Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (4.1899)

Vlämischc Kunst-Ausstellung in Krefeld.

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MAX ALEX. NICOLAI—MÜNCHEN. Pianino-Gehäuse. Lob. Erw.

VI. Wettbewerb der »Deutschen Kunst und Dekoration«.

Gehen wir nunmehr über zur Betrach-
tung der plastischen Abtheilung, so drängt
sich uns. die Beobachtung auf, dass ein
Werk, Meunicr's »Hammermeister« alle
übrigen Bildwerke wie ein Gigant überragt.
Ausruhend von seiner schweren Arbeit steht
er da, gelehnt auf die grosse Feuerzange;
die ganze sehnige, mächtige Gestalt eine
Verherrlichung der Arbeit, der physischen
Kraft. Meunier ist Realist, aber er veredelt
seine Gestalten durch die Grösse der Auf-
fassung. Ueber ihnen liegt es wie leise
Melancholie, die sich oft bis zur Tragik
steigert, wie stummes, wenn auch unbe-
wusstes Ergeben in das unvermeidliche
Schicksal. Und diese Ruhe gibt ihnen
etwas Klassisches, Erhabenes. Der Hammer-
meister war dasjenige Werk, mit dem Con-
stantin Meunier als 56jähriger Mann zum
ersten Mal wieder als Plastiker vor die

Oeffentlichkeit trat, und womit er die ganze
Wucht und Grösse seines plastischen Ta-
lentes bekundete. Meunier's Einzelfiguren
sind stets in erhabener Ruhe gebildet; selbst
in Schilderungen grössten Affektes wie im
»Verlorenen Sohn«, im »Grubengas« ist es
der Moment des versteinerten Schmerzes,
der dem befreienden Lösen der Spannung
vorangeht, oder der Ruhe, die der Erregung
folgt. In seinen Reliefs dagegen stellt er
den Arbeiter in der Bewegung, handelnd
dar. Meunier hat noch einen Studienkopf
zu seinem grossen Denkmal zur Verherr-
lichung der Arbeit gesandt, den Kopf
eines jungen Mannes aus der Gruppe der
Schnitter, die mit anderen Vertretern der
Arbeit, Bergleuten, Fabrikarbeitern u. a.
den Sockel schmücken sollen. Das Denk-
mal der Arbeit ist ein Werk, dem Meunier
jetzt seine ganze Kraft widmet.