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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Michel, Wilhelm: Das Malerische
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0118

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PROFESSOR EMU, ORI.IK HK.KI.IN.

Gemälde: »Berglandschaft«

DAS MALERISCHE.

VON W. MICHEL-M UNCN EN.

Denn was außen ist, ist innen". Dieser
Satz, in dem sich der Goethesche Mo-
nismus mit dem romantischen Monismus be-
gegnet, ist zum Leitsatz unserer Betrachtung
der Künste geworden. Technik ist uns keine
bloße Angelegenheit der Hand mehr. Sie ist
Ausdruck psychischer Realitäten, in einem viel
höheren Grade, als es früher der „Gegenstand"
des Kunstwerkes gewesen. Wir meinen sogar
in Dingen wie dem Pinselstrich, dem Farbenvor-
trag, der Farbenrhythmik usw. unmittelbarere
Manifestationen des Künstlers zu finden, als
im Ideengehalt seiner Schöpfungen. Oder viel-
mehr : diesen Ideengehalt finden wir gerade

im Technischen am klarsten ausgedrückt. —
Die wilden flammenartigen Pinselornamente
eines van Gogh werden uns zu Verrätern der
Brunst und Glut, die diese spröde Natur durch-
wühlte. Wir halten die Technik für das Un-
mittelbare und eigentlich Rätselhafte am Künst-
ler, und reden deshalb von ihr wie von Ge-
dichten, wie von Naturlauten und Interjek-
tionen des Gefühls.

Daß das Äußere ein Inneres ist und um-
gekehrt, das bildet die Voraussetzung für die
Aphorismen über das Malerische, die ich geben
will. Schade nur, daß dem Eigenschaftsworte
„malerisch" kein Hauptwort entspricht, nicht

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