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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0191

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372
Gruppen für das Wasser-
thurm-Bassin zu Mannheim.
Entschieden Bedeuten-
des schuf dieser Künstler
aber in seinen Karakter-
büsten, deren wir hier drei
zur Anschauung bringen
können. Dem betenden
Mädchen wird durch die
breite, malerische Flächen-
behandlung, durch die
Schwere des Haares und
die schroffe, derbe Sockel-
bildung ein überaus melan-
cholischer, fast pathetischer
Ausdruck verliehen. Es
ist ehrliche Kunst, und,
wenn auch gewiss nicht
unbeeinflusst von der bel-
gischen Schule, doch von
schlichter, heimathlicher
Poesie. Noch stärker, für
die weiblichen Formen
etwas zu stark, ist die Wir-
kung der »Energie«, welche
man mit mehr Recht viel-
leicht als eine Verkörperung
der Brutalität auffassen
könnte, jener Brutalität,
welche sich den Zügen der
im elenden Kampfe um's
tägliche Brod ringenden
Frau einprägt. Es ist ein
Stück Meunier'schen Geis-
tes, herb, bitter, und dennoch
nicht ohne Vertiefung, nicht
ohne eine gewisse »Idea-
lität« im Vortrage. Vor-
trefflich ist die Bildung des
llalses, der sich kräftig
über die verschleierten
Formen der Brust ent-
wickelt und den in der
Kinn- und Mundpartie zur
höchsten Wucht gesteiger-
ten Ausdruck vermittelt.
Dieser Ausdruck klingt
alsdann in den Augen und
in der Stirne gemildert und
dumpf nach. Vortrefflich

Atelier-Nachrichten

A telier-Nachrichten.


Entwurf zu einem Herren-Zimmer in modernem Karakter.

Schneider & Hanau, Hoflieferanten, Frankfurt a. m.

373
ist auch die Behandlung
des schlichten Haares. -
Ein Werk von äusserst
verfeinerter Technik und
Beseelung ist endlich die
weibliche Porträtbüstc,
deren wohlgelungene Wie-
dergabe in diesen Blättern
uns erläuternder Bemer-
kungen enthebt. — Ko-
warzik ist geboren in Wien
im Jahre 1860. Durch
traurige Familien -Verhält-
nisse gezwungen, sich sein
Brod selber zu verdienen,
arbeitete er lange als Metall-
techniker. — Später ge-
wann er als Schüler der
Wiener Kunst - Gewerbe-
schule und Akademie drei
Preise, welche ihm erlaub-
ten in Paris und Italien
seine Studien zu vollenden.
1892 wurde er als Lehrer
an die Frankfurter Kunst-
gewerbeschule berufen.

TJEINZ WETZEL, von
*■ welchem wir schon
eine Reihe Reproduktionen
gebracht haben, und der
bereits in biographischer
Weise besprochen worden
(V. 155) ist diesmal, unter
anderem, mit einer Punsch-
bowle vertreten, welche sich
formlich aus dem Zweck,
dem sie dienen soll, heraus-
entwickelt hat. Das Ma-
terial, welches die Bowle
duftig und kühl erhalten
soll, war gegeben, näm-
lich Steinzeug, und ent-
sprechend dem Karakter
des Materials und der Bowle
selbst schuf Wetze] die
Zeichnung, die mit derben
Strichen und fröhlicher Ly-
rik ein bekanntes Weinlied
 
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