PROFESSOR JULIUS DIEZ - MÜNCHEN.
Gemälde; »Walpurgisnacht«.
Ions, die Julius Diez für das Wiesbadener Kur-
haus geschaffen hat. Sie sind von wahrhaft
festlicher Heiterkeit. Anders wieder faßte er
seine Aufgabe, als es galt, die große Halle
in German Bestelmeyers stattlichem Neubau
der Münchner Universität mit musivischem
Schmuck zu versehen. Die ganze gewaltige
Ostwand des imposanten Raums stand dem
Künstler zur Verfügung und die Aufgabe, in
Schmuck dieser großen Fläche den architek-
tonischen Gedanken des Ganzen, so zu sagen,
zu krönen, war schwer und reizvoll genug.
Es galt, diskret und doch stark zu sein, die
Fläche zu gliedern und zugleich geschlossen zu
halten, Reichtum mit Einfachheit zu verbinden
— und Diez hat alle diese Widersprüche mit
Klugheit und Geschmack gelöst. Über der
stucco-lustroVerkleidung jener Wand, derhalb-
runden Stirnwand eines Tonnen-Gewölbes,
prangt zwischen feingegliederten Stuckpfeiler-
chen, die vergoldet sind, das dreiflügelige, von
einem giebelartigen Feld gekrönte Mosaikbild.
Die Harmonie von Gold, Grün und dunklen
grauen Farben, in der es gehalten ist, nimmt
den Gesamtton der Steinverkleidung der un-
teren Wandpfeiler und Sockel wieder auf, die,
ganz einfach an Form, nur durch die Schönheit
ihres Materials wirken. Auf den Seitenflügeln
des eigentlichen Bildes sehen wir geflügelte
Genien im Profil; sie tragen die Attribute der
Göttin der Weisheit. Und den Born des Wis-
sens, der an dieser Stelle quillt — rings um
den Raum reihen sich die Hörsäle — schildert
das Mittelstück. Zierliche Putten tragen das
obere Becken des Springbrunnens, Medaillons
mit den Symbolen der vier Fakultäten umgeben
ihn. Das Ganze ist von einer frohen Feierlich-
keit, gleich weit weg von akademischer Steif-
heit, wie von Extravaganz. Über dem, aus kost-
barem Marmor gefertigten Portal des „Gros-
sen Hörsaals", der dieser Wand gegenüberliegt,
prangt ein anderes Mosaikbild nach Diezschem
Entwurf: die Wissenschaft in blauem Gewände,
ihre goldenen Samen aussäend. Es wird er-
zählt, daß sich hochmögende Herren selbst an
dieser Stätte der Weisheit sehr ablehnend
gegen Diezens Entwurf verhielten, weil ihnen
die charaktervolle Gestalt der Samenstreuerin
nicht „schön" genug war. Man sieht's mit bit-
terem Lachen immer wieder, wie wenig Frei-
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Gemälde; »Walpurgisnacht«.
Ions, die Julius Diez für das Wiesbadener Kur-
haus geschaffen hat. Sie sind von wahrhaft
festlicher Heiterkeit. Anders wieder faßte er
seine Aufgabe, als es galt, die große Halle
in German Bestelmeyers stattlichem Neubau
der Münchner Universität mit musivischem
Schmuck zu versehen. Die ganze gewaltige
Ostwand des imposanten Raums stand dem
Künstler zur Verfügung und die Aufgabe, in
Schmuck dieser großen Fläche den architek-
tonischen Gedanken des Ganzen, so zu sagen,
zu krönen, war schwer und reizvoll genug.
Es galt, diskret und doch stark zu sein, die
Fläche zu gliedern und zugleich geschlossen zu
halten, Reichtum mit Einfachheit zu verbinden
— und Diez hat alle diese Widersprüche mit
Klugheit und Geschmack gelöst. Über der
stucco-lustroVerkleidung jener Wand, derhalb-
runden Stirnwand eines Tonnen-Gewölbes,
prangt zwischen feingegliederten Stuckpfeiler-
chen, die vergoldet sind, das dreiflügelige, von
einem giebelartigen Feld gekrönte Mosaikbild.
Die Harmonie von Gold, Grün und dunklen
grauen Farben, in der es gehalten ist, nimmt
den Gesamtton der Steinverkleidung der un-
teren Wandpfeiler und Sockel wieder auf, die,
ganz einfach an Form, nur durch die Schönheit
ihres Materials wirken. Auf den Seitenflügeln
des eigentlichen Bildes sehen wir geflügelte
Genien im Profil; sie tragen die Attribute der
Göttin der Weisheit. Und den Born des Wis-
sens, der an dieser Stelle quillt — rings um
den Raum reihen sich die Hörsäle — schildert
das Mittelstück. Zierliche Putten tragen das
obere Becken des Springbrunnens, Medaillons
mit den Symbolen der vier Fakultäten umgeben
ihn. Das Ganze ist von einer frohen Feierlich-
keit, gleich weit weg von akademischer Steif-
heit, wie von Extravaganz. Über dem, aus kost-
barem Marmor gefertigten Portal des „Gros-
sen Hörsaals", der dieser Wand gegenüberliegt,
prangt ein anderes Mosaikbild nach Diezschem
Entwurf: die Wissenschaft in blauem Gewände,
ihre goldenen Samen aussäend. Es wird er-
zählt, daß sich hochmögende Herren selbst an
dieser Stätte der Weisheit sehr ablehnend
gegen Diezens Entwurf verhielten, weil ihnen
die charaktervolle Gestalt der Samenstreuerin
nicht „schön" genug war. Man sieht's mit bit-
terem Lachen immer wieder, wie wenig Frei-
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