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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0092

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A telier-Nachrichten.

dass man ihnen von den Erzeugnissen des
Auslandes wie von den deutschen nur wenig
zur Seite stellen kann, sie haben selbst vor
denen erheblicher Künstler den Vorzug des
Unbewussten und Unmittelbaren.
1\ /TAX SELIGER. Wir geben die Ab-
^ bildungen einiger Stickereien, die nach
Entwürfen von Max Seliger von seinen
Schwestern, Frau Emma Demburg und
Ida Seliger, hergestellt sind. Seliger, auf
dessen Schaffen bei späterer Gelegenheit
in ausführlicher Weise einzugehen wir uns
vorbehalten, ist aus der Schule Max Koch's
hervorgegangen, hat aber dann ganz andere
Wege eingeschlagen. Was seiner Kunst
ihren Karakter gibt, ist einerseits ein
unermüdliches Studium der Natur und des
Menschen, andererseits die Vertiefung in die
Bedingtingen und Eigenheiten des Materials
und der Technik. Wir sehen deshalb bei
seiner Begabung in ihm einen derjenigen
Künstler, die dazu berufen sind, ein neues
und deutsches Kunstgewerbe zu schaffen,
zumal er sich bis jetzt fast völlig von den
Einflüssen der Modeströmung frei gehalten
hat. Gerade die Entwürfe, die er für seine
Schwestern ausgeführt hat, gehören zu seinen
besten Arbeiten; hatte er hier doch Gelegen-
heit, von einer Meisterin ersten Ranges die
Technik kennen zu lernen.
Der Ofenschirm mit dem Motiv »Und
es schuf Gott Himmel und Erde und ihr
ganzes Heer« ist eines der besten Werke,
die das deutsche Kunstgewerbe aufzuweisen
hat. Eine reiche Phantasie hat hier gewaltet
und gestaltet und die Ausführung ist dem
Entwurf voll gerecht geworden. Namentlich
berührt heute gegenüber den englischen
matten Tönen die Freude an kräftigen Farben
sehr sympathisch. Der Schirm ist einige
Jahre alt, aber er wirkt dadurch ganz »mo-
dern« ; denn diesen Farben gehört für viele
schon die Gegenwart und für alle die Zu-
kunft. Wenn die laute Böcklinbegeisterung
nicht ganz und gar nur Phrase ist, wenn
ihr nur ein Kern von wirklicher Empfindung
zugrunde liegt, so kann das gar nicht anders
sein. Das Werk Seligrr's ist offenbar auf

Anregungen Böcklin's entstanden. Und er
hat sich da Anregungen geholt, wo es gut
war, sie zu holen. So wenig man eine
Schule Böcklin's wünschen wird, so sehr
wird man seiner Farbenanschauung gerade
auf die angewandte Kunst Einfluss wünschen.
Die Ausführung ist zum Theil in Appli-
kation, zum Theil in Stickerei ausgeführt.
Die Grundstimmungen geben die glatten
applizirten Flächen, die Stickerei fügt das
Leben hinzu. Besonders schön wirken die
rothen Früchte, die so fein zu dem grünen


Fahrstuhl- Thür. Arch.: wittling & gÜLDNER-berlin.
Beschläge: Schulz & holdefleiss.
 
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