Emil Orlik—Berlin.
Rankenwerk zarter Linien übersponnen und
mit Leuchtgestein inkrustiert, mit der gül-
denen Stiege, über die der Chor der Diene-
rinnen als ein Farbenreigen, blumenstreuend,
musikumklungen wogte. Und dann das Win-
termärchen mit der glücklichen Stilmisch-
ung der strengen Raumbilder, der Hofszenen
zwischen schweren Faltenvorhängen und der
heiteren Pastorale, die erst hinter Schleier
schimmernd, dann sonnenhell auf einem Fabel-
landschaftsteppich aufging: blumenbestickter
Rasenabhang, Bäume in farbigen Floren, schim-
mergrün und seidengelb, überrieselt von einem
Blütenregen, und im Hintergrund die breit-
gelagerten Häuser und der buntbewimpelte
Mastenwald der Schiffe als Flächenornamente.
Die zum Schildern so dankbare dekorative
Tätigkeit Orliks wurde in dieser Charakteristik
besonders betont, das soll aber nicht bedeu-
ten, daß in Orliks Werk das „Kunstgewerb-
liche" an Qualität die gestaltende Kunst über-
wiegt. Daß er gestalten kann, zeigen seine
außerordentlichen graphischen Porträts.
Sie erfassen ihre Menschen frappant, sie
unterwerfen ihre Handschrift hingebungsvoll
den Bedingungen der Technik und sie locken
dabei die letzte Ausdrucksmöglichkeit aus ihr
heraus. So ist gebannt Josef Hoffmann aus
der Orlik verwandten Wiener Geschmacks-
gruppe, so Ferdinand Hodlers und Hermann
Bahrs Haarbusch-Häupter.
Immer gibt es Anregung in Orliks Arbeiten
und seine sichere künstlerische Tugend bleibt,
daß er niemals langweilig wird. — f. p.
103
Rankenwerk zarter Linien übersponnen und
mit Leuchtgestein inkrustiert, mit der gül-
denen Stiege, über die der Chor der Diene-
rinnen als ein Farbenreigen, blumenstreuend,
musikumklungen wogte. Und dann das Win-
termärchen mit der glücklichen Stilmisch-
ung der strengen Raumbilder, der Hofszenen
zwischen schweren Faltenvorhängen und der
heiteren Pastorale, die erst hinter Schleier
schimmernd, dann sonnenhell auf einem Fabel-
landschaftsteppich aufging: blumenbestickter
Rasenabhang, Bäume in farbigen Floren, schim-
mergrün und seidengelb, überrieselt von einem
Blütenregen, und im Hintergrund die breit-
gelagerten Häuser und der buntbewimpelte
Mastenwald der Schiffe als Flächenornamente.
Die zum Schildern so dankbare dekorative
Tätigkeit Orliks wurde in dieser Charakteristik
besonders betont, das soll aber nicht bedeu-
ten, daß in Orliks Werk das „Kunstgewerb-
liche" an Qualität die gestaltende Kunst über-
wiegt. Daß er gestalten kann, zeigen seine
außerordentlichen graphischen Porträts.
Sie erfassen ihre Menschen frappant, sie
unterwerfen ihre Handschrift hingebungsvoll
den Bedingungen der Technik und sie locken
dabei die letzte Ausdrucksmöglichkeit aus ihr
heraus. So ist gebannt Josef Hoffmann aus
der Orlik verwandten Wiener Geschmacks-
gruppe, so Ferdinand Hodlers und Hermann
Bahrs Haarbusch-Häupter.
Immer gibt es Anregung in Orliks Arbeiten
und seine sichere künstlerische Tugend bleibt,
daß er niemals langweilig wird. — f. p.
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