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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Klein, Rudolf: Internationale Lithographien-Ausstellung im Kunstgewerbe-Museum zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0077

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Rudolf Klein.

Rahmen dieser Zeitschrift passt, doch kann ich
nicht umhin, bei einer Besprechung der Aus-
stellung die beiden ersten Abtheilungen, je
nach Gebühr zu erwähnen. — Die historische
Abtheilung hat für uns heute weniger Interesse,
weil, mit einzelnen Ausnahmen, die Litho-
graphen jener Jahrzehnte vornehmlich nur
»reproduzirende« Künstler waren, während
heute die Lithographie eine dem schaffenden
Künstler nothwendig gewordene Technik ist,
die das Wesen seiner Eigenart bedingte. Zu
den letzteren zählen natürlich auch Raffet,
Theophile Schuler, Menzel u.a. Die historische
Abtheilung beginnt mit dem Erfinder der Litho-
graphie, Alois Sennefeider, geboren 177 i zu


Entwurf zu einem Handspiegel.

Prag, gestorben 1830 zu München, und zählt
unter ihre vornehmsten Namen die Daumier,
Gavarni, Raffet, Menzel, Piloty etc.; Künstler,
deren Eigenart so bekannt ist, dass ihr
Wesen hier nicht näher karakterisirt werden
kann. — Weit anregender, weil zeitgemäss,
ist die zweite Abtheilung. Sie umfasst Ar-
beiten fast aller lebenden Künstler, die sich
mit der Lithographie befassen. Frankreich
hat die Spitze. Lunois, der unter den Fran-
zosen am zahlreichsten erschienen, ist kein
tiefer Künstler, dagegen ein Techniker von
seltener Fertigkeit. Sein farbensprühender
Zauberstift huscht über den Stein, zuckende
Spuren der Bewegung hinterlassend, wie
das künstliche Leben des Kinematho-
graph: er ist ganz Form, Farbe, Be-
wegung. Und diesem Wesen ent-
spricht auch sein Stoffgebiet; nicht
wendet er sich einer Figur zu, um
ihr Inneres aufzudecken, er ist in
der Volksversammlung zuhause, im
Foyer des Theaters, in der Ballet-
schule beim spanischen Tanz und dem
Stierkampf. Diesem Hang gemäss hat
seine Kunst überhaupt einen inter-
nationalen Karakter, obgleich Fran-
zose, liebt er den bunten Karneval
spanischen Lebens und erinnert mit
dem Funkenregen seiner Farben zu-
dem an das prickelnde Kolorit der
jungen Spanier, während sein kühner
Strich ein wenig an Anders Zorn
denken lässt, der bekanntlich auch
die Welt durchreist, um ihr Wesen
in Form und Bewegung nieder-
zuschreiben. — Das direkte Gegen-
theil von Lunois ist Carriere, auf
dessen Lithographien gerade wie bei
den Oelbildern von allen Aeusserlich-
keiten entkleidet die Seele in wesen-
losem Scheine zuckt. Neben ihm
Gandara, ebenfalls ein Porträtist von
seltener Feinheit, auf dessen Blättern,
weniger verschwommen wie bei
Carriere, gleichsam in einem oscil-
lirenden Duft kondensirt, die Seele
der Dame von Welt athmet.
Moreau-Nelaton, mit seinen heiligen
l. v. hofmann. Legenden, ein in's Buddhistische über-
 
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