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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Singer, Hans Wolfgang: Über Keramik von Schmuz-Baudiss
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0015

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lieber Keramik von Schmuz-ßaudiss.

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Majolika-Gefässe.
direkt in der Pflanzen- und Thierwelt. Vor-|f
ausgehende Skizzen mache ich keine, sondern
drehe direkt aus einer Handvoll Erde die
Form frei auf und komponire erst auf die
hiftgetrocknete Urform das Ornament. Es
ist leicht erklärlich, dass man bei diesem
Vorgehen auf weit grössere Mannigfaltig-
keiten kommt und bei offenen Augen Zu-
fälligkeiten benutzt, die bei Entwürfen auf
der Papierfläche einem niemals zum Bewusst-
sein kommen würden.«
Auf die glücklichste Weise ist Schmuz-
Baudiss zu dieser neuen Thätigkeit gelangt,
indem er durch Zufall darauf geleitet wurde,
und nicht mit vorgefassten Zielen an die *
Arbeit herantrat, wie so mancher Künstler
bei uns, der auf Nebengebieten dilettirt. Er
hat vielmehr sich erst eine primitive Arbeits-


THEO SCHMUZ-BAUDISS—MÜNCHEN.
haben auch so viel für die Bauerntöpferei
übrig. Es ist das keine Schrulle. .Sie mögen
sich oft nicht klar darüber sein, was es ist,
das sie dabei anzieht, doch ist es sicher zu
kennzeichnen. Es besteht in einer gewissen
Stilreinheit. Der Bauer, der Töpfe schafft
und verziert, verfügt wohl selten über grossen
Reichthum an geistvollen Einfällen und
ebenso selten über grosse Geschicklichkeit.
Gerade diese Mängel sind aber auch sein
Glück. Denn sie halten ihn vor Ungeheuer-


weise
her,

zu eigen gemacht und
aus die Kunst aufgebaut.

dieser lichkeiten zurück, sie führen es herbei, dass
er mit den gewöhnlichen Griffen, die sich
von selbst beim Topf drehen ergeben, hantirt,
dass er nie das Material quält und mit
s en Kunsterzeugnisse Glauben schenkt, den Werkzeugen die unnatürlichsten Ver-

Die feinsinnigsten Kenner, denen man
ler in ihrer Schwärmerei für die raffinir-
 
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