DOI article:
Moderner Buch-Schmuck
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0076
356
Moderner Buch-Schmttck.
PAUL BURCK-MÜNCHEN.
Vorsatz - Titel.
massigen, »wohltönenden«, einheitlichen
Verlauf der Textseite, das in den guten
modernen Buch-Zierformen sich ausspricht.
Darum werden auch die Versalien wieder
mehr herangezogen. Ueberschriften und
sonst dem Sinne nach auszuzeichnende Stellen
will man hervorheben, ohne mit unruhigen
Elementen in den organischen Fluss des
Ganzen hineinzufahren. Hierzu sind nun
Versalien das gegebene Materia], da sie mit
einiger Wucht auftreten, und gleichwohl,
wenn mit Geschmack angeordnet, ruhige
und geschlossene »Flcckwirkung« festhalten.
Auch - sie regen den Künstler zu aus-
schmückender und variirender Thätigkeit an.
Man beachte etwa die Ueberschrift dieses
Aufsatzes, die als Verbindung zwischen Kopf-
leiste und Textblock auftritt, ferner sind hier
die Schriftzüge der Titel- und Umschlags-
Entwürfe von Bürck lehrreich für die Ab-
sichten der Neuerer. — Auf dem gleichen
Verlangen nach Ruhe und Stetigkeit des
Seitenkarakters beruht ferner auch die Vor-
liebe für die vom Laien als »lateinisch« be-
zeichneten Schriftarten, namentlich für An-
tiqua-Schrift und ihre Ab- und Spielarten
in kleinerem namentlich aber in grösserem
»Grad« (Schriftgrösse). Die sogen, »deutsche«
Druckschrift, in einer mehr monumentalen
Ausgestaltung »Schwabacher« genannt, ist,
wie die sogen, »deutsche« Schreibschrift, ja
nur eine Entartung der lateinischen Zeichen,
entstanden durch die Bequemlichkeit und die
Manieren der alten Mönche und Kanzlei-
Schreiber. Bekanntlich haben wir unsere
Buchstaben - Zeichen alle von den Römern
übernommen. Die ursprünglichen Laut-Sym-
bole der Germanen, die Runen, sind aus-
gestorben. Wenn man mithin glaubt, der
deutschen Eigenart mehr zu entsprechen,
Moderner Buch-Schmttck.
PAUL BURCK-MÜNCHEN.
Vorsatz - Titel.
massigen, »wohltönenden«, einheitlichen
Verlauf der Textseite, das in den guten
modernen Buch-Zierformen sich ausspricht.
Darum werden auch die Versalien wieder
mehr herangezogen. Ueberschriften und
sonst dem Sinne nach auszuzeichnende Stellen
will man hervorheben, ohne mit unruhigen
Elementen in den organischen Fluss des
Ganzen hineinzufahren. Hierzu sind nun
Versalien das gegebene Materia], da sie mit
einiger Wucht auftreten, und gleichwohl,
wenn mit Geschmack angeordnet, ruhige
und geschlossene »Flcckwirkung« festhalten.
Auch - sie regen den Künstler zu aus-
schmückender und variirender Thätigkeit an.
Man beachte etwa die Ueberschrift dieses
Aufsatzes, die als Verbindung zwischen Kopf-
leiste und Textblock auftritt, ferner sind hier
die Schriftzüge der Titel- und Umschlags-
Entwürfe von Bürck lehrreich für die Ab-
sichten der Neuerer. — Auf dem gleichen
Verlangen nach Ruhe und Stetigkeit des
Seitenkarakters beruht ferner auch die Vor-
liebe für die vom Laien als »lateinisch« be-
zeichneten Schriftarten, namentlich für An-
tiqua-Schrift und ihre Ab- und Spielarten
in kleinerem namentlich aber in grösserem
»Grad« (Schriftgrösse). Die sogen, »deutsche«
Druckschrift, in einer mehr monumentalen
Ausgestaltung »Schwabacher« genannt, ist,
wie die sogen, »deutsche« Schreibschrift, ja
nur eine Entartung der lateinischen Zeichen,
entstanden durch die Bequemlichkeit und die
Manieren der alten Mönche und Kanzlei-
Schreiber. Bekanntlich haben wir unsere
Buchstaben - Zeichen alle von den Römern
übernommen. Die ursprünglichen Laut-Sym-
bole der Germanen, die Runen, sind aus-
gestorben. Wenn man mithin glaubt, der
deutschen Eigenart mehr zu entsprechen,