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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Fries, F.: Deutsche und italienische Kunst in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0131
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Deutsche und italienische Kunst in Frankfurt.

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weil man ihren Werth nicht verstand. Erst
deutsche und niederländische Künstler mussten
nach Italien kommen, um seine Schätze zu
bergen. Sind aber die Italiener deswegen
weniger bedeutende Künstler gewesen, weil
ihnen das heraufziehende Gewitter mit den
blauschwarzen Wolkenmassen, weil ihnen
das Glitzern der Sonne auf dem Meere, weil
ihnen der Bach, der sich silberschimmernd
durch die Wiesen schlängelt, nichts zu sagen
hatte, kurzum, weil ihnen offenbar ein Organ
fehlte, um Dinge aufnehmen zu können, die
den nordischen Künstlern sich offenbarten
und die diese zu ihren hervorragendsten
Leistungen zu begeistern vermochten? Der
malerische Reiz der Landschaft, die Poesie
der sogenannten Stimmungen ist ihnen ver-

schlossen geblieben, oder besser gesagt, sie
haben dies nicht für werth gehalten, dar-
gestellt zu werden; was aber ihren bild-
nerischen Trieb immer und immer wieder in
Anspruch nahm, das war der Mensch. Er
war für sie »der Opal der tausend schöne
Farben spielte«, der, je nachdem er von
der Sonne ihres Genius beschienen wurde,
immer neue Strahlen erblitzen Hess. Und
so wie man um denselben Mittelpunkt eine
unendliche Menge von Kreise zu legen ver-
mag, so auch erscheint der Mensch als der
Mittelpunkt, der die Bestrebungen der
italienischen Künstler zusammenhält. Die
Natur war in Italien üppig, verschwenderisch;
willig spendete sie was man von ihr ver-
langte. Sie erschien wie die Dienerin,

HANS THOMA.

Märchen-Erzählerin.
 
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