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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Meissner, Carl: Dresden
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0048

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238

Bücherschau.

Palettenkunst, wenn auch vornehmster Art,
erscheint Stremels Vlämisches Zimmer. Ein
entschiedener Missgriff war die Erwerbung
von Hans Ungers Muse. Der geistige Aus-
druck steht etwa auf der Höhe Bodenhausen's
und der P'arbenakkord ist nur rein dekorativ
genommen schön. — Unter den Ankäufen
von Landschaften ist ebenfalls ein Fehlgriff
zu registriren. Von Riemerschmid hätte man
besser gethan, statt seines grossen nur
koloristisch reizvollen »Paradieses« eine seiner
kleineren intimen Landschaften zu erwerben.
Alle übrigen Landschaften sind glücklich
gewählt H. Vogeler, Haus in Worpswede,
Müller—Breslau, Spätherbst im Riesen-Ge-
birge, Keller—Reutlingen, Abenddämmerung
sind gut karakterisirende Bilder. W. G.
Ritter's Frühling bei Grosssedlitz zeigt den
Maler auf den Bahnen eines konsequenten
Plainairs zu freierer kräftigerer Farbe und
einfacherer Linie fortgeschritten. Emil Claus,
des Belgiers, Brückenkahn bei Afsne ist
koloristisch ein Meisterstück und eine sehr
erfreuliche Bereicherung der Gallerie. Otto
Modersohn's, »das alte Haus« weiss in uns
eine von unseren Modernen selten getroffene
Stimmung, das echte Märchengruseln zu er-
wecken. Auch ein Kuriosium ist da: ein
ernsthaft gemeintes Oelbild Oberländer's;
Landschaft mit Faunen und Löwen. Es er-
innert an Böcklin, aber die Löwen - ich
kann mir nicht helfen — erinnern mich doch
noch mehr an meine geliebten fliegenden
Blätter, Löwen des genialen Humoristen.
Carl Meissner.
BÜCtIERJCHAU.
Ilsee, Princesse de Tripoli. Lithographien
von A. Mucha. Nummerirte A usgabe. Paris,
1897, bei H. Piazza & Cie. Preis 200 Francs.
— In Frankreich spielen seit neuerer Zeit
die Liebhaber-Ausgaben, die nur in ein-
maliger Auflage von kleiner Zahl erscheinen,
eine hervorragende Rolle, ohne dass sie
indess auf die künstlerische Entwickelung
des Buchgewerbes überhaupt eine sichtliche
Rückwirkung ausgeübt hätten. Seltsam
genug ist zu erfahren, dass es unter den

französischen Bücherliebhabern Leute gibt,
die sich ganz gewöhnliche Buchausgaben
mit Handzeichnungen von berühmten Künst-
lern schmücken lassen, mithin den Werth
eines Dinges, das alle Welt besitzen kann,
durch extra hergestellte theuere Beigaben
erhöhen. Ob dies, ebenso wie die Her-
stellung sehr theuerer Luxus-Ausgaben —
das vorliegende Buch ist eine solche, gedruckt
in 252 Exemplaren — dazu beitragen, das
Verlangen nach künstlerischer Umgebung
allen Kreisen einzuflössen, vor allem aber
den billigen Gebrauchsgegenstand in seiner
Ausgestaltung zu heben, mag dahingestellt
bleiben. Es ist die Monopolisirung guter
Arbeit, nicht für den Wohlhabenden, sondern
nur für den Reichen, ein etwas seltsam
Beginnen des Strebens, alle Klassen theil-
nehmen zu lassen am Genüsse durchgeistigter
Arbeit. Darin sind die Engländer ungleich
weiter voran. Was nun die illustrative Aus-
stattung des vorliegenden 128 kl. Folio-Seiten
starken Bandes betrifft, so ist dieselbe aller-
dings eine überaus glänzende zu nennen,
ebenso wie die typographische. A. Mucha,
bekannt durch seine die französische Tragödin
Sarah Bernard in verschiedenen Titelrollen
darstellenden pompösen Plakate (La dame
aux camelias, Gismonda, Lorenzaccio) ist
der Autor der farbigen Beigaben, die Seite
für Seite in grösserem und kleinerem For-
mate, eingerahmt von reichem Ornament-
werke, den Löwenantheil des Interesses für
sich beanspruchen. Bahnbrechend in der
farbigen Buchillustrirung ist freilich vor
Mucha schon E. Grasset durch seine »Quatre
fils Aymon« gewesen, ein Werk, bei dessen
Ausführung der geniale Techniker Gillot
zeigte, was sich alles unter Anwendung der
neuesten Reproduktions-Verfahren erreichen
lasse. Mucha's Blätter sind fast durchweg
auf lithographischem Wege hergestellt und
bezeichnen für den heutigen Stand der
Buchausstattungsfrage wohl so ziemlich die
äusserste Grenze des Erreichbaren. Eigen-
artigkeit der Erscheinung ist dem Werke
in keinem Falle abzusprechen. Vor allem
ist es der ornamentale Theil, der ausser-
ordentlichen Reichthum der Erfindungsgabe
bekundet und auch durchaus selbständig
 
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