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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Crous, Lili: Vlämische Kunst-Ausstellung in Krefeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0316
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586

I^ih Crous:

Georg A. stroedel—dresden-a. Kalender-Entwurf. I, Preis: 600 Mk.

Eingeschaltetes Preis-Ausschreiben (Januar 1899) für die Firma M. J. Emden Söhne—Hamburg.

Wie Meunier so bringt auch Paul Du-
bois ausser anderen Arbeiten eine Schilder-
ung aus dem mühevollen Leben des Volkes.
Es ist die »Vrouw met den zak«, eine noch
junge Arbeiterfrau, die abgearbeitete, ma-
gere Gestalt gebeugt unter der schweren
Last auf ihrem Rücken, eine ungemein
lebensvolle und packende Darstellung, An
die genannten Künstler reicht J. de Rudder
nicht heran. Seine Vielseitigkeit, die sich
in einem Fliesengemälde aus Porzellan, in
Porzellangefässen, barocken Reliefmasken
aus Thon, in Arbeiten aus Bronze und Zinn
kundgibt, entschädigt nicht für den fehlenden
künstlerischen Ernst. Es verdient indess
bemerkt zu werden, dass seine lebensgrosse
weibliche Nacktfigur »Die Wahrheit« — die
aus einer früheren Schaffensperiode stammt
— ein tüchtiges Können bezeugt. J. Dillens
ist ein noch junges, vielversprechendes Ta-
lent. Unter seinen Werken ist eine Grab-
figur wohl das Bedeutendste. Dieser kind-
liche Engel, der sich eben niedergelassen
hat und der Seele des im Grabe Ruhenden
winkt, ihm zu folgen, hat etwas Rührendes.
Das Wesenlose der Gestalt und die herab-
schwebende Bewegung sind vortrefflich zum
Ausdruck gebracht. Anziehend ist auch die
Doppelbüste zweier Kinder und eigenartig

sein Kopf der »Minerva«. Dagegen wirkt
ein Heiliger, »Sebastian«, noch ziemlich kon-
ventionell. Theodor Vincotte ist ein ener-
gischer Künstler, dessen Formen eine harte,
eindringliche Sprache reden. Der durch-
furchte, alte Karakterkopf des »Catilina« ist
ein bedeutendes Werk wie seine »Medusa«,
deren Blick in der That bannend und er-
starrend wirkt. Der in seinem Vaterlande
mit Recht hoch angesehene P. Bracke sandte
eine Gruppe »Weduwe« genannt, eine Frau,
die ihre beiden Kinder schmerzvoll an sich
pressend vor einem Grabe kniet. Sie ist
ergreifend durch die schlichte Einfachheit
der Darstellung. Die »Macht der Bioemen«
nennt er den Marmorkopf eines jungen
Mädchens, welches mit leicht rückwärts ge-
beugtem Haupt und geöffneten Lippen, wie
berauscht den Duft der Rosen an ihrer Brust
trinkt. Der als Maler und Bildhauer be-
kannte Graaf de Lalaing ist mit einer Bronze-
gruppe »Tiger und Schlange« vertreten, die
von seinem grossen Talent als Thierbildner
Zeugniss gibt. Geistvoll und fesselnd ist auch
die Büste einer Frau, deren röthlich geäderter
Marmor den Eindruck pulsirenden Lebens
weckt. Interessante Werke bringen ferner
L. Mast und G. Minne. Letzterer ist ein
junges, eigenartiges Talent, dessen Schöpf-
 
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