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Paul Kühn:
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gäbe, aus der aber die im Kunstverein ausgestellten
Kunstwerke ungekauft weiter wanderten. Und wenn
sich diese Klagen stetig wiederholen und man ihre
Berechtigung nicht ohne weiteres abweisen kann, so
muss man zu der Ueberzeugung kommen, dass die
opferfreudige Gesinnung allein nicht genügt, der Kunst
frische, die lebendige Entwickelung fördernde Impulse
zu geben. Trotz aller kunstsinnigen Sammlerliebe kann
es zu keinem rechten Kunstleöen kommen. Dass es
jetzt wesentlich besser ist als vor 10 Jahren, kann an
der Thatsache im allgemeinen nichts ändern, dass die
neuzeitliche Kunstbewegung in Leipzig noch nicht
Wurzel gefasst hat. Denn was hat es zu sagen, wenn
wir uns dank der Energie unserer Museumsverwaltung
einer beachtenswerthen Zahl neuer vortrefflicher Er-
werbungen zu erfreuen haben, z. B. der Klinger'schen
Meister-Skulpturen, der Salome und der Kassandra,
des Uhde'schen »Lasset die Kindlein zu mir kommen«
u. A., wenn sie nur unter den grössten Schwierigkeiten
und nicht nach dem Wunsche der Gebildeten möglich
waren? Wollen wir ein wirkliches Kunstleben, so
müssen wir das Leben zum Kunstwerk gestalten; nur
was aus unserem Lebensbedürfniss, auch dem des All-
tags an Kunst entsteht, werden wir dann auch als eine
Lebensnothwendigkeit empfinden. Ich kann hier die
Leser dieser Zeitschrift auf die vortrefflichen Aus-
lassungen von Georg Fuchs in dem »Frankfurter Heft«
verweisen. An Künstlern, an tüchtigen einheimischen
Kräften, welche nur auf Anregung und Auftrag warten,
fehlt es auch hier nicht. Ist doch Leipzig trotz seiner
nicht wegzuleugnenden industriellen und maschinellen
Wi
w
v
VV!
M
Entwurf für »Amor und Psyche*. (Nicht veröffentlicht.)
l'ROF.
MAX KLINGER —
LEIPZIG.
Paul Kühn:
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gäbe, aus der aber die im Kunstverein ausgestellten
Kunstwerke ungekauft weiter wanderten. Und wenn
sich diese Klagen stetig wiederholen und man ihre
Berechtigung nicht ohne weiteres abweisen kann, so
muss man zu der Ueberzeugung kommen, dass die
opferfreudige Gesinnung allein nicht genügt, der Kunst
frische, die lebendige Entwickelung fördernde Impulse
zu geben. Trotz aller kunstsinnigen Sammlerliebe kann
es zu keinem rechten Kunstleöen kommen. Dass es
jetzt wesentlich besser ist als vor 10 Jahren, kann an
der Thatsache im allgemeinen nichts ändern, dass die
neuzeitliche Kunstbewegung in Leipzig noch nicht
Wurzel gefasst hat. Denn was hat es zu sagen, wenn
wir uns dank der Energie unserer Museumsverwaltung
einer beachtenswerthen Zahl neuer vortrefflicher Er-
werbungen zu erfreuen haben, z. B. der Klinger'schen
Meister-Skulpturen, der Salome und der Kassandra,
des Uhde'schen »Lasset die Kindlein zu mir kommen«
u. A., wenn sie nur unter den grössten Schwierigkeiten
und nicht nach dem Wunsche der Gebildeten möglich
waren? Wollen wir ein wirkliches Kunstleben, so
müssen wir das Leben zum Kunstwerk gestalten; nur
was aus unserem Lebensbedürfniss, auch dem des All-
tags an Kunst entsteht, werden wir dann auch als eine
Lebensnothwendigkeit empfinden. Ich kann hier die
Leser dieser Zeitschrift auf die vortrefflichen Aus-
lassungen von Georg Fuchs in dem »Frankfurter Heft«
verweisen. An Künstlern, an tüchtigen einheimischen
Kräften, welche nur auf Anregung und Auftrag warten,
fehlt es auch hier nicht. Ist doch Leipzig trotz seiner
nicht wegzuleugnenden industriellen und maschinellen
Wi
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v
VV!
M
Entwurf für »Amor und Psyche*. (Nicht veröffentlicht.)
l'ROF.
MAX KLINGER —
LEIPZIG.