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Fries, F.: Deutsche und italienische Kunst in Frankfurt
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Dr. F. Fries:
PROZESSOR HANS THOMA.
lebten in der Phantasie des Volkes. Und
so wie die Götter, so war auch der Mensch
für ihn nichts anderes, als ein Theil jener
grossen, gewaltigen Natur, die ihn umgab;
er lebte mit ihr, an sie war sein Schick-
sal gebunden. Die Werthschätzung des
Menschen aber erleidet immer eine Ein-
busse, wenn seine Existenz unmittelbar an
die Natur und ihre Launen geknüpft ist.
So wuchs mit dem Germanen, dem Nord-
länder, der Sinn für die Natur auf und während
er der aufgehenden Sonne als der Spenderin
von Glück und Wohlstand entgegenjubelte,
mischte er in das Brausen des Sturmes und
das Rollen des Donners die Klage über die
vernichtete Existenz. Die Natur war das Alpha
und Omega seines Lebens. Sein Hoffen und
Wünschen, sein Fürchten und Bangen, kurzum,
der Inhalt seines ganzen Daseins floss in die
Natur zurück, aus der es gekommen. Kein
Wunder, dass er sich eins mit ihr fühlte und
dass er im Tosen des Sturmwindes nur das
Christus bei Nikodemus. Oelgemälde.
angstvolle Stöhnen einer gequälten Brust
hörte, dass ihm der helle leuchtende Sonnen-
schein erschien wie das Jauchzen glück-
seliger Menschenkinder. Was bedurfte es
erst des Menschen, wo die Natur ein viel
gewaltigerer Ausdruck alles dessen zu sein
schien, was die Herzen bewegte. Das ist
das Wesen jener sogenannten landschaftlichen
Stimmungen, dass wir der Natur unsere
eigenen Empfindungen unterschieben und sie
so zum Grandiosen gesteigert auf uns zurück-
wirken lassen. Kein Land erscheint ge-
eigneter, um solche Stimmungen wieder-
zugeben, als Italien. Eine Reihe glänzender
Künstlernamen hatte es in den vergangenen
Jahrhunderten hervorgebracht, glänzender als
irgend ein anderes Land sie je besessen.
Was aber haben sie aus der Natur ihres
Landes geschöpft? Eindringlicher als irgend
wo anders hat sie zu ihnen gesprochen, aber
sie haben sie nicht reden hören. Man Hess
die Schätze des eigenen Landes ungehoben,
Dr. F. Fries:
PROZESSOR HANS THOMA.
lebten in der Phantasie des Volkes. Und
so wie die Götter, so war auch der Mensch
für ihn nichts anderes, als ein Theil jener
grossen, gewaltigen Natur, die ihn umgab;
er lebte mit ihr, an sie war sein Schick-
sal gebunden. Die Werthschätzung des
Menschen aber erleidet immer eine Ein-
busse, wenn seine Existenz unmittelbar an
die Natur und ihre Launen geknüpft ist.
So wuchs mit dem Germanen, dem Nord-
länder, der Sinn für die Natur auf und während
er der aufgehenden Sonne als der Spenderin
von Glück und Wohlstand entgegenjubelte,
mischte er in das Brausen des Sturmes und
das Rollen des Donners die Klage über die
vernichtete Existenz. Die Natur war das Alpha
und Omega seines Lebens. Sein Hoffen und
Wünschen, sein Fürchten und Bangen, kurzum,
der Inhalt seines ganzen Daseins floss in die
Natur zurück, aus der es gekommen. Kein
Wunder, dass er sich eins mit ihr fühlte und
dass er im Tosen des Sturmwindes nur das
Christus bei Nikodemus. Oelgemälde.
angstvolle Stöhnen einer gequälten Brust
hörte, dass ihm der helle leuchtende Sonnen-
schein erschien wie das Jauchzen glück-
seliger Menschenkinder. Was bedurfte es
erst des Menschen, wo die Natur ein viel
gewaltigerer Ausdruck alles dessen zu sein
schien, was die Herzen bewegte. Das ist
das Wesen jener sogenannten landschaftlichen
Stimmungen, dass wir der Natur unsere
eigenen Empfindungen unterschieben und sie
so zum Grandiosen gesteigert auf uns zurück-
wirken lassen. Kein Land erscheint ge-
eigneter, um solche Stimmungen wieder-
zugeben, als Italien. Eine Reihe glänzender
Künstlernamen hatte es in den vergangenen
Jahrhunderten hervorgebracht, glänzender als
irgend ein anderes Land sie je besessen.
Was aber haben sie aus der Natur ihres
Landes geschöpft? Eindringlicher als irgend
wo anders hat sie zu ihnen gesprochen, aber
sie haben sie nicht reden hören. Man Hess
die Schätze des eigenen Landes ungehoben,