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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Ostini, Fritz von: Julius Diez - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0042

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Julius Diez—München.

PROFESSOR JULIUS DIE/. MÜNCHEN.

Wandmalerei. Ausstcllungs-Restaurant München.

ihr wollt" hat Diez nun auch Bilder von üp-
pigster Farbenfülle, Größe und Lebendigkeit
gegeben, die einmütige Bewunderung fanden.
So betraute ihn auch bald darauf der Inten-
dant der Münchner Hofbühne mit einer ver-
wandten Aufgabe: der szenischen Ausstattung
von Shakespeares „Maß für Maß", die gleich
gut gelang, ja in der Gestaltung des Architek-
tonischen vielleicht noch besser. Diez hat
speziell bei diesen Arbeiten bewiesen, daß
Vereinfachung noch nicht Armut, daß ein Fest-
halten an einheitlichem Stil keinen starren
Doktrinarismus zu bedeuten braucht. Daß der
Maler in freier Anteilnahme an der Ausgestal-
tung der Szene sehr weit gehen und sehr per-
sönlich auftreten kann, ohne dem Dichter sein
erstes Recht und der Schauspielerkunst das
zweite zu nehmen, das sie auf dem Theater
immer hat und haben wird!

Eben, da diese Zeilen geschrieben werden,
stellt Diez ein neues Werk dieser Art fertig:
die Ausstattung von Hebbels „Judith" für Max
Reinhardts Gesamt-Gastspiel im Künstler-
theater. Es handelt sich dabei nicht blos um
Entwürfe für Kostüme und Dekorationen —
die sind nur ein vorbereitender Teil der Ar-
beit. Dann aber wird jedes Gewandstück, jedes

Requisit, jeder Schuh, jede Perrücke unter den
Augen des Künstlers geschaffen, jedes Stück
Stoff, jede Litze von ihm ausgewählt, alles der
Gestalt und dem Wesen des betreffenden
Schauspielers angepaßt, die Gesamtbilder wer-
den nach malerischen Gesichtspunkten geord-
net, die Beleuchtungen ausprobiert — der
Künstler muß tätig sein bis zur letzten Szene
der Hauptprobe — soll anders etwas Gutes
und Ganzes herauskommen!

Eine neue und große Aufgabe wartet auf
Julius Diez: er soll, wie es heißt, für die
Münchner Hofbühne Goethes „Faust" künst-
lerisch bearbeiten. Kein kleines Stück nach
Erlers hochoriginellem „Faust" — aber die
Dichtung ist ja so unerschöpflich reich, daß sich
die Sache von tausend verschiedenen Seiten
anpacken läßt.

Fehlt noch die Biographie von Julius Diez:
er wurde am 8. September 1870 in Nürnberg
geboren, wurde Maler und hatte Talent, zu-
nächst aber so wenig Glück, daß er den Künst-
lerlauf fast wieder hätte aufgeben müssen.
Nur die Mutter hielt in dieser schweren Zeit
zu ihm und ermutigte ihn, auszuharren. Ohne
fremde Förderung, aus eigener Kraft rang er
sich hinauf zu dem, was er heute ist. —

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