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Poellnitz:
strebungen, Konsolen, Stützen etc. ge-
bieten, wo die reine Zweckmässigkeit
sie nicht nothwendig machen, wo es
aber zur Beruhigung des Auges an-
gemessen erscheint. Der höchste Reiz
einer wirklich konstruktiven Gestaltung
beruht schliesslich darauf, dass man
dem ganzen Gebilde Leben verleiht,
dass jedes Konstruktionsglied seine
Funktion in seiner Form zu erkennen
gibt und man ihm sofort ansieht, ob
es gebogen, gedrückt, gezogen oder
gedreht wird, wie dies z. B. so voll-
endet an der antiken Säule durch-
geführt ist. Auf diesem Wege bemüht
sich der moderne Stil absolut unab-
hängig von den Ausdrucksformen der
Vergangenheit neue Formen zu schaffen.
Zu dieser Art der Formengebung ge-
hört aber ausserordentlich feines kon-
struktives Verständniss, und wohl auch
eine allmähliche historische Entwickelung
der Ausdrucksweise. Wenn auch besonders
in metallenen Beschlägen in dieser Hinsicht
schon sehr viel geleistet worden ist, so kann
man doch nicht leugnen, dass der moderne
Stil in diesem Punkte noch äusserst unent-
wickelt ist und desshalb auch vielfach etwas
Kunst- Verglasung.
Entw.: hans Christiansen.
Kunst- Verglasung.
nüchterne und unentwickelte Formen auf-
weist, die oft auch sehr unbequem sind.
Endlich muss aber auch Rücksicht ge-
nommen werden auf den Sinn für edle Pro-
portionen und auf den Geschmack der neuen
Zeit, auf die Mode, die ja nur der künstle-
rische Ausdruck eines Zeitgeistes ist. Ent-
sprechend den
satten Farben-
tönen liebt man
heute grosse
und breite Ver-
hältnisse : kräf-
tige, gedrun-
gene Bogen, das
liegende Recht-
eck im goldenen
Schnitt und das
Quadrat mit ab-
gerundeten
Ecken sind jetzt
Mode. Am aus-
geprägtesten
zeigt sich diese
Richtung dort,
wo von vorn-
herein jede tra-
ditionelleKunst-
K.ntwurf: hans Christiansen. form fortfiel: bei
Poellnitz:
strebungen, Konsolen, Stützen etc. ge-
bieten, wo die reine Zweckmässigkeit
sie nicht nothwendig machen, wo es
aber zur Beruhigung des Auges an-
gemessen erscheint. Der höchste Reiz
einer wirklich konstruktiven Gestaltung
beruht schliesslich darauf, dass man
dem ganzen Gebilde Leben verleiht,
dass jedes Konstruktionsglied seine
Funktion in seiner Form zu erkennen
gibt und man ihm sofort ansieht, ob
es gebogen, gedrückt, gezogen oder
gedreht wird, wie dies z. B. so voll-
endet an der antiken Säule durch-
geführt ist. Auf diesem Wege bemüht
sich der moderne Stil absolut unab-
hängig von den Ausdrucksformen der
Vergangenheit neue Formen zu schaffen.
Zu dieser Art der Formengebung ge-
hört aber ausserordentlich feines kon-
struktives Verständniss, und wohl auch
eine allmähliche historische Entwickelung
der Ausdrucksweise. Wenn auch besonders
in metallenen Beschlägen in dieser Hinsicht
schon sehr viel geleistet worden ist, so kann
man doch nicht leugnen, dass der moderne
Stil in diesem Punkte noch äusserst unent-
wickelt ist und desshalb auch vielfach etwas
Kunst- Verglasung.
Entw.: hans Christiansen.
Kunst- Verglasung.
nüchterne und unentwickelte Formen auf-
weist, die oft auch sehr unbequem sind.
Endlich muss aber auch Rücksicht ge-
nommen werden auf den Sinn für edle Pro-
portionen und auf den Geschmack der neuen
Zeit, auf die Mode, die ja nur der künstle-
rische Ausdruck eines Zeitgeistes ist. Ent-
sprechend den
satten Farben-
tönen liebt man
heute grosse
und breite Ver-
hältnisse : kräf-
tige, gedrun-
gene Bogen, das
liegende Recht-
eck im goldenen
Schnitt und das
Quadrat mit ab-
gerundeten
Ecken sind jetzt
Mode. Am aus-
geprägtesten
zeigt sich diese
Richtung dort,
wo von vorn-
herein jede tra-
ditionelleKunst-
K.ntwurf: hans Christiansen. form fortfiel: bei