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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

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Dezentralisation der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0137

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DEZENTRALISATION
DER KUNST! — Das ist jetzt das
Losungswort, welches allerorten erschallt.
In den bildenden Künsten heisst es: »Los von
München!«, in der Literatur: »Los von Berlin!« uO
Mag hierin auch eine gewisse Uebertreibung liegen uO
denn im Grunde kann ja gar nicht angezweifelt werden, dass
Berlin und München auch in Zukunft als Vororte deutschen
Geistes-Lebens gelten werden — so ist doch diese Bewegung
als eine gesunde Entwickelung zu begrüssen. Das Beispiel,
welches der Grossherzog von Hessen mit der von ihm nach
Darmstadt berufenen Künstler-Kolonie gegeben, hat ermunternd
und anfeuernd gewirkt. Und so besinnt man sich auch in
Württemberg wieder auf die heimathlichen Traditionen und be-
müht sich, die materielle Blüthe des im gesegneten und in admini-
strativer Hinsicht oft als »Muster-Staat« gepriesenen Schwaben-
Lande so vielseitig entwickelten Kunstgewerbes zu vereinigen
mit dem neuzeitlich-künstlerischen Wesen der Kunst. Niemand
wird sich dauernd der Erkenntniss verschliessen können, dass
jetzt die Zeit des Handelns herangekommen ist. Schliesslich
ist mit Schlagworten nichts gethan. Die Stätten deutschen
Kultur-Lebens, welche nun den Ehrgeiz zeigen neben Berlin
und München Mittelpunkte des Kunst-Schaffens zu werden,
müssen sich diese Stellung durch wirklich werthvolle Arbeit
erringen. Entscheidend wird dabei stets in erster Linie
die Wahl der Künstler sein und es wird sich immer
fragen, ob diejenigen Männer, welche berufen werden,
selbständige Geister sind, die das Gut künstlerischer
Gedanken aus erster Hand darreichen können,
oder nur solche, die das, was andere er-
rungen haben, geschickt auszu-
nutzen verstehen. Daher
 
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