Dresdener Architektur.
441
Details nicht verantwortlich zu machen ist;
weiter das Gebäude für die kgl. Sekundo-
genitur-Bibliothek und der überaus prächtige
Kaiserpalast, mit welchem Namen der Be-
sitzer Herr Ilgen ein an drei Seiten frei-
stehendes Geschäftshaus am Pirnaischen Platz
belegt hat. Die beiden Bauten im Dresdener
Barockstil zeigen treffliche künstlerische Em-
pfindung für dessen Eigenart, eine schlichte
1 Jsenenarchitektur mit starker architektonisch-
plastischer Betonung einzelner Haupttheile.
Das Bibliotheksgebäude ist entstanden durch
den Umbau des alten Akademiegebäudes
auf der Brühl'schen Terrasse, das von den
Architekten des kgl. Hofbauamtes Frölich
und Dunger nach des ersteren Entwürfen
ausgeführt worden ist.
Der Kaiserpalast aber ist eine Schöpfung
der Architekten Schilling und Graebner, denen
von dem Bauherrn der wahrlich beneidens-
werthe Auftrag wurde, ein Haus zu erbauen,
das an Pracht alles ähnliche in Dresden
übertreffen sollte. Ist es den Architekten
gelungen, dem Auftrage gemäss das präch-
tigste Privathaus Dresdens zu errichten, so
haben sie es erfreulicher Weise und gleich-
zeitig verstanden, vornehmen Geschmack und
künstlerische Empfindung mit der Pracht
zu vereinigen, und der Vorwurf der Ueber-
füllung dürfte nur für die bekrönenden Vasen
des Daches zutreffen, von denen zwei zum
Vortheil der ruhigen Wirkung wohl zu
missen wären. Reicher plastischer Schmuck
— insbesondere eine grosse lebendige Gruppe,
die von Hans Hartmann—Maclean, die auf
das geplante Cafe chantant hinweist — ziert
das Bauwerk, das in seiner harmonischen
Abwägung der Massen, seiner konstruktiven
Klarheit, der wirksamen Vertheilung und
Steigerung der architektonischen und plas-
tischen Schmuckstücke einen imposanten
Eindruck macht. Die gesammte Konstruk-
tion ist in Eisen, der Aussenbau aber in
Sandstein gehalten, der weithin sichtbare,
Auf der Zwinger-Terrasse in Dresden.
98. XII. X
EMILIE MEDIZ—PELIKAN.
441
Details nicht verantwortlich zu machen ist;
weiter das Gebäude für die kgl. Sekundo-
genitur-Bibliothek und der überaus prächtige
Kaiserpalast, mit welchem Namen der Be-
sitzer Herr Ilgen ein an drei Seiten frei-
stehendes Geschäftshaus am Pirnaischen Platz
belegt hat. Die beiden Bauten im Dresdener
Barockstil zeigen treffliche künstlerische Em-
pfindung für dessen Eigenart, eine schlichte
1 Jsenenarchitektur mit starker architektonisch-
plastischer Betonung einzelner Haupttheile.
Das Bibliotheksgebäude ist entstanden durch
den Umbau des alten Akademiegebäudes
auf der Brühl'schen Terrasse, das von den
Architekten des kgl. Hofbauamtes Frölich
und Dunger nach des ersteren Entwürfen
ausgeführt worden ist.
Der Kaiserpalast aber ist eine Schöpfung
der Architekten Schilling und Graebner, denen
von dem Bauherrn der wahrlich beneidens-
werthe Auftrag wurde, ein Haus zu erbauen,
das an Pracht alles ähnliche in Dresden
übertreffen sollte. Ist es den Architekten
gelungen, dem Auftrage gemäss das präch-
tigste Privathaus Dresdens zu errichten, so
haben sie es erfreulicher Weise und gleich-
zeitig verstanden, vornehmen Geschmack und
künstlerische Empfindung mit der Pracht
zu vereinigen, und der Vorwurf der Ueber-
füllung dürfte nur für die bekrönenden Vasen
des Daches zutreffen, von denen zwei zum
Vortheil der ruhigen Wirkung wohl zu
missen wären. Reicher plastischer Schmuck
— insbesondere eine grosse lebendige Gruppe,
die von Hans Hartmann—Maclean, die auf
das geplante Cafe chantant hinweist — ziert
das Bauwerk, das in seiner harmonischen
Abwägung der Massen, seiner konstruktiven
Klarheit, der wirksamen Vertheilung und
Steigerung der architektonischen und plas-
tischen Schmuckstücke einen imposanten
Eindruck macht. Die gesammte Konstruk-
tion ist in Eisen, der Aussenbau aber in
Sandstein gehalten, der weithin sichtbare,
Auf der Zwinger-Terrasse in Dresden.
98. XII. X
EMILIE MEDIZ—PELIKAN.