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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Klein, Rudolf: Internationale Lithographien-Ausstellung im Kunstgewerbe-Museum zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0080

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Internationale Lithographien-Ausstellung.

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dessen noch so meisterhafte Kunst eines
Israels in weniger guten Exemplaren und
bei seinen vielen Nachtreten!, wegen ihrer
allzugrossen Eintönigkeit, wie Mangel an
Abwechselung des Gegenstandes und fehlen-
dem Eortschritt auf die Dauer doch er-
müdend wirkt neben der Vielseitigkeit
anderer Nationen, ist durch den Porträtisten
J. Veth vertreten, dessen bedeutendes
Zeichnenkönnen uns dennoch kalt lässt, da
den Bildern die schläfrige Eintönigkeit oben-
geschilderter Mängel allzumerklich anhaftet
was vielleicht auf nationalem Boden
weniger störend hervortreten würde, wie in
dieser kosmopolitischen Gesellschaft. — Von
den in der ganzen Ausstellung am zahl-
reichsten vertretenen Deutschen ist an erster
Stelle natürlich der Frankfurter Meister
H. Thoma zu nennen, in dem die kerndeutsche
Kunst des 15. Jahrhunderts nach vierhundert-
jährigem Schlaf wieder durchgebrochen ist.
Der Hauptstreit um seine Persönlichkeit ist
wohl der: ist er Archaist oder Fortschrittler;
hierüber kann man sich nicht einigen. Ersteres
wäre entschieden ein Nachtheil für ihn,
und das Herübernehmen mancher Kostüm-
requisiten, Typen und Posen spricht dafür;
aber in anderen Bildern ist er wieder voll-
ständig ursprünglich, so in seinen Bauern-
bildern mit Mädchenreigen und flöten-
blasenden Hirtenknaben, kurzum in all jenen
Bildern, in denen er mit seiner spröden
Linienkunst uns die ganze Poesie der deutschen
Gebirgslandschaft schildert. Eins der karak-
teristischen Merkmale seiner Kunst ist das
Spontane seines Gefühlslebens und dessen
Kompositionsart, die, infolge wahrer Naive-
tät an japanische Improvisationen erinnert.
Ist er so bekanntlich einer der originellsten
deutschen Künstler (dessen Ansehen aber
dennoch aus oben angeführten Gründen sehr
schwankt) so ist er als Techniker unter den
Steinzeichnern Meister, vielleicht allein aus
dem Grunde, dass wohl kaum eine Ausdrucks-
form seiner Kunst mehr entspräche, abgesehen
vom Holzschnitt. Neben ihm ist vom
übrigen Deutschland Karlsruhe am reich-
haltigsten und eigenartigsten vertreten mit
Gamper, Gattiker und Weiss, neben denen
jedoch viele andere gleich Gutes leisten.


Tafel-Aufsatz.

OTTO ROHLOl'F.
 
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