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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Stahl, Fritz: Ein modernes Warenhaus in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0066

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verständlich zu machen,
dass die Plastik der Archi-
tektur dient, zu ihrem Stil
und Sinn passt. So ist die
Manzel'sche Figur der Ar-
beit viel kräftiger als die
Bauformen Messel's. So
sind die Lichtträgerinnen
von Klimsch viel zu ge-
wunden in ihren Beweg-
ungen, um sich der ein-
fachen Architektur Messel's
natürlich einzufügen. An
sich sind die beiden
Schlangenbändigerinnen
gute Arbeiten, und auch
die Anordnungen der Glüh-
lampen in den geöffneten
Rachen der sechsköpfigen
Schlangen ist recht glück-
lich. — Die Decke ist sehr
eigenartig behandelt. Sie
wird durch Querbalken
in regelmässig viereckige
Kassetten getheilt und ist
ganz mit echter Vergoldung
versehen. In den Kassetten
sind einfache, etwas heller
im Ton gehaltene Orna-
mente auf gemalt, die Thiere,
Schiffe, Figuren darstellen.
Zuletzt verdienen noch
die Beleuchtungskörper Er-
wähnung, die aus Messing
und dicken wollenen
Schnüren bestehen. In der
Mitte hängt ein Messing-
reifen, dessen Rand mit
Fransenwerk versehen ist.
Die im Zentrum des Reifens
angebrachten Glühbirnen
werden durch die Fransen
verdeckt. Von dem Reifen
aus sind- Schnüre nach
verschiedenen Stellen der
Decke, natürlich gleich-
mässig nach allen Seiten
hin gespannt. Diese Schnüre
sind durch Messingtheile
unterbrochen, ihre herab-

Fritz Stahl.


Lichtträger a. d. Lichthof.
Aich.: A. MESSEL.

hängenden Enden tragen
Glühbirnen. Diese Kronen
verdienen nicht nur Er-
wähnung, weil sie dem
Karakter des Raumes gut
angepasst sind, sondern
besonders, weil sie eine
feine und wirksame Ver-
theilung der Leuchtkörper
gestatten.
Höchst gefällig ist der
Büffetraum eingerichtet. Es
ist eine Freundlichkeit und
eine Bequemlichkeit er-
reicht, die unseren öffent-
lichen Lokalen, Restau-
rationen und Cafes jetzt
so sehr abgeht.
: Wenn man an den kalten
und falschen Prunk denkt,
der in diesen herrscht, und
der doch wohl nur noch
ganz barbarische Menschen
besticht, so möchte man
eher sagen, die guten
Eigenschaften seien durch
den Mangel als trotz des
Mangels an grossem Auf-
wand erreicht. Der Raum
ist im ganzen weiss ge-
halten, die Decke leicht
mit Stuck verziert. Täfe-
lung, Büffet, Tische und
Stühle zeigen einen guten
Ton. Die Theilung erfolgt
durch breites Latten werk,
zwischen dem sich in
grossen Formen gehaltenes
Laub hinzieht.
Ganz einfach ist der
Raum für Damen-Kon-
fektion. Aber er ist mit
seinen Spiegelpfeilern und
Spiegelschränken und den
Ankleidezimmern ein Wun-
der an Zweckmässigkeit.
Und er wirkt doch sehr
schmuck. — Die Räume,
die unmittelbar dem Ver-
 
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