F. Fries :
Bevialter Aufsatz.
HEINZ WET/.EI.-FRANKFURT A. M.
behagen umherschweifen lassen. Der Schatten
einer Wolke fällt mitten auf eine Wiese.
Es ist ein Wirkungs-Accent vorhanden, um
in uns das Gefühl der ausgedehnten Ebene
zu steigern. Eine Reihe Bäume zieht sich
in einer leichten Biegung in das Bild hinein.
Das Auge geht tastend von Stamm zu Stamm
und durchmisst scheinbar eine weite Strecke.
So entkleidet Thoma Schritt für Schritt die
Natur des Zufalles, in dem er das, was sie
in einem scheinbaren Akt der Willkür an-
deutend hingeworfen, zu einem bewussten
Wirkungs-Accent steigert.
So sehen wir überall in hundert
Variationen das gleiche Problem, die Raum-
bildung, mit der gleichen Meisterschaft ge-
löst. Alles muss helfen, so gar die Farbe.
Auch sie wird verwendet zur Betonung
des Körperlichen, des Plastischen, im
Gegensatz zu der oft jede Form auflösenden
Lichtmalerei unserer Modernen, deren Wider-
sinnigkeit auf der Hand liegt. Aber jede
neue Lösung des Problems ist auch häufig
zugleich eine Bereicherung der Njitur, in-
dem er dabei Neues schafft, noch nie Ge-
schehenes verkündet. Nichts ist ihm zu
kühn: selbst mit den Vögeln fliegen wir
durch die Luft und fast will uns ein Schwindel
erfassen, ob dieser gewagten Reise. Das
ist das wahrhaft Schöpferische in dem Künstler
und nicht die Erfindung dieser oder jener
Fabel. Aber Hand in Hand mit dem gran-
diosen Raumgefühl des Meisters geht die
Beherrschung der Form. Denn die Form
ist nichts als ein Ausschnitt des Raumes,
ein Theil, der durch Linien von der grossen
Raumeinheit abgegrenzt wird. Mit Gewalt
sucht er sich wieder mit dem Ganzen zu
verbünden, würde ihn nicht die mit Ueber-
legung schaffende Hand des Künstlers davon
zurückhalten. Je klarer und schärfer die
P'orm ausgesprochen wird, desto energischer
macht sich nun der Gegenstand, als existirend,
bemerkbar. Ein Theil der Wirkung Thoma'-
scher Kunst beruht auf der Klarheit der
Formen, der Beherrschung der Linie. So
auch erklärt sich die schwere Kontur, mit
der er die Figuren umzieht. So wird ihm
die Figur vorwiegend zur Linie, die er liebt,
weil sie gleichsam der Faden ist, an dem
sich die Phantasie aufwickelt.
Auch hier seine Bedeutung für das
Kunstgewerbe. Jede Form, die sich im Bilde
als selbstständiges, individuelles Ganzes aus-
sprechen soll, muss neu geschaffen werden.
Dadurch entsteht der Stil. Thoma ist ein
Bevialter Aufsatz.
HEINZ WET/.EI.-FRANKFURT A. M.
behagen umherschweifen lassen. Der Schatten
einer Wolke fällt mitten auf eine Wiese.
Es ist ein Wirkungs-Accent vorhanden, um
in uns das Gefühl der ausgedehnten Ebene
zu steigern. Eine Reihe Bäume zieht sich
in einer leichten Biegung in das Bild hinein.
Das Auge geht tastend von Stamm zu Stamm
und durchmisst scheinbar eine weite Strecke.
So entkleidet Thoma Schritt für Schritt die
Natur des Zufalles, in dem er das, was sie
in einem scheinbaren Akt der Willkür an-
deutend hingeworfen, zu einem bewussten
Wirkungs-Accent steigert.
So sehen wir überall in hundert
Variationen das gleiche Problem, die Raum-
bildung, mit der gleichen Meisterschaft ge-
löst. Alles muss helfen, so gar die Farbe.
Auch sie wird verwendet zur Betonung
des Körperlichen, des Plastischen, im
Gegensatz zu der oft jede Form auflösenden
Lichtmalerei unserer Modernen, deren Wider-
sinnigkeit auf der Hand liegt. Aber jede
neue Lösung des Problems ist auch häufig
zugleich eine Bereicherung der Njitur, in-
dem er dabei Neues schafft, noch nie Ge-
schehenes verkündet. Nichts ist ihm zu
kühn: selbst mit den Vögeln fliegen wir
durch die Luft und fast will uns ein Schwindel
erfassen, ob dieser gewagten Reise. Das
ist das wahrhaft Schöpferische in dem Künstler
und nicht die Erfindung dieser oder jener
Fabel. Aber Hand in Hand mit dem gran-
diosen Raumgefühl des Meisters geht die
Beherrschung der Form. Denn die Form
ist nichts als ein Ausschnitt des Raumes,
ein Theil, der durch Linien von der grossen
Raumeinheit abgegrenzt wird. Mit Gewalt
sucht er sich wieder mit dem Ganzen zu
verbünden, würde ihn nicht die mit Ueber-
legung schaffende Hand des Künstlers davon
zurückhalten. Je klarer und schärfer die
P'orm ausgesprochen wird, desto energischer
macht sich nun der Gegenstand, als existirend,
bemerkbar. Ein Theil der Wirkung Thoma'-
scher Kunst beruht auf der Klarheit der
Formen, der Beherrschung der Linie. So
auch erklärt sich die schwere Kontur, mit
der er die Figuren umzieht. So wird ihm
die Figur vorwiegend zur Linie, die er liebt,
weil sie gleichsam der Faden ist, an dem
sich die Phantasie aufwickelt.
Auch hier seine Bedeutung für das
Kunstgewerbe. Jede Form, die sich im Bilde
als selbstständiges, individuelles Ganzes aus-
sprechen soll, muss neu geschaffen werden.
Dadurch entsteht der Stil. Thoma ist ein