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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Rothlieb, Molly; Mühlke, C.: Die nordische Ausstellung zu Stockholm 1897, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0202

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384

Molly Rothlieb u. C. Mühlke:


Hochzeits-Plakette. L Staats-Preis. (Mk. iooo.—.)

alte Grossmütter überredet, ihre Enkelinnen
zu unterrichten, welche nach Stockholm
kamen, um dort zu arbeiten und neue Schüler
heranzubilden. Ausser einer Webe- und
Stickereischule wurde in Stockholm ein
Bureau errichtet, in dem das Publikum Mo-
delle, Muster, und passendes Material fand,
wie in einem offenen Geschäft, dazu den
Rath und die vorbildliche Thätigkeit der
kunstverständigen Verkäuferinnen.DieZwecke
des Vereins wurden durch Ausschreibung
von Preisbewerbungen, Beschaffung von
Reisestipendien gefördert. Der erzielte
Gewinn, eine kleine Staatssubvention und die
Beiträge der Mitglieder wurden zur allmäh-
lichen Erweiterung der Anstalt und zur Ein-
richtung einer dem Publikum zugänglichen
Sammlung alter Webearbeiten verwendet.
Eine grosse Hülfe für die Arbeit des Vereins
war der Umstand, dass in fast jedem länd-
lichen Heim der Webestuhl noch im Gange
war, wenn auch nicht für Kunstgewebe, so
doch für die einfachen ländlichen Bedürfnisse.
Somit war die Schwierigkeit der Wiederauf-
nahme der alten Techniken nicht so gross
wie in anderen Ländern, in denen die häus-
liche Weberei schon ganz ausgestorben ist.
Die neugegründeten, vom Staat und
den Gemeinden unterstützten Volkshoch-
schulen nahmen das Kunstweben in ihr
Programm auf, ebenso viele der allmählich
im ganzen Lande entstehenden Privatschulen
für Handarbeit. So verbreitete sich die Aus-


hermann dürrich—kassel.

Übung der Webekunst bis in die weitesten
Volksschichten. Es weben jetzt die Schüle-
rinnen der Volksschulen, es webt die vor-
nehme Dame in ihrem Landhause. Dass
wir hier eine wahre Volkskunst vor uns
haben, das drängte sich jedem Beschauer
auf, der die neuen Kunstwebereien und
Hausfleissarbeiten der Stockholmer Aus-
stellung zu studiren Gelegenheit hatte. Es
wäre dies noch mehr zur Erscheinung ge-
kommen, wenn man die Gegenstände des
einfachen Hausfleisses getrennt von den mehr
oder weniger gelungenen Arbeiten der Kunst-
industrie aufgestellt hätte. Anderseits ist es
gerade für die Sache von grossem Segen
gewesen, dass beide Arten der Thätigkeit
sich in vielen Punkten berühren und in ein-
ander übergehen.
Nachdem nun der Handarbetets-Vänner
das rechte Wort zur rechten Zeit gefunden,
und die Bethätigung des Hausfleisses zur
Verschönerung und Veredelung des eigenen
Heims alle Klassen der Bevölkerung durch-
drungen hat, steigerte sich, wie man dies
erhofft hatte, im Volke die Eorderung auf
Schönheit einer Textilarbeit. So sahen sich
auch die später entstandenen Geschäfte, wie
vor Allem die Aktiengesellschaft »Svensk
Konstslöjd« gezwungen, diesen erhöhten
Forderungen gerecht zu werden, auf dem-
selben angegebenen Wege durch Beschäfti-
gung selbständiger künstlerisch geschulter
Musterzeichner, sowie durch Anwendung
 
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