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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0089

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A telicr-Nachrichten.

277

Entwurf erfüllt die Forderung der Zweck-
mässigkeit, man kann den Stiel fest greifen,
und er gibt doch zugleich der Phantasie
und dem Geschmack einen feinen Genuss
durch die zarten Linien des weiblichen
Körpers.
ÜRUNO MÖHRING und HERMANN
HIRZEL. Das Gebiet der Goldschmiede-
kunst war vielleicht das erste, auf dem sich
in Deutschland englische Einflüsse bemerk-
bar machten. Sicher war auch hier der
Ueberdruss an antikisirenden Zierformen ein
Hauptmotiv, dass die künstlerische Form
der Fassung immer mehr einer rein zweck-
mässigen wich. Der Stein, in den guten
alten Arbeiten immer nur die Pointe der
Form, wurde zur Hauptsache, und es kam
dadurch in den ganzen Schmuck etwas
Protziges. Das Material machte den Werth,
nicht die Form. Ein hervorragender Berliner
Goldschmied der älteren Schule fand dafür
das treffende Wort: der Schmuck wTerde
gleich als Versatzstück eingerichtet. Auf
die einfacheren Waren hatte diese Bewegung
keinen unmittelbaren Einfluss, da hier von
einer so reichen Verwendung der Steine
keine Rede sein konnte, aber mittelbar führte
sie zu einer Verflachung, da die kostbaren
Stücke keine Anregungen für die Form
boten.
Bei dieser Lage der Dinge ist es um
so dankbarer zu begrüssen, dass ungefähr
zu gleicher Zeit zwei Berliner Juweliere
Schmuckstücke zu keinem besonders hohen
Preise auf den Markt brachten, die der Hand-
arbeit des Goldschmieds wieder das Recht
sichern und zugleich durch ein Ausgehen von
der Natur die schablonenhaft gewordenen
Schnörkel durch frische natürliche Pflanzen-
oder Blattformen ersetzen. Wenn dieser
neue Goldschmuck in dieser oder in ver-
änderter Form sich durchsetzt, so würde das
entschieden einen Sieg der künstlerischen
Form über den materiellen Werth bedeuten.
Die Brochen, die der Architekt Bruno
Möhring für die Firma J. H. Werner ent-
worfen hat, sind strenger in den durch den
Gebrauch erprobten Formen gehalten, sie
geben ein paar Blätter oder eine Blüthe

zwischen Blättern oder eine offene Blüthe
in nur wenig stilisirter Weise in Formen,
die nur durch die Handarbeit erreichbar
sind, mit sehr sparsamer Verwendung von
Steinen. Eine Verirrung ist die Begründung
der F'orm eines Pilzes für diesen Zweck.
Die Firma Louis Werner hat ihre Ent-
würfe von dem Radirer Hermann Hirzcl
herstellen lassen. THrzcl war zuerst Land-
schafter und begann dann sich mit Leiden-
schaft in die Einzelformen der Natur, in das
Kleine und Kleinste zu vertiefen. Er stand
dadurch der Naturform weniger frei gegen-
über und liess sich durch sie mehr be-
f---—


Haus Mattschass in Charlottenburg. Arch.: HERM. KRAUSE.
 
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