Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

DOI Artikel:
Ostini, Fritz von: Julius Diez - München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0023

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Julius Diez—München.

mit kluger Ökonomie seine starken Gegensätze
anwendet. Alles andere war Eigenes, seine
Formensprache und seine Gedanken. Und vor
allem, wie gesagt, sein eigenartiger Humor, der
ihn jedes Ding unter anderem Gesichtswinkel
sehen läßt, als es die Alltagsmenschen sehen
würden. Die Vignetten, am Schlüsse dieses
Aulsatzes eingefügt, geben einen Begriff von
dem, was ich meine. Da hat alles seinen Hu-
mor, der Liebesgott auf dem Ballsaallüster,
derPutto auf dem Glückstier, wie der, welcher
der maskierten Krinolinendame die Schleppe
trägt und die antike Maske, aus deren weitem
Mund die Rosen quellen. Kein Humor, der
grinst und Witzchen macht, nur einer, der den

Dingen launig eine besondere Deutung gibt
und immer mit Grazie verschwistert ist. Mit
einer herben Grazie freilich, nicht mit einer
süßen! Das Ganze ist anmutig bei Diez, im
Einzelnen hat er seine Schrullen. Ein glatt
holdseliges Gesicht gibt er seinen Geschöpfen
selten und wenn er das Nackte schildert, stattet
er es nicht immer mit sinnlichen Reizen aus.
In seinen kantig geschnittenen Gesichtern, in
seinen leicht schematisierten, selten sehr run-
den Akten steckt groteskes Wesen, lächelt der
Schalk. Auch da, wo das Ganze hoch ernst
ist — wie in den Grotesken der Renaissance,
wo ja auch die zarteste Zierlichkeit oft mit
der bizarrsten Verzerrung zusammengeflochten

9
 
Annotationen