Dr. Karl Mayr—München:
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feierliches oder unsäglich
lustiges Stück der ganzen
Weltliteratur hören kann.
— Die Pioniere sind
schon da. Man denke
an Stucks Haus in Mün-
chen, oder an Erlers ein-
zigartigen Musik-Raum
in der Breslauer Villa
Neisser, die in dieser Zeit-
schrift publiziert worden
ist (siehe »Deutsche
Kunst und Dekoration«,
IV. Jahrgang Heft 6).
Führende Geister, wie
Herrn. Muthesius, haben
auch aus ähnlichen Anzeichen bereits die Konse-
quenzen gezogen und rufen nach der Zeit, wo
wieder Wandbilder integrierende Bestandteile
höherer Lebenskultur sein werden (siehe dessen
Bericht über die Welt-Ausstellung in St. Louis
»Deutsche Kunst und Dekoration« 1904).
Auch W. v. Beckerath war so glücklich, in
diesem Sinne eine Bibliothek und einen Musikraum
im Hause Schöller in Frankfurt a. M. herstellen
zu dürfen. Aus den Proben dieses Heftes ersieht
man, dass W. v. Beckerath mit vollem Recht zu
denjenigen gezählt wird, welche unter der jungen
Generation für solche Aufgaben vorzüglich geeignet
sind. Zu Krefeld im Jahre 1868 geboren, ent-
stammt er der bekannten rheinischen Familie, die
716
mit dem geistigen Leben unseres Vaterlandes so
vielfach rühmlich verknüpft ist. Düsseldorf gab
ihm seine zeichnerische Grundlage, aber auch
nicht mehr. Er war nahe daran, seine Begabung
in den grossen Hexenkessel der Düsseldorfer Auf-
träge einzuschneiden; da riss er sich entschieden
von allen Lockungen los und ging (im Jahre 1899)
nach München. Hier wurde er frei vom Hauche
der verführerischen Gartenstadt, die schon so viele
in ihrer weichlichen Umarmung erstickt hat, zog
einen Strich unter seine Vergangenheit und es
gelang ihm, seine herbe, strenge, dem Grossen
zugewandte Natur zu ihrer eigentlichen Leistungs-
fähigkeit zu entwickeln. Beim Aufgang der deko-
rativen Bewegung dünkte auch er sich nicht zu
gut, Einrichtungen zu zeichnen, in die Schreiner-
werkstätten zu gehen, mit dem Ziseleur zu arbeiten
und einem Anstreicher die Farbe zu mischen. In
Badenweiler hat er ein Sanatorium für Lungen-
kranke mustergiltig ein-
gerichtet und damit eine
neue Aufgabe mit vor-
bildlicher Konsequenz
gelöst. Der Reiz seiner
Schmucksachen kommt
in den Abbildungen
nicht ganz zur Geltung.
Immerhin ist ihre sach-
liche, ruhige Art wohl
zu spüren, so etwa in
der Goldbrosche (Abb.
S. 721) und in dem
Silberkollier mit den
Mondsteinen und au
cabochon geschliffenen
W. V. BECKERATH.
Studien.
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feierliches oder unsäglich
lustiges Stück der ganzen
Weltliteratur hören kann.
— Die Pioniere sind
schon da. Man denke
an Stucks Haus in Mün-
chen, oder an Erlers ein-
zigartigen Musik-Raum
in der Breslauer Villa
Neisser, die in dieser Zeit-
schrift publiziert worden
ist (siehe »Deutsche
Kunst und Dekoration«,
IV. Jahrgang Heft 6).
Führende Geister, wie
Herrn. Muthesius, haben
auch aus ähnlichen Anzeichen bereits die Konse-
quenzen gezogen und rufen nach der Zeit, wo
wieder Wandbilder integrierende Bestandteile
höherer Lebenskultur sein werden (siehe dessen
Bericht über die Welt-Ausstellung in St. Louis
»Deutsche Kunst und Dekoration« 1904).
Auch W. v. Beckerath war so glücklich, in
diesem Sinne eine Bibliothek und einen Musikraum
im Hause Schöller in Frankfurt a. M. herstellen
zu dürfen. Aus den Proben dieses Heftes ersieht
man, dass W. v. Beckerath mit vollem Recht zu
denjenigen gezählt wird, welche unter der jungen
Generation für solche Aufgaben vorzüglich geeignet
sind. Zu Krefeld im Jahre 1868 geboren, ent-
stammt er der bekannten rheinischen Familie, die
716
mit dem geistigen Leben unseres Vaterlandes so
vielfach rühmlich verknüpft ist. Düsseldorf gab
ihm seine zeichnerische Grundlage, aber auch
nicht mehr. Er war nahe daran, seine Begabung
in den grossen Hexenkessel der Düsseldorfer Auf-
träge einzuschneiden; da riss er sich entschieden
von allen Lockungen los und ging (im Jahre 1899)
nach München. Hier wurde er frei vom Hauche
der verführerischen Gartenstadt, die schon so viele
in ihrer weichlichen Umarmung erstickt hat, zog
einen Strich unter seine Vergangenheit und es
gelang ihm, seine herbe, strenge, dem Grossen
zugewandte Natur zu ihrer eigentlichen Leistungs-
fähigkeit zu entwickeln. Beim Aufgang der deko-
rativen Bewegung dünkte auch er sich nicht zu
gut, Einrichtungen zu zeichnen, in die Schreiner-
werkstätten zu gehen, mit dem Ziseleur zu arbeiten
und einem Anstreicher die Farbe zu mischen. In
Badenweiler hat er ein Sanatorium für Lungen-
kranke mustergiltig ein-
gerichtet und damit eine
neue Aufgabe mit vor-
bildlicher Konsequenz
gelöst. Der Reiz seiner
Schmucksachen kommt
in den Abbildungen
nicht ganz zur Geltung.
Immerhin ist ihre sach-
liche, ruhige Art wohl
zu spüren, so etwa in
der Goldbrosche (Abb.
S. 721) und in dem
Silberkollier mit den
Mondsteinen und au
cabochon geschliffenen
W. V. BECKERATH.
Studien.