Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

DOI article:
Stahl, Fritz: Ein modernes Warenhaus in Berlin
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0065

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Ein modernes Waren/)aus in Berlin.

255


Pfeilerkapitell. Arch.: A. MESSEL.
beiden Seiten der schmalen teppichbelegten
Thronstufen angebracht ist. Der Thron
steht in einer Rosenlaube. Aus zwei grossen
Kübeln, die zu seinen beiden Seiten stehen,
w achsen Stämme auf. Sie senden über dem
Thron Aeste gegen einander, die einen
Bogen bilden, und weiter oben vielfache
Verzweigungen, die sich verschlingen. Der
obere Theil, der an gothische Baldachine
erinnert, ist mit grossen blühenden Rosen
übersät. Von dem Bogen hängt ein Teppich
herab, der den Hintergrund für die Gestalt
der Mode abgibt. Die Königin Mode, die
in feierlicher Haltung auf dem Throne sitzt,
ist als sehr jugendliche und ganz moderne
Balldame gekleidet. Die weit ausgeschnittene
Robe wird durch Schulterbänder gehalten;
die Arme sind mit langen Handschuhen
bedeckt; die Linke hält einen Fächer; das
feine Köpfchen ist ä la Botticheiii frisirt.
Als Insignien ihrer Herrschaft trägt sie
einen weiten schweren Königsmantel, auf
dem Haupt eine Krone und in der Rechten
eine Pfauenfeder als Szepter.
Die hübsche Idee, der schalkhafte Ton
und die prächtige dekorative Wirkung machen

das Glasgemälde zu einem wundervollen
Kunstwerk, das zugleich zeigt, dass es doch
noch eine andere Verwendung dieser Tech-
nik für moderne Zwecke gibt, als das Aus-
land und seine Nachäffer geben. Sehr inter-
essant sind auch die übrigen Glasfenster
Lechters, die nur in Weiss hergestellt sind.
Die Zinnfassungen geben einfache stilisirte
Blumen. Die Idee gestattet eine Anwendung
künstlerischer Fenster auch da, wo nicht
so reiche Mittel zur Verfügung stehen.
Den Eingang zur Treppe flankiren zwei
Kandelaberfiguren des Bildhauers Klinisch.
In der Verwendung der Plastik innerhalb
der Architektur sind unsere Baumeister im
allgemeinen nicht sehr glücklich. Sie ver-
stehen es offenbar nicht, auch wo sie erheb-
liche Künstler heranziehen, sich ihnen so


Die Arbeit.* l'rof. L. MAN/.EL.
 
Annotationen