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F. Fries . Hans Thoma.
Dekorative Gruppe vom Wasscrthurm-Bassin zu Mannheim.
JOS. KOWARZIK.
Fast scheint es, als ob diese eine Verbeu-
gung vor dem Mittelstück machten, um zu
zeigen, dass sie gesonnen sind, sich willig
unterzuordnen. Je näher sie demselben
stehen desto ehrfurchtsvoller ist die Ver-
beugung. So versteht ein grosser Künstler
selbst das leblose Ornament zu beseelen.
In diesen Dingen liegt genug des Anre-
genden für das Kunstgewerbe. Thoma hat
auch hier neue Wege gewiesen, die den
Vorzug besitzen, dass der, welche sie geht,
im Land bleiben darf, dass er nicht nach
Japan auszuwandern braucht. Seine Kunst
ist in gewissem .Sinne national, aber ohne,
dass sie es sein will. Darin liegt gerade
ihr Werth. Die Ausdrucksweise seiner Kunst
ist echt Deutsch und doch enthält sie viel
Griechisches. So kann eine vollendete
Meisterschaft arbeiten, die, indem sie glaubt,
mit Bewusstsein sich selbst zu geben, der
willenlose Träger eines unsterblichen Gesetzes
ist. Man hat von seiner Kunst vielfach ge-
sagt sie sei naiv. Das ist sie auch in ge-
wissem Sinne. Aber ihre Naivität ist jene
bewusste der Antike nicht diejenige, die
man im euphemistischen Sinne für Unwissen-
heit gebraucht. Sie ist naiv, weil sie
nicht auf den Verstand, sondern un-
mittelbar auf die Sinne, weil sie unmittelbar
auf das Raum-, Form- und Farbgefühl des
F. Fries . Hans Thoma.
Dekorative Gruppe vom Wasscrthurm-Bassin zu Mannheim.
JOS. KOWARZIK.
Fast scheint es, als ob diese eine Verbeu-
gung vor dem Mittelstück machten, um zu
zeigen, dass sie gesonnen sind, sich willig
unterzuordnen. Je näher sie demselben
stehen desto ehrfurchtsvoller ist die Ver-
beugung. So versteht ein grosser Künstler
selbst das leblose Ornament zu beseelen.
In diesen Dingen liegt genug des Anre-
genden für das Kunstgewerbe. Thoma hat
auch hier neue Wege gewiesen, die den
Vorzug besitzen, dass der, welche sie geht,
im Land bleiben darf, dass er nicht nach
Japan auszuwandern braucht. Seine Kunst
ist in gewissem .Sinne national, aber ohne,
dass sie es sein will. Darin liegt gerade
ihr Werth. Die Ausdrucksweise seiner Kunst
ist echt Deutsch und doch enthält sie viel
Griechisches. So kann eine vollendete
Meisterschaft arbeiten, die, indem sie glaubt,
mit Bewusstsein sich selbst zu geben, der
willenlose Träger eines unsterblichen Gesetzes
ist. Man hat von seiner Kunst vielfach ge-
sagt sie sei naiv. Das ist sie auch in ge-
wissem Sinne. Aber ihre Naivität ist jene
bewusste der Antike nicht diejenige, die
man im euphemistischen Sinne für Unwissen-
heit gebraucht. Sie ist naiv, weil sie
nicht auf den Verstand, sondern un-
mittelbar auf die Sinne, weil sie unmittelbar
auf das Raum-, Form- und Farbgefühl des