von Feil, mit Notizen über drei Persönlichkeiten
des Sebensteiner Ritterbundes auf blauer Erde von I. Scheiger. 4) Ueber
die älteste Ansicht Wiens vom I. 1483 von A. Camesina, zum ersten Male
veröffentlicht nach dem Babenberger Stammbaume zu Klosterneuburg, und end-
lich 5) Feils biographische Notizen über Embel und Leber. Unter den No-
tizen finden wir die Uebersicht des Geschlechtes der Thonradl, Grabmonumente
aus dem Viertel ob und unter dem Maunhartsberge und einen Bericht über die
Restauration des Portals der Salzburger Franziskanerkirche und den Giebelban
des Stephansdomes in Wien. Aus letzterem entnehmen wir, daß für den Gie-
belbau der Nordseite bis Ende Oktober l. I. nur 37,000 Fl. C. M. eingegan-
gen sind. Den Schluß macht der Nekrolog Tschischka's und ein gutgearbei-
teter Index.

Dem Architekten und Steinmetzmeister Kranner aus Prag, von dem das
Franzensmonument in Prag und das Temeswarer Monument herrührt, wurde
definitiv die Leitung der Bauhütte bei der Votivkirche übertragen.

Hy. jMÜncljt’Uy November. Die Berichte des Deutschen Kunstblatts
über die Aufnahme der deutschen Kunst bei der Pariser Weltausstellung haben
gezeigt, wie heilsam es ist, daß auch die bildenden Künste einmal auf Reisen
gehn, sich die Welt ansehn und sich von der Welt ansehn lassen. Manches in der
Heimath verwöhnte Renommee ist erschüttert worden, manches zu Hause in den
Winkel gestellte Licht hat auf der Höhe jenes Standpunktes eine ungeahnte sichere
erfteuliche Leuchtkraft bewährt. Wir geben zu, daß das Urtheil, wie es sich in
Paris gestaltete, nicht immer ein letztes und oft ein schiefes gewesen sein mag.
Wir in Deutschland sind reich an bescheiden innerlichen Künstlernaturen, zu deren
wahrer Würdigung Sammlung, Innerlichkeit, eine idyllische Geniüthsverfaffung
unumgänglich ist, wie sie in der Auflegung festlicher Tage schwer zu erringen
sein wird. So viel aber steht fest, daß, wo Völker sich mit einander meffen, das
wahrhaft Große durchschlägt; daß umgekehrt, was im Gewühl einer solchen Con-
curren; durchschlägt, diesen Erfolg nicht einem zufälligen Geschmack, sondern seiner
eignen inneren Macht verdanken muß.
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