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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Ostini, Fritz von: Julius Diez - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0029

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Julius Diez—München.

PROFESSOR JULIUS DIEZ—MÜNCHEN.

Gemälde; »Der Kuppler«.
Im Besitz des Kg;l. Kupfersticlikabinetts—München.

war. Auf ganz bewußte dekorative Wirkungen
geht er immer aus, auch wenn er Buchse nuck
entwirft, illustriert, oder — selten genug! —
ein Staffeleibild malt. Diese Diezschen Staf-
feleibilder sind im Grunde stets doch verklei-
nerte Wandgemälde, auch wenn sie ganz intime
malerische Reize haben. Alles ist über das
Flüchtige, Zufällige hinausgehoben und im
Kerne monumental und oft ist solch ein Staf-
feleibild in seinen Farbflecken, wie in seinen
Linien ganz streng stilisiert — man sehe z.B.
das obenstehende Bild, den „Kuppler", an,
oder die „Galante Unterhaltung". Er kommt
nie aus seiner Richtung, was er anpackt!

Je nach den Zwecken seines Buchschmucks
hat Diez Dinge gezeichnet, die sich gotisch
ausnahmen oder barock, dann wieder die
Grazie des Rokoko, oder die behäbige Zier-
lichkeit des Biedermeierstils zu haben schie-
nen. Es war immer Täuschung, immer war's
unverfälschter Diez. Was da Gotik oder Bie-
dermeierei vortäuschte, war meist nur das
Gegenständliche, das den wirklichen, den
künstlerischen Stil der Sache nicht berührte.
Der stammt aus des Malers ureigener An-
schauungsweise und weil er ein echter Sohn

seiner Zeit ist, ist auch — man verzeihe das
verfängliche und vielmißbrauchte Wort! — sein
Stil schlechthin modern!

Er hat ihn vielfach an kleineren Aufgaben
geübt und das war gewiß kein Unglück — fand
er doch dadurch die Möglichkeit zu freierem
Schaffen und die Popularität, die ihm dann auch
größere Aufträge brachte. Aber diese kleinen
Schöpfungen, die zahllosen und prachtvollen
ernsten und heiteren Zeichnungen für die
Jugend, die Exlibris und Vignetten, sind schließ-
lich doch nur Übergangsarbeiten oder Dinge
gewesen, die so nebenher abfielen. Seine
Begabung drängt ins Große. Man spürt es an
dem schweren Gehalt jener dekorativen Klei-
nigkeiten und spürt es noch viel mehr an den
wirklich großen Dingen, die er schaffen durfte.
Da ist's oft, wie ein jauchzendes Aufatmen,
da gewinnt er erst Wucht und Bedeutung! Er
ist geschickt und geschmackvoll genug, sich
auch mit dem kleinen Format abzufinden.
Aber er muß sich schließlich doch hinein-
zwängen und die rechte Freude hat er dann
erst, wenn er sich auf großen Flächen ausleben
darf. Dann gibt er das Beste, was er hat, zur
Arbeit: sein ungewöhnlich vornehmes archi-

1910. t. 2.

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