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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Jan Toorop - im Haag
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0272
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Jan Toorop.

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Kindern, mit denen er phantastische Streif-
züge nach den Wasserfällen und in die Ur-
wälder unternahm. Er bemüht sich auch
bereits als Knabe, seine Eindrücke durch
allerlei Kritzeleien festzuhalten. Seine Lieb-
lingsmotive lieferten ihm die Fischfang-
Ausflüge, auf welche er den Vater zwischen
die Korallen-Riffe begleitete. Allein auch
die abenteuerlichen Gegenstände und Formen,
welche er in den Wohnungen seiner ein-
geborenen Spielkameraden bemerkte, erregten
schon früh seine Aufmerksamkeit. Höchst
merkwürdig ist auch die Märe von seiner
ersten Bekanntschaft mit dem Gotte Buddah,
der späterhin in seinem Leben und in seinem
Werke eine so grosse Rolle spielen sollte:
Einst kamen sie des Nachts auf einen Berg,
wo sie von einem Chinesen aus besonderer
Höflichkeit in einer Pagode beherbergt

wurden. Als der kleine Jan erwachte
und das Götzenbild des Buddah von
der Morgensonne beleuchtet sah, befiel ihn
ein solches Entsetzen, dass er mit lautem
Geschrei davon lief. — Er kam dann in eine
Kostschule in Batavia. Seine Eltern hat er
von da ab nie mehr wieder gesehen, denn
als er später nach Europa reiste, kam das
Schiff, auf dem seine Mutter zum Abschied-
nehmen nach Batavia fuhr, zu spät. Sie und
der Vater starben, während der Sohn sich in
Brüssel in Gefahr befand, zu erblinden.

Toorop hatte sich also bis zu seinem 13.
Lebensjahre in Holländisch Indien aufgehalten.
Noch heute summt er die einförmigen, wohl-
lautenden Gesänge der Einheimischen zu-
weilen vor sich hin. Er ist überhaupt der
Musik leidenschaftlich zugethan. Seitdem
ihm jedoch ein lieber Freund, ein begabter

JAN TOOROP—IM HAAG.

Die Rastlosen„(»Les Jiodeurs«J. Kreide-Zeichnung.
 
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