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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Habich, Georg: Hermann Hahn
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0231

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412

Georg Habich:


Architektur-Skizze.

OTTO RIETH-BERLIN.

vollständige Uebersicht über die Entwicke-
lung des Künstlers. Die Porträtbüste des
Bildhauers Oppler, seines hochtalentirten
Mitschülers auf der Münchener Akademie,
zeigt in manchen Nebenzügen eine Neigung
zu der desolaten Beleuchtung der Form, wie
sie vor einem Jahrzehnt, bevor Hildebrand's
strengeres Formideal den jungen Künstlern
zu Bewusstsein gekommen
war, nach französischem
Vorbild für »künstlerisch«
gehalten wurde. Nichts-
destoweniger ist die Büste
als Porträt nicht nur in der
allgemeinen Auffassung,
sondern gerade in der for-
malen Durchbildung, na-
mentlich der Augen von
äusserster Sorgfalt, deren
Effekt, eine geradezu un-
übertreffliche Aehnlichkeit,
auf der Ausstellung von
1893 die allgemeine Be-
wunderung u. gebührende
Auszeichnung fand. Als
plastisches Kunstwerk be-
trachtet, steht dieses Werk
freilich hinter den neueren
Arbeiten Hahns, der
Doppelbüste eines Ehe-
paares (Abb. S. 396/7), oder
dem Porträt des Direktors Architektur-Skizze.

Thausig (Abb. S. 394) weit zurück. Die
schön geschlossene Komposition jenes
Doppelporträts ist aus echt plastischem
Geist geboren, gibt aber zugleich im vollen
Mass den schlicht bürgerlichen Karakter
der beiden Ehegatten. In der Haltung und
namentlich in der leisen Wendung der Frau
und dem selbstsicher sich präsentirenden
Manne spricht sich die Zusammengehörigkeit
und das gegenseitige Verhältniss der Beiden
zu einander schlicht und klar aus. Hier
wie in der Büste des Direktors Thausig, die
mehr auf den Eindruck einer plastischen
Abstraktion abzielt, aber in der wunderbar
lebendigen Nachbildung des bildhauerisch
sehr dankbaren Kopfes ein starkes Gefühl
für das organische Leben verräth, bildet sich
bereits Hahn's individuelle Formensprache
aus. Im Streben nach dem breiten Vortrag,
wie ihn in der modernen Malerei am
glänzendsten Habermann beherrscht, greift
Hahn bewusst oder unbewusst auf Formen
zurück, die ihm aus der Zeit seiner Thätig-
keit als Holzbildner geläufig oder wenigstens
bekannt sind. Breite glatte Schnittflächen
wechseln ab mit hohlschnittartig ausge-


OTTO RIETH—BERLIN.
 
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