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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Meissner, Carl: Meissener Porzellane von neuer Art
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0024

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Moderne Meissener Porzellane.

215


Schmuckschale: *Die Welle«

MEISSEN.

ein
die

geringer Spielraum gelassen.« Denn wie
neuen Sachen beweisen, ist es Meissen
gelungen, fast alle Farben: tiefes, saftiges
Grün, Braunroth in allen Nüancen, Gelb und
so fort für die f«terglasur-Malerei auf Hart-
porzellan zu gewinnen nur das eine
Kupferroth hat bisher den Bemühungen
widerstanden. Ferner bringt Meissen einige
Stücke Hartporzellan mit schildkrötbrauner
G/a-ror-Malerei. Und schliesslich wird der
Bearbeiter des neuen Meyer hinzufügen
müssen »In Verbindung mit
diesen technischen Neue-
rungen vervollkommnete
Meissen die Päte-Malerei.«
Damit sind die künstle-
rischen und technischen
tortschritte, die dies neu-
artige Meissener Porzellan
zeigt, kurz festgelegt. Be-
vor wir die Stücke im
einzelnen ästhetisch zu
werthen versuchen, noch
etwas Eingehenderes über
™* Technisches! Seit der
('ründer und erste Direktor
der Meissener Porzellan-
fabrik die europäische Kul-
turwelt mit der selbstän-
digen Erfindung des Hart-
Porzellans beschenkt hatte,
,st man in Meissen stets
diesem edelsten Material
treu geblieben, während
sich zum Beispiel Berlin in
neuerer Zeit, um besser mit
der Fayence konkurriren

zu können, zur Herstellung eines weicheren
Porzellans mit bedeutend niedrigerer Gar-
brandtemperatur verstand. Hartporzellan
muss bei einer Flamme von 16000 Celsius
gargebrannt werden, und diese Temperatur
reduzirt die meisten färbenden Metalloxyde,
Die reichere Farbenskala des Porzellans der
Berliner Manufaktur geht also auf Kosten
einer Verschlechterung des Materials, welche
verminderte Dauerhaftigkeit zur Folge hat.
Vom Kopenhagener Hartporzellan hat Meissen
die bildmässige Unter-Glasurmalerei über-
nommen und sie gleich in diesen ersten
Versuchen technisch weitergebildet. Denn
Meissen hat nicht nur die Palette für Scharf-
feuerfarben, das heisst also: Farben, die die
Garbrandtemperatur des Hartporzellans er-
tragen, wesentlich bereichert, so dass nur
noch, wie erwähnt, Kupferroth sich spröde
zeigt, sondern hat diese Unter-Glasurmalerei
mit der Päte-Malerei, der Malerei mit bunten
Massen, verbunden. Päte-Malerei ist in
Meissen schon früher, noch unter der Allein-
herrschaft der älteren künstlerischen Prin-


Teller mit Unterglasurmalerei.

KGL. MANUFAKTUR MEISSEN.
 
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