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Fritz Stahl—Berlin :
Detail der Fassade (rechter Seitenbau).
Architekt: Professor alfred Messel.
an seine Magazine mussten sich in Berlin
naturgemäss besonders stark bemerkbar
machen. Zunächst freilich, als das über-
schnelle Wachsthum der jüngsten Grossstadt
begann, richtete man sich, so schlecht es
eben ging, in den alten Häusern ein, man
brach im Erdgeschoss und im ersten Stock
Schaufenster aus und fragte wenig nach
.der Scheusslichkeit der so verdorbenen
Fassaden. Als dann doch neue Häuser
nöthig wurden, baute man in reichem Ma-
terial und in besseren Formen, aber die
ästhetische Dissonanz zwischen der Eisen-
konstruktion unten und dem massiven Ober-
bau blieb im Ganzen bestehen. Aber der
Umfang der Geschäfte und die Ausdehnung
der Stadt wuchs immer mehr. Es wurde
nothwendig, dass der Handel sich in be-
stimmte Quartiere zusammendrängte, und es
war die P'olge davon, dass in diesen dann
die Häuser ganz zu Geschäftszwecken ein-
gerichtet wurden. So trat in der Innenstadt
eine neue Art von Haus auf, das Kaufhaus,
das je nachdem mehreren Firmen oder auch
nur einer diente. Zwischen diesen beiden
Arten wurde, trotz ihrer inneren Verschieden-
heit, kein Unterschied gemacht. Die Archi-
tekten suchten das neue Bedürfniss wesentlich
mit alten Formen zu bestreiten; italienische
Renaissance, Barock wurden angewendet,
dann schmiegsamere wie die Gothik hervor-
gesucht. Schliesslich kam auch das Vorbild
des englischen und amerikanischen Magazins
in freier Umbildung und in Mischung mit
gothischem Ornament zur Geltung. Es wäre
Sache eines besonderen und nicht uninter-
essanten Aufsatzes, dieser Entwickeluhg im
Kinzelncn nachzugehen. Auch Messel seihst
Fritz Stahl—Berlin :
Detail der Fassade (rechter Seitenbau).
Architekt: Professor alfred Messel.
an seine Magazine mussten sich in Berlin
naturgemäss besonders stark bemerkbar
machen. Zunächst freilich, als das über-
schnelle Wachsthum der jüngsten Grossstadt
begann, richtete man sich, so schlecht es
eben ging, in den alten Häusern ein, man
brach im Erdgeschoss und im ersten Stock
Schaufenster aus und fragte wenig nach
.der Scheusslichkeit der so verdorbenen
Fassaden. Als dann doch neue Häuser
nöthig wurden, baute man in reichem Ma-
terial und in besseren Formen, aber die
ästhetische Dissonanz zwischen der Eisen-
konstruktion unten und dem massiven Ober-
bau blieb im Ganzen bestehen. Aber der
Umfang der Geschäfte und die Ausdehnung
der Stadt wuchs immer mehr. Es wurde
nothwendig, dass der Handel sich in be-
stimmte Quartiere zusammendrängte, und es
war die P'olge davon, dass in diesen dann
die Häuser ganz zu Geschäftszwecken ein-
gerichtet wurden. So trat in der Innenstadt
eine neue Art von Haus auf, das Kaufhaus,
das je nachdem mehreren Firmen oder auch
nur einer diente. Zwischen diesen beiden
Arten wurde, trotz ihrer inneren Verschieden-
heit, kein Unterschied gemacht. Die Archi-
tekten suchten das neue Bedürfniss wesentlich
mit alten Formen zu bestreiten; italienische
Renaissance, Barock wurden angewendet,
dann schmiegsamere wie die Gothik hervor-
gesucht. Schliesslich kam auch das Vorbild
des englischen und amerikanischen Magazins
in freier Umbildung und in Mischung mit
gothischem Ornament zur Geltung. Es wäre
Sache eines besonderen und nicht uninter-
essanten Aufsatzes, dieser Entwickeluhg im
Kinzelncn nachzugehen. Auch Messel seihst