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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Stahl, Fritz: Ein modernes Warenhaus in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0070

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Ein modernes Warenhaus in Berlin.

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fangreichen Bau untergebracht, der
zwischen den Höfen und der hinten
vorüberführenden Vossstrasse liegt.
Zu diesen Höfen gelangt man von
der Leipzigerstrasse aus durch zwei seit-
lich an der Fassade angebrachte Durch-
fahrten. Die ankommenden Güter und
die abgehenden Waren werden von
der Vossstrasse aus expedirt. Auch ein
besonderes Treppensystem ist für den
Verkehr der Angestellten bestimmt.
Zum Schluss will ich kurz zusammen-
fassen, worin mir die Bedeutung, man
darf ruhig sagen die epochale Bedeutung,
des Messel'schen Werkes zu liegen
scheint. Ich will es ausdrücklich sagen,
weil so viel Irrthümliches und Irre-
führendes darüber vorgebracht wurde.
Es zeigt, dass das Ausgehen vom
Bedürfniss, wenn man es streng in's
Auge fasst, und das Betonen der Kon-
struktion zu neuen und eigenartigen
Formen führen müssen. Es ist desshalb
viel zu eng, wenn man ihm nur eine
Bedeutung für die Entwickelung des
Magazinbaues zuspricht. Hier dürfte
er sogar eher, wenn auch unabsichtlich,
zu oberflächlicher Nachahmung führen.
Man könnte nun sagen, dass er uns
da nicht mehr lehre als die Engländer,
und dass sein Schöpfer nur eine besondere
Anwendung der englischen Prinzipien
gegeben hätte. Nun, das ist schon sehr
viel, mehr als man von den meisten
»Modernen« sagen kann. Aber er hat
mehr gegeben. Sein Werk enthält ein
ganzes Programm für die gesammte an-
gewandte Kunst. Es zeigt, dass man
wie die Engländer vom Bedürfniss aus-
gehen und die Konstruktion betonen
kann, ohne nüchtern zu werden, ohne
auf das freie Spiel der Phantasie zu
verzichten. Er nimmt das auf, was gut
ist am Fremden, und fügt das hinzu, was
bei uns gut ist und worauf wir nicht
verzichten wollen.
Es ist, in einem Wort, modern, aber
es ist auch deutsch. Und das ist's, was
wir brauchen! Fritz Stahl.


Alts dem Vestibül.

Architekt: A. MESSEL.
 
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