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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0283

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A telier-Nachrich ten.

459

ü ICHARD MULLER,
der Dresdener Maler
und Radirer, hat sich trotz
seiner Jugend schon einen
hervorragenden Platz in
der Dresdener Künstler-
schaft errungen. Schon
früher erschienen im
»Pan« und in den Viertel-
jahresheften ■ des Vereins
bildender Künstler Dres-
dens Zeichnungen und
Lithographien von ihm;
jetzt hat Kommerzienrath
Ernst Seeger in Berlin
eine Mappe mit Radir-
ungen von Richard Müller
in beschränkter Auflage
herstellen lassen, welchen
es man nicht entfernt an-
sieht, dass sie Erstlings-
werke eines 23 jährigen
Künstlers sind. Richard
Adüller stammt aus Tschir-
nitz bei Carlsbad; er be-
suchte die Schule seines
Heimathsortes, wurde
dann in die Malschule
der Königl. Porzellan-
Manufaktur zu Meissen
aufgenommen, ging aber
bald an die Dresdener Kunstakademie
über, wo er kurze Zeit die Naturklasse
und die Malklasse besuchte. Da sich
seine selbständige Kunstanschauung bald
regte, stellte er sich mit ig Jahren auf
eigene Füsse. Ohne alle Mittel verdiente
er sich durch handwerksmässige Arbeiten
seinen Lebensunterhalt, indem er nebenbei
mit eisernem Fleisse zeichnend und malend
an den Insassen des städtischen Versorg-
hauses zu Dresden seine Naturstudien machte.
Im Herbst 1894 trat er bei einer Ausstellung
der Dresdener Sezession in dem Ernst
Arnold'schen Kunstsalon zum ersten Male
an die Oeffentlichkeit; seine gezeichneten
Landschaften und Thierstudien fanden alsbald
bei den Kunstfreunden und bei der Kritik
lebhafte Anerkennung. Nachdem er dann
seiner Militärpflicht genügt hatte, erlernte


Kunst- Verglasung.

J. GOLLER—DRESDEN.
er, der Anregung des Vereins bildender
Künstler Dresdens folgend, das Lithographiren
und malte namentlich mit Vorliebe Thiere.
Die grosse Naturwahrheit und die treue
Karakteristik erregte dabei immer mehr
Bewunderung. Als Ende 1896 das grosse
Reisestipendium für Griffelkunst ausge-
schrieben wurde, ging er sofort an das
Studium der Radirkunst und zwar mit
solchem Erfolg, dass ihm der akademische
Rath im November 1897 für sein technisch
meisterhaftes Blatt Adam und Eva einstimmig
das Reisestipendium zuerkannte. Die jetzt
von Ernst Seeger veröffentlichten Blätter
sind: Schimpanse, Marabu, Manneskopf,
Meeresküste und Burg am Meer (Capri),
Asphaltarbeiter, Skiläufer, Vorfrühling und
Bahndamm. Alle diese Blätter zeigen
Müller's scharfe Beobachtung der Natur
 
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