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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Lang-Danoli, Hugo: Moyssey Kogan - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0338

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H. Lang-Danoli:

MOYSSEY KOGAN-MÜNCHEN.

»Du Menschenbild, das ich so innig liebe,
Ein Vermächtnis habe ich Dir zu lassen,
Das singt heut seligleise mir im Blut«.

Mombert: Der Denker.

Bestünde nicht Hoffnung, daß die Schöp-
fungen Kogans selbst die Gabe der
Rede besitzen und in dem musikalischen
Rhythmus, der sanften Schönheit ihrer Linien
sich unmittelbar jeder empfänglichen Seele
mitteilen, — daß beide, der Einfache und der
Vielfältig-Veranlagte, in ihnen ein Gemein-
sames, Beglückendes finden werden, so er-
schienen alle begleitenden Worte unnütz.

Begeisterung und — Sachlichkeit sind beide
gleich zwecklose Anwälte echter Kunst! Und
doch bedürfte es zweier Erklärungsweisen,
zweier Sprachen, um mitzuhelfen, daß auf die
Werke Kogans endlich die Aufmerksamkeit
gelenkt wird, die ihrer Bedeutung zukommt.

Unterhaltsam berichtend für die Vielen:
Seht da ein homo novus, ein Begnadeter, der
seit Jahren, von Wenigen erkannt, in Euren

Mauern weilt und dort eine zweite Heimat
fand. Ein Sonderling, dem die Kunst nicht
die „melkende Kuh" ist, ein Narr, der, als ihm
vor Jahren zur Zeit der schwersten Entbehrung
von erkennender Seite ein Auftrag zuteil
wurde, der ihm die ungestörte Arbeit zweier
Jahre ermöglichte, — weinte, weil seine Kunst
um Brot ging. Ein ganz Unverbesserlicher mit
staunenswerten Idealen, dem es nur um die
Kunst selbst zu tun ist, ein Weltschmerzlicher,
mit Heilandsgedanken für die Menschheit.

Mit keinem Schlager tritt er auf den Plan.
Sondern mit kleinen Plaketten und Medaillen,
an denen auch der offizielle Kunstverständige
achtlos vorübergeht. Unvollendet stehen in
schmerzlicher Schönheit seine Marmortorsi;
— dazwischen reiht sich Tafel an Tafel: ein
Spiel edler Körper — Gedichte in Wachs —

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