DOI Artikel:
Fuchs, Georg: Die Ausstellung der Secession in München 1898
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0132
Georg Fuchs:
Verschiedene Btich- Verzierungen.
nationaler Kraft und Gabe etwas Tüchtiges,
Gesundes, Logisches zu schaffen, wenn es
auch nicht so sensationell ausfällt wie diese
unlauteren, schrullenhaften und zumtheil ein-
fach wahnsinnigen Gebilde, welche so oft
vom Auslande importirt und von einigen
sogar bewundert wurden.
Wir wollen jedoch nicht ungerecht sein
und zugeben, dass sowohl Du Bois wie
Wolfers auf kunstgewerblichem Gebiete
vielleicht Tüchtiges leisten könnten, wenn
sie wollten, d. h. wenn sie auf sensationelle
und bizarre Phantastik verzichteten. Du Bois
scheint begabt für Zinn. Die einfacheren
Aschenbecher, Krüge, Bonbonnieren und
Becher mit flacher, plastischer Verzierung
lassen vermuthen, dass in dem Künstler
doch dann und wann das Gewissen erwachte.
Hier sucht er eine Vergewaltigung des Ma-
teriales zu vermeiden; trotzdem wüsste ich
kein Stück anzugeben, in dem Gebrauchs-
zweck, Form und Ausführung jene Einheit
und Geschlossenheit aufwiesen, welche das
Wesen der angewandten Kunst darstellt. -
HANS CHRISTIANSEN.
Wolfers ruft ganz eigenartige koloristische
Wirkungen hervor in seinen kameeartig
gravirten Krystallgläsern mit Edelmetall-
Montirung. Von Gebrauchsgegenständen ist
natürlich niemals auch nur im entferntesten
Sinne zu reden. — Auch seine märchenhaft
gefärbten und benannten Gläser sind Kurio-
sitäten, ebensowohl wie seine monströsen
Gebilde aus Bronze und Elfenbein.
In der sehr interessanten Kollektion
der russischen Künstler fällt eine Gruppe
finnischer Maler durch ihre stilistische Selb-
ständigkeit und nationale Eigenart besonders
vortheilhaft auf: Val'no Blomstedt (»Episode
aus Kalevola«, Entwurf für Weberei), Axel
Gallen, Ero [ärnefelt, Berndt Lagerstram.
Sie leben zumeist in Helsingfors. Wir werden
%Ü£ Ä
Gelegenheit nehmen, auf diesen fernsten
Zweig einer zwar nicht germanischen, aber
doch durch skandinavische Einflüsse stark
germanisirten Kunst in Wort und Bild aus-
führlicher zurückzukommen. — Die Russen
malen in allen modernen Stilen: schottisch,
holländisch, namentlich aber impressionistisch
im Sinne der Pariser Schule. Einen eigenen,
nationalen Karakter weist eigentlich nur
Valentin Seroff in Moskau auf, der denn
Verschiedene Btich- Verzierungen.
nationaler Kraft und Gabe etwas Tüchtiges,
Gesundes, Logisches zu schaffen, wenn es
auch nicht so sensationell ausfällt wie diese
unlauteren, schrullenhaften und zumtheil ein-
fach wahnsinnigen Gebilde, welche so oft
vom Auslande importirt und von einigen
sogar bewundert wurden.
Wir wollen jedoch nicht ungerecht sein
und zugeben, dass sowohl Du Bois wie
Wolfers auf kunstgewerblichem Gebiete
vielleicht Tüchtiges leisten könnten, wenn
sie wollten, d. h. wenn sie auf sensationelle
und bizarre Phantastik verzichteten. Du Bois
scheint begabt für Zinn. Die einfacheren
Aschenbecher, Krüge, Bonbonnieren und
Becher mit flacher, plastischer Verzierung
lassen vermuthen, dass in dem Künstler
doch dann und wann das Gewissen erwachte.
Hier sucht er eine Vergewaltigung des Ma-
teriales zu vermeiden; trotzdem wüsste ich
kein Stück anzugeben, in dem Gebrauchs-
zweck, Form und Ausführung jene Einheit
und Geschlossenheit aufwiesen, welche das
Wesen der angewandten Kunst darstellt. -
HANS CHRISTIANSEN.
Wolfers ruft ganz eigenartige koloristische
Wirkungen hervor in seinen kameeartig
gravirten Krystallgläsern mit Edelmetall-
Montirung. Von Gebrauchsgegenständen ist
natürlich niemals auch nur im entferntesten
Sinne zu reden. — Auch seine märchenhaft
gefärbten und benannten Gläser sind Kurio-
sitäten, ebensowohl wie seine monströsen
Gebilde aus Bronze und Elfenbein.
In der sehr interessanten Kollektion
der russischen Künstler fällt eine Gruppe
finnischer Maler durch ihre stilistische Selb-
ständigkeit und nationale Eigenart besonders
vortheilhaft auf: Val'no Blomstedt (»Episode
aus Kalevola«, Entwurf für Weberei), Axel
Gallen, Ero [ärnefelt, Berndt Lagerstram.
Sie leben zumeist in Helsingfors. Wir werden
%Ü£ Ä
Gelegenheit nehmen, auf diesen fernsten
Zweig einer zwar nicht germanischen, aber
doch durch skandinavische Einflüsse stark
germanisirten Kunst in Wort und Bild aus-
führlicher zurückzukommen. — Die Russen
malen in allen modernen Stilen: schottisch,
holländisch, namentlich aber impressionistisch
im Sinne der Pariser Schule. Einen eigenen,
nationalen Karakter weist eigentlich nur
Valentin Seroff in Moskau auf, der denn