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Schölermann, Wilhelm: Wiener Kunstbericht
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0134
320
Wilhelm Schölermann :
Buch- Titel.
gebührend zu feiern. Es musste ja auch
einmal zu ihnen kommen. —
Im Wesen sind beide Ausstellungen
(»Gartenbau« und »Künstlerhaus«) freilich
noch recht verschieden; in der einen: der
aus freier Initiative entsprungene Geist des
zeitgemässen Empfindens; in der andern:
planloses, aufgezwungenes Durcheinander.
Auf der einen Seite der Wille, die Tendenz,
auf der andern die Angst vor der Kon-
kurrenz , die Ueberzeugungslosigkeit, die
Eilfertigkeit, welche aus der Noth eine
Tugend macht. — Von Bedeutung ist die
dekorative und kunstgewerbliche Seite der
Ausstellung der Se-
cessionisten. Die
Räume der Garten-
baugesellschaft wur-
den mit verhältniss-
mässig einfachen
Mitteln durchweg
künstlerisch adaptirt.
Ein grosser Mittel-
raum durch Velum
und stilisirtes Blumen-
und Rankenornament
geschmackvoll deko-
rirt und ausgestattet
mit lebenden Blumen
und modernen Möbel-
arrangements. — Der
»englische« Stil
herrscht hier jetzt vor,
nachdem Hofrath von
Scala den »neuen
Kurs« angegeben. —
Die Nebenräume in
ruhigen neutralen Tö-
nen gehalten: matt-
resedagrünes oder
roth- »aufgespritztes«
Sacktuch verdeckt
discret die Wände
und des »maurischen
Stiles« unerträgliches,
blau-weiss-goldenes
Balkenwerk. Das ist
ja alles nicht so un-
erhört neuartig, aber
es musste eben ein-
mal hier gemacht werden, nach der einfachen
Eormel: Erst zudecken, dann dekoriren.
Auf die einzelnen Kunstwerke ist in
dieser Zeitschrift nicht der Ort, näher ein-
zugehen; nur erwähnen möchte ich, dass unter
den »Jüngeren« einige Beispiele von ge-
schmackvoll entworfenen Rahmen vortheil-
haft auffallen. Man beginnt auch hier endlich
einzusehen, dass Rahmen und Bild wieder
ein Ganzes werden müssen. Künstler wie
Engelhart, Klimt, Wilhelm List u. A. ent-
werfen ihre Rahmen selbst. Das gute Bei-
spiel wird hoffentlich Nachahmer finden.
Im Kunstgewerbe herrscht das Ausland
HANS CHRISTIANSEN.
Wilhelm Schölermann :
Buch- Titel.
gebührend zu feiern. Es musste ja auch
einmal zu ihnen kommen. —
Im Wesen sind beide Ausstellungen
(»Gartenbau« und »Künstlerhaus«) freilich
noch recht verschieden; in der einen: der
aus freier Initiative entsprungene Geist des
zeitgemässen Empfindens; in der andern:
planloses, aufgezwungenes Durcheinander.
Auf der einen Seite der Wille, die Tendenz,
auf der andern die Angst vor der Kon-
kurrenz , die Ueberzeugungslosigkeit, die
Eilfertigkeit, welche aus der Noth eine
Tugend macht. — Von Bedeutung ist die
dekorative und kunstgewerbliche Seite der
Ausstellung der Se-
cessionisten. Die
Räume der Garten-
baugesellschaft wur-
den mit verhältniss-
mässig einfachen
Mitteln durchweg
künstlerisch adaptirt.
Ein grosser Mittel-
raum durch Velum
und stilisirtes Blumen-
und Rankenornament
geschmackvoll deko-
rirt und ausgestattet
mit lebenden Blumen
und modernen Möbel-
arrangements. — Der
»englische« Stil
herrscht hier jetzt vor,
nachdem Hofrath von
Scala den »neuen
Kurs« angegeben. —
Die Nebenräume in
ruhigen neutralen Tö-
nen gehalten: matt-
resedagrünes oder
roth- »aufgespritztes«
Sacktuch verdeckt
discret die Wände
und des »maurischen
Stiles« unerträgliches,
blau-weiss-goldenes
Balkenwerk. Das ist
ja alles nicht so un-
erhört neuartig, aber
es musste eben ein-
mal hier gemacht werden, nach der einfachen
Eormel: Erst zudecken, dann dekoriren.
Auf die einzelnen Kunstwerke ist in
dieser Zeitschrift nicht der Ort, näher ein-
zugehen; nur erwähnen möchte ich, dass unter
den »Jüngeren« einige Beispiele von ge-
schmackvoll entworfenen Rahmen vortheil-
haft auffallen. Man beginnt auch hier endlich
einzusehen, dass Rahmen und Bild wieder
ein Ganzes werden müssen. Künstler wie
Engelhart, Klimt, Wilhelm List u. A. ent-
werfen ihre Rahmen selbst. Das gute Bei-
spiel wird hoffentlich Nachahmer finden.
Im Kunstgewerbe herrscht das Ausland
HANS CHRISTIANSEN.