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Hans Schliepmann:
Plakat. HANS CHRISTIANSEN.
losgemacht, den hat es erst einen erbitterten
Kampf gegen die »gute Erziehung« der
eigenen Jugend gekostet, aus dem dann ein
gesunder Ilass gegen die Formendriller
zurückgeblieben ist. Ein ganz besonderes
Glückskind aber muss es sein, ein fröhlicher
»Outsider«, den all dieses verknöchernde und
verkümmernde Wesen unserer Zeit niemals
in seiner Entwickelung gehemmt hat. Die
Menge liegt immer noch im Banne dieser
Vokabeldrechsler und betet zum Fetisch
dieser Sorte Bildung, die »Auswendig«-lernen
ist, nicht inwendig Fühlen.
Aber, Gottlob, der Fetisch wackelt end-
lich. »Abtrünnige« predigen seine Hohlheit
und vor seinen Tempeln tummelt sich eine
fröhliche Jugend, die sich gar nicht um ihn
kümmert, sondern lachend und freudig schafft,
wie ihr um's Herz ist. Und das ist besser
als alles Predigen. Missachtung zerstört
sicherer als Entrüstung. Bemerkt das Volk
erst einmal, dass der Götze umzusinken droht,
so würden ihm plötzlich die Augen auf-
gehen, und es wird staunend sehen, was
inzwischen vor den Thoren der verfallenden
Tempel entstanden ist, durch jene fröhlich
zugreifenden, von unserer »Kultur« nicht
nach der geheiligten Schablone »Erzogenen«.
Zu diesen glücklichen Unverkümmer-
ten und Schaffensfrohen, deren Bekannt-
werden sich diese Blätter zur Aufgabe ge-
macht haben, um dem Götzendienst einer
verkehrten philologischen Bildung nach
Kräften eine bessere Erbauung entgegen-
zusetzen, gehört auch Hans Christiansen,
dessen Schaffen die sämmtlichen Abbildungen
des vorliegenden Heftes entstammen. So
reich und mannigfaltig diese Schöpfungen
sind, so geben sie doch noch entfernt kein
irgendwie abschliessendes Bild von der um-
fassenden Thätigkeit des noch jugendlichen
Künstlers. Selbst wer neben diese Blätter
seine zahlreichen Werke für die »Jugend«
stellt, zu deren hervorragendsten Mitarbeitern,
namentlich für dekorative Erfindungen, er
neben Erler und Eckmann gehört, und durch
deren Veröffentlichungen hauptsächlich sein
Name für die dem Neuen Zugänglichen in
Plakat-Entwurf. HANS CHRISTIANSEN.
Hans Schliepmann:
Plakat. HANS CHRISTIANSEN.
losgemacht, den hat es erst einen erbitterten
Kampf gegen die »gute Erziehung« der
eigenen Jugend gekostet, aus dem dann ein
gesunder Ilass gegen die Formendriller
zurückgeblieben ist. Ein ganz besonderes
Glückskind aber muss es sein, ein fröhlicher
»Outsider«, den all dieses verknöchernde und
verkümmernde Wesen unserer Zeit niemals
in seiner Entwickelung gehemmt hat. Die
Menge liegt immer noch im Banne dieser
Vokabeldrechsler und betet zum Fetisch
dieser Sorte Bildung, die »Auswendig«-lernen
ist, nicht inwendig Fühlen.
Aber, Gottlob, der Fetisch wackelt end-
lich. »Abtrünnige« predigen seine Hohlheit
und vor seinen Tempeln tummelt sich eine
fröhliche Jugend, die sich gar nicht um ihn
kümmert, sondern lachend und freudig schafft,
wie ihr um's Herz ist. Und das ist besser
als alles Predigen. Missachtung zerstört
sicherer als Entrüstung. Bemerkt das Volk
erst einmal, dass der Götze umzusinken droht,
so würden ihm plötzlich die Augen auf-
gehen, und es wird staunend sehen, was
inzwischen vor den Thoren der verfallenden
Tempel entstanden ist, durch jene fröhlich
zugreifenden, von unserer »Kultur« nicht
nach der geheiligten Schablone »Erzogenen«.
Zu diesen glücklichen Unverkümmer-
ten und Schaffensfrohen, deren Bekannt-
werden sich diese Blätter zur Aufgabe ge-
macht haben, um dem Götzendienst einer
verkehrten philologischen Bildung nach
Kräften eine bessere Erbauung entgegen-
zusetzen, gehört auch Hans Christiansen,
dessen Schaffen die sämmtlichen Abbildungen
des vorliegenden Heftes entstammen. So
reich und mannigfaltig diese Schöpfungen
sind, so geben sie doch noch entfernt kein
irgendwie abschliessendes Bild von der um-
fassenden Thätigkeit des noch jugendlichen
Künstlers. Selbst wer neben diese Blätter
seine zahlreichen Werke für die »Jugend«
stellt, zu deren hervorragendsten Mitarbeitern,
namentlich für dekorative Erfindungen, er
neben Erler und Eckmann gehört, und durch
deren Veröffentlichungen hauptsächlich sein
Name für die dem Neuen Zugänglichen in
Plakat-Entwurf. HANS CHRISTIANSEN.