Dresden.
237
Lob.
in*
''ähnung.
P. WEISER —DRESDEN.
Söftmjg wieder fast durchweg eine glück-
te Hand gezeigt. Die Prinzipien, denen
Aldemar von Seidlitz kürzlich in einer
Broschüre Ausdruck gegeben hat. sind hier
ln die Praxis umgesetzt. Diese Grundsätze
lauten: nicht abwarten, bis die Zeit über den
^uhm des einzelnen Malers entscheidet,
s°ndern zugreifen und kaufen, selbst auf die
Gefahr hin, auch Minderwerthigeres mit hinein
Zu bekommen. Der pekuniäre Vorteil für
dle Gallerie, auch wenn man anrechnet, dass
das »Mene, tekel upharsin«, welches die Zeit
sPricht, einzelnes in die dunkle Kammer
^andern lässt, leuchtet ein; die Hauptsache
bei dieser Neuerung, der die Verwaltungen
anderer Gallerien folgen sollten, ist aber das:
** schaffende Künstler selbst wird unter-
stutzt und ermuthigt, und nicht der Kunst-
händler und Privatbesitzer schluckt den Er-
olg seiner Spekulation in farbiger Leinwand.
Wenn wir die Neuerwerbungen, die meist
ans der verflossenen Dresdener internationalen
Usstellung herrühren unter dem Gesichts-
Punkt betrachten: geben sie einen guten
eg"riff von der Eigenart ihrer Schöpfer?
,8- VII. 5.
so fällt als besonders glücklich gewählt unter
den Ausländern: Lacrmans, Abendgebet,
Gast Melchers, Schiffszimmermann, Aleunter,
Puddler und Nillet, Geständniss auf. Die
grosse Kraft der Vereinfachung von Pinie
und Farbe, die eine starke Stimmung er-
weckt, macht namentlich den Paermans zu
einem werthvollen Besitz, von dem Maler
Meunier, der grösser als Bildhauer ist und
als solcher in unserer Königl. Skulpturen-
sammlung jetzt auch gut zu studiren ist,
gibt der Puddler einen klaren Begriff. Unter
den Neuerwerbungen von deutschenKünstlern
fallen unter den Bildern, auf denen das
Figurale überwiegt. Kalchreuth, das Alter
und Strobentz, Junge Piebe, auf. Das erstere
zeigt, wie klein der Schritt vom Naturalis-
mus zum ernst symbolischen Bilde für den
wirklichen Könner ist. Die zwei jungen
Leute in der sonnendämmerigen Paube auf
dem farbig ungemein reizvollen Bilde von
Strobentz haben in ihrer ruhigen Haltung
so ungemein viel seelisches Peben, dass man
diese Art von Genrebild gerne passiren lässt.
Die seelischen Worte sind es, die in Kühls
Friptychon: Im Waisenhaus zu Pübeck hinter
den koloristischen Reizen stark zurücktreten.
Kühls war bereits und weit besser durch
sein »Schlechte Nachrichten« in der Gallerie
vertreten. Ebenfalls als etwas zu sehr
Teppich-Entwurf.
A. BEUHNE—HAMBURG-BORGKEI.DE.
237
Lob.
in*
''ähnung.
P. WEISER —DRESDEN.
Söftmjg wieder fast durchweg eine glück-
te Hand gezeigt. Die Prinzipien, denen
Aldemar von Seidlitz kürzlich in einer
Broschüre Ausdruck gegeben hat. sind hier
ln die Praxis umgesetzt. Diese Grundsätze
lauten: nicht abwarten, bis die Zeit über den
^uhm des einzelnen Malers entscheidet,
s°ndern zugreifen und kaufen, selbst auf die
Gefahr hin, auch Minderwerthigeres mit hinein
Zu bekommen. Der pekuniäre Vorteil für
dle Gallerie, auch wenn man anrechnet, dass
das »Mene, tekel upharsin«, welches die Zeit
sPricht, einzelnes in die dunkle Kammer
^andern lässt, leuchtet ein; die Hauptsache
bei dieser Neuerung, der die Verwaltungen
anderer Gallerien folgen sollten, ist aber das:
** schaffende Künstler selbst wird unter-
stutzt und ermuthigt, und nicht der Kunst-
händler und Privatbesitzer schluckt den Er-
olg seiner Spekulation in farbiger Leinwand.
Wenn wir die Neuerwerbungen, die meist
ans der verflossenen Dresdener internationalen
Usstellung herrühren unter dem Gesichts-
Punkt betrachten: geben sie einen guten
eg"riff von der Eigenart ihrer Schöpfer?
,8- VII. 5.
so fällt als besonders glücklich gewählt unter
den Ausländern: Lacrmans, Abendgebet,
Gast Melchers, Schiffszimmermann, Aleunter,
Puddler und Nillet, Geständniss auf. Die
grosse Kraft der Vereinfachung von Pinie
und Farbe, die eine starke Stimmung er-
weckt, macht namentlich den Paermans zu
einem werthvollen Besitz, von dem Maler
Meunier, der grösser als Bildhauer ist und
als solcher in unserer Königl. Skulpturen-
sammlung jetzt auch gut zu studiren ist,
gibt der Puddler einen klaren Begriff. Unter
den Neuerwerbungen von deutschenKünstlern
fallen unter den Bildern, auf denen das
Figurale überwiegt. Kalchreuth, das Alter
und Strobentz, Junge Piebe, auf. Das erstere
zeigt, wie klein der Schritt vom Naturalis-
mus zum ernst symbolischen Bilde für den
wirklichen Könner ist. Die zwei jungen
Leute in der sonnendämmerigen Paube auf
dem farbig ungemein reizvollen Bilde von
Strobentz haben in ihrer ruhigen Haltung
so ungemein viel seelisches Peben, dass man
diese Art von Genrebild gerne passiren lässt.
Die seelischen Worte sind es, die in Kühls
Friptychon: Im Waisenhaus zu Pübeck hinter
den koloristischen Reizen stark zurücktreten.
Kühls war bereits und weit besser durch
sein »Schlechte Nachrichten« in der Gallerie
vertreten. Ebenfalls als etwas zu sehr
Teppich-Entwurf.
A. BEUHNE—HAMBURG-BORGKEI.DE.